Nordwest-Zeitung

Weil zu AfD-Aktion: „Widerlich“

Minister<räsident sieht Lehrer an =ranger gestellt

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

HANNOVER – Schon im Vorfeld hagelte es Kritik am geplanten AfD-Lehrerport­al. Doch das hinderte die niedersäch­sische AfD nicht an ihrem Vorhaben. Seit Montag nun ist die Internetse­ite www.neutrale-lehrer.de freigescha­ltet. Auf der Plattform können Schüler und Eltern sich per E-Mail beschweren, wenn sie den Eindruck haben, dass Lehrer die AfD im Unterricht in ein schlechtes Licht rücken.

Bei der Vorstellun­g der Internetse­ite, die über das Neutralitä­tsgebot für Lehrer und über Schritte bei möglichen Verstößen informiert, betonten die AfD-Vertreter, dass ein solches Portal in Niedersach­sen dringend nötig sei. Es gebe „viele Fälle“, in denen Schüler das Gefühl hätten, „dass das, was mit ihnen gemacht wird, nicht in Ordnung ist“, sagte der AfD-Bildungssp­recher Harm Rykena, ehemalige Konrektor der Grundschul­e Ahlhorn (Gemeinde Großenknet­en/Kreis Oldenburg). „Das Neutralitä­tsgebot in Schulen wird häufig missachtet“, behauptete auch Dana Guth, Fraktionsv­orsitzende der AfD im niedersäch­sischen Landtag. Sowohl die Landeschef­in als auch Ex-Lehrer Rykena räumten auf Nachfrage aber ein, Schulen in jüngster Zeit selten bis gar nicht besucht zu haben.

Unterdesse­n verurteilt­en Kritiker das an das Hamburger AfD-Lehrer-Portal angelehnte Modell aufs Schärfste. Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) teilte über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter mit: „Es ist wirklich widerlich, was an dieser Stelle geschieht: Dass einzelne Lehrerinne­n und Lehrer herausgepi­ckt und im Internet – man muss sagen – an den Pranger gestellt werden. Die AfD lässt alle Masken fallen.“Die Fraktionsv­orsitzende Guth wies die Äußerung als „völlig unqualifiz­iert“zurück und riet dem Ministerpr­äsidenten, „sich inhaltlich mit unserer Plattform zu befassen“.

Zu den Kritikern gehört auch Kai Seefried, Generalsek­retär der CDU in Niedersach­sen: „Wer heute Lehrer politisch brandmarkt, führt morgen Andersdenk­ende in Zwangsjack­en ab.“Empört zeigte sich auch Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD): „Ich verurteile diesen Schritt der AfD. Dieses Portal dient einzig und allein dazu, das Klima in der Schule zu vergiften.“

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