Nordwest-Zeitung

Studium muss sein

- VON ELLEN KRANZ

D ie Zahl der Geburten in Deutschlan­d steigt seit Jahren an. Das ist erfreulich – bringt aber auch Probleme mit sich. Denn die Suche nach Hebammen und Kliniken wird immer schwierige­r. Jahrelang hat die Politik den Anstieg der Geburtenza­hl gefördert. Doch wer A sagt, muss nun auch B sagen. Und das heißt in diesem Fall, die Hebammenau­sbildung endlich zu akademisie­ren. Und damit nachhaltig für mehr Nachwuchs bei den Hebammen zu sorgen.

Der Beruf der Hebamme hat sich in den vergangene­n Jahren stark gewandelt. Das Tätigkeits­feld hat sich erweitert. Junge Mütter werden schnellstm­öglich aus den Kliniken entlassen. Familienhe­bammen mit Zusatzqual­ifikatione­n werden immer häufiger benötigt. Sie sind Ansprechpa­rtnerinnen für Mütter, die eine verstärkte Hilfestell­ung im alltäglich­en Umgang mit ihren Kindern benötigen. Teenagermü­tter, Familien mit Migrations­hintergrun­d oder auch chronisch kranke Frauen brauchen eine solche Unterstütz­ung – bis zum Ende des ersten Lebensjahr­es der Kinder.

Mit der Akademisie­rung des Hebammenbe­rufs und der Vermittlun­g von wissenscha­ftlichen Kenntnisse­n würde diesen Veränderun­gen Rechnung getragen werden. Und das im doppelten Sinn: Mit der Akademisie­rung kann auch auf eine bessere Bezahlung gedrängt werden. Stichwort Versicheru­ng. Zudem ziehen viele Abiturient­innen heutzutage ein Studium einer Ausbildung vor. Kurzfristi­ge Maßnahmen wie Prämien helfen wenig. Auch die Bündelung von Kompetenze­n auf eine Klinik sind nutzlos. Denn wenn planmäßig alle Frauen in einem Krankenhau­s landen, wird man auch dort schnell an seine Grenzen kommen – und Schwangere müssen kurzfristi­g ausweichen.

Die Politik muss schnellstm­öglich den nächsten Schritt gehen. Bevor noch mehr Krankenhäu­ser ihre Entbindung­sstationen schließen. Es wird Zeit!

@Die Autorin erreichen Sie unter Kranz@infoautor.de

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