Betonplatten als Grabplatten der 68er-Generation
Ausstellung des in Vechta lebenden Karl-Eckhard Carius in Berlin – Professor für Designpädagogik
VECHTA – Das Berliner Kunsthaus Dahlem zeigt noch bis zum 7. Januar 2019 eine Ausstellung des in Vechta lebenden Künstlers Karl-Eckhard Carius mit dem Titel „Bodenworte/Urworte 68, Geblieben auf dem Schlachtfeld der Begriffe“.
Die aus 77 betexteten Betonplatten bestehende Bodeninstallation bezeichnet der Kulturphilosoph und Kunsttheoretiker Bazon Brock als ein „Generationen- und Epochendenkmal – Deckplatten über dem Ungeheuren: zum Selbstbewusstsein der 68er-Generatio“. Es geht um Begriffe wie Vietnamkrieg, Klassenkampf, Notstandsgesetze, Agent Orange/Napalm, Schlagstock, Rudi Dutschke und Antibabypille, Kommune 1, Rainer Langhans und Woodstock. Dabei erinnern die Betonplatten in der Tat an Grabplatten.
Zur Ausstellung erschien
im Distanz-Verlag ein von dem Literatur- und Medienwissenschaftler Ralf Schnell herausgegebene Publikation „Carius#68N – Im Labyrinth der Ereignisse“.
In seinem Einführungsvortrag zur Ausstellung sagte Bazon Brock: „Dies ist der bedeutendste Band über ,68’, den es überhaupt über einen Künstler gibt. Dieses Werk ist wirklich einmalig präzise, un- prätentiös und besteht nicht aus radiografischen Überhöhungen oder nachträglicher Rechtfertigung. Das Eingeständnis ist eigentlich grandios, wenn Sie bedenken, dass ,68’ keineswegs der Bruch mit den Regeln war.“
Das reich bebilderte und grafisch hervorragend gestaltete Buch enthält Blicke auf Denkwege, Aktionen und Projekte von Karl-Eckhard Carius in der Phase der 68er Jahre. Es ist das künstlerische Dokument einer Zeit des Aufbruchs Dnd der Rebellion. Diese und andere Aktionen, von denen das Buch erzählt, zeigen gleichermaßen das Scheitern einer Utopie und die Fähigkeit, radikal zu experimentieren. Bazon Brock bezeichnet den heutigen Designprofessor Carius als „einen der wenigen Überlebenden der damaligen Glücksradikalität“.
Karl-Eckhard Carius, geboren 1942 in Berlin, studierte in der 68er-Phase an der Hochschule für bildende Künste Berlin. 1994 erhielt er den Ruf an die Universität Vechta. Der heute emeritierte Professor für Designpädagogik gründete 2002 das „Institut für intermediäre Gestaltung“, dessen Direktor er bis 2008 war.
Am 6. Februar 2019 liest Carius in der Buchhandlung Thalia in Vechta (Bremer Tor) in einer Abendveranstaltung. Beginn ist um 19.30 Uhr. Aufgrund der begrenzten Sitzplätze sind Reservierungen erforderlich (Telefon: 04441/ 91 40 980).