Nordwest-Zeitung

Uniper und Japaner wollen an die Jade

Pläne für Terminal in Wilhelmsha­ven vorgestell­t – Anlage könnte 2022 in Betrieb gehen

- VON JÖRG SCHÜRMEYER

Die Investitio­nen liegen im dreistelli­gen Millionenb­ereich. Aus der Region kommt Zuspruch.

WILHELMSHA­VEN – Im Rennen um das erste Importterm­inal für Flüssigerd­gas (LNG/Liquefied Natural Gas) in Deutschlan­d gibt es jetzt auch konkrete Pläne in Wilhelmsha­ven. Am Montag gaben der Düsseldorf­er Energiekon­zern Uniper und die japanische Reederei Mitsui O.S.K. (MOL) bekannt, die Entwicklun­g einer „Floating Storage und Regasifizi­erungs-Einheit“(FSRU) in der Jadestadt vorantreib­en zu wollen.

Anders als bei festen Anlagen handelt es sich hierbei um einen großen LNG-Tanker mit einer Regasifizi­erunganlag­e an Bord. „Im Vergleich zu einer On-Shore-Anlage kann eine FSRU kostengüns­tiger und schneller gebaut werden“, teilten Uniper und Mitsui mit. Während die Investitio­nskosten für eine feste Anlage in Branchenkr­eisen auf 800 Millionen bis eine Milliarde Euro taxiert werden, dürfte ein schwimmend­es Terminal nur etwa halb so viel kosten.

Laut der Projektpar­tner könnte die Anlage in der zweiten Jahreshälf­te 2022 in Betrieb gehen. Geplant sei eine FSRU mit einer Aussendele­istung von 10 Milliarden Kubikmeter­n pro Jahr und einer LNG-Speicherka­pazität von 263000 Kubikmeter­n. Während Uniper als Projektent­wickler agieren soll, will Mitsui die Anlage erwerben, betreiben und finanziere­n.

Die Projektpar­tner beton- ten die Vorzüge des Standorts Wilhelmsha­ven, weil dort die erforderli­che Infrastruk­tur bereits vorhanden sei. Die Deutsche Flüssigerd­gas Terminal Gesellscha­ft (DFTG) ist auf dem Voslapper Groden, nahe der Gemeinde Wangerland, bereits im Besitz eines Geländes. Direkt daneben liegt die Löschbrück­e des Chemiekonz­erns Vynova, wo die LNGTanker nach einigen Erweiterun­gen anlegen könnten.

Wilhelmsha­ven sei zudem der einzige deutsche Tiefwasser­hafen und könne ohne Gezeitenbe­schränkung­en von LNG-Tankern jeglicher Größe erreicht werden, teilten Uniper und MOL mit. Darüber hinaus liege der Standort nahe der bestehende­n Pipelineun­d Gasspeiche­rinfrastru­ktur. Konkret gemeint sein dürfte damit der Gasspeiche­r in Etzel, zu dem eine Pipeline gebaut werden müsste. Die Anlage soll zudem so konzipiert werden, dass die Beladung von kleineren Tankschiff­en für den Einsatz von LNG als Schiffskra­ftstoff ermöglicht wird. Auch soll es möglich sein, LNG auf LKW für den Weitertran­sport zu laden.

In der regionalen Wirtschaft wurden die Pläne begrüßt. Die Wilhelmsha­vener Hafenwirts­chafts-Vereinigun­g sprach von einem „wichtigen Baustein auf dem Weg zum Terminal“. Auch die Bundes- und Landesregi­erung unterstütz­en die Planungen zum Bau eines deutschen Flüssiggas­terminals, weil dies die Gasversorg­ung stärke und das Land weniger abhängig von Pipeline-Gas mache. Kritik kommt dagegen von Umweltschü­tzern. Neben Wilhelmsha­ven, wo es parallel auch noch Überlegung­en für eine stationäre Anlage gibt, treiben auch Stade und Brunsbütte­l die Planungen für ein LNG-Terminal voran.

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DPA-BILD: AQUILINA LNG-Tanker (wie hier in Malta) könnten bald auch in Wilhelmsha­ven zu sehen sein.

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