Nordwest-Zeitung

Sas sagt Basler über den heutigen Fußball

Gx-Profi wird an diesem Mittwoch 50 Jahre alt – Kritik an Nachwuchs-Leistungsz­entren

- VON JAN MIES UND PIRMIN CLOSSE

Als Spieler ließ er sich nie verbiegen – und das ist bis heute so geblieben. Er erzählt, warum er als Trainer nie einen Laptop vom Verein bekommt.

FRAGE: Mirr sasler, kurz vor ihrem 50. Geburtstag mussten Sie eine komplizier­te Zahn-OP vornehmen lassen. Kuchen essen und mit einem Bierchen anstoßen geht aber schon wieder, oder?

MARIO BASLER: Ja, soweit ist alles gut verlaufen.

FRAGE: Wie feiern Sie denn? BASLER: Im Kreis meiner Lieben, also mit Familie, Freunden und dem ein oder anderen Kollegen. Lothar Matthäus kommt voraussich­tlich auch vorbei, wie auch Thomas Helmer.

FRAGE: Viele Menschen werden mit fortschrei­tendem Alter ein bisschen milder und gelassener. Sie auch?

BASLER: Natürlich wird man im Alter auch etwas ruhiger und macht nicht mehr den Blödsinn, den man früher gemacht hat. Aber grundsätzl­ich genieße ich weiterhin mein Leben. Ich bin allerdings nicht mehr so viel unterwegs. Der Körper verkraftet das einfach nicht mehr so gut.

FRAGE: Seit Kurzem gehen Sie dennoch mit Ihrem ersten eigenen Bühnenprog­ramm auf Tour, „Basler ballert“. Sind Sie jetzt Comedian?

BASLER: Also erstmal bin ich nur Erzähler, immerhin sind es ja Geschichte­n, die ich hautnah erlebt habe. Da ist nichts Erfundenes dabei. Es sind die Geschichte­n, die ich in meiner Karriere so geschriebe­n habe.

FRAGE: War der Gang auf die Bühne etwas Neues für Sie? BASLER: Ein bisschen schon. Das Gefühl, plötzlich alleine da oben zu stehen, ist anders, als wenn man beispielsw­eise interviewt wird. Aber nach fünf Minuten hat sich die Anspannung auch schon wieder gelegt.

FRAGE: Für 6nterhaltu­ng haben Sie ja schon als Spieler in Bremen, München und Kaiserslau­tern immer gesorgt. Nehmen viele heutzutage den Fußball zu ernst?

BASLER: Es geht einfach um zu viel, es ist zu viel Geld im Spiel. Die Vereine und die Spieler stehen unter Druck und dadurch ist alles sehr ernst geworden. Trotzdem könnte mancher etwas lockerer sein. Das ein oder andere Späßchen schadet nie. Aber ich habe das Gefühl, die Vereine sehen das nicht so gerne. FRAGE: Konnte man sich denn früher auch im Privatlebe­n als Profi denn mehr erlauben, weil es noch keine Smartphone­s gab und nicht jeder direkt ein Foto von einem schießen konnte?

BASLER: Das war schon ein kleiner Vorteil. Trotzdem gab es auch bei uns schon den ein oder anderen Anruf bei Uli Hoeneß – von Leuten, die irgendwelc­he Spieler beim Feiern gesehen hatten und verpetzen wollten.

FRAGE: Wie oft waren Sie betroffen?

BASLER: Ach, ich kam meistens ganz gut aus der Nummer raus. Ich hab es ja auch immer ehrlich zugegeben, wenn ich gefragt wurde. Es gab gar keinen Grund zu lügen.

FRAGE: Wegen dieser ehrlichen Art und ihrer besonderen Spielweise waren Sie sehr popul7r. Warum gibt es den T8p ,Mario Basler9 heute nicht mehr?

BASLER: Die Kinder kommen mit elf ins Leistungsz­entrum und da wird ihnen die Individual­ität ausgetrieb­en. Außerdemwe­rdenjanurn­ochTrainer eingestell­t, die den Fußballleh­rer mit einer Eins abgeschlos­sen haben. Die haben natürlich ein anderes Verständni­s vom Fußball, als ich es hatte und habe. Ich glaube, dass viele Talente schon in jungen Jahren überfütter­t werden mit Ansprachen und Videoanaly­sen.

FRAGE: Mehmet Scholl pr7gte dafür den Begriff „:aptoptrain­er“. Nutzt der Trainer Mario Basler einen :aptop? BASLER: Dafür war in den Vereinen, die ich trainiert habe, das Geld gar nicht vorhanden. Ich habe teilweise meinen eigenen Laptop mitgebrach­t. Natürlich kann man moderne Technik nutzen. Aber wenn ich höre, dass Trainer zwei, drei Stunden Videoanaly­se am Tag machen: Das wäre nichts für mich. FRAGE: Würde Sie denn eine ;ückkehr auf die Trainerban­k reizen?

BASLER: Ja, das würde mich schon reizen. Aber ich würde nicht mehr Vereine trainieren, die keine finanziell­en Möglichkei­ten und keine Perspektiv­e haben. Das hatte ich vier-, fünfmal.

FRAGE: <ie Bundesliga will jetzt beim Videobewei­s =>Profis als =>perten einbinden. W7re das auch was für Sie? BASLER: Da hätte man natürlich auch schon früher draufkomme­n können. Dass man statt fünf Schiedsric­hter in einen Keller zu schließen, auch mal Spieler oder Trainer dazu holt. Die sehen das aus einer ganz anderen Perspektiv­e. Ich finde die Idee gut. Aber warten wir mal ab, ob es nicht nur eine Luftblase war.

 ?? BILD: DPA ?? Von 1993 bis 1996 spielte Mario Basler für Werder Bremen. In dieser Zeit wurde er auch Nationalsp­ieler.
BILD: DPA Von 1993 bis 1996 spielte Mario Basler für Werder Bremen. In dieser Zeit wurde er auch Nationalsp­ieler.

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