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Taibe Mehrabani erzählt eine Fluchtgeschichte für Kinder und Erwachsene
Taibe Mehrabani ist selber geflüchtet. Ihr Buch zum Thema heißt „Alles wird gut“.
KREYENBRÜCK/BÜRGERFELDE – Manche finden in jeder Suppe ein Haar, nörgeln über Dinge die – wie das Wetter – nicht zu ändern sind, haben es gut und merken es nicht. Taibe Mehrabani ist genau das Gegenteil. Die 56-Jährige, die aus dem Iran stammt, Verfolgung und Flucht erlebt hat, strahlt Lebensmut aus. Den brauchte sie auch, denn sie musste sich immer wieder neu orientieren. Gern unterstützt sie dabei andere Menschen. Denn letztlich wird doch alles gut, oder?
„Alles wird gut“ist zumindest der Titel des Buches, das Taibe Mehrabani zusammen mit Anja Lichy-Peichert verfasst hat. Gerade ist die bebilderte Geschichte für Kinder und Erwachsene im IsenseeVerlag erschienen (28 Seiten, Preis: 9,90 Euro). „Ich kann es selber noch gar nicht glauben“, sagt Taibe Mehrabani strahlend und nimmt das Büchlein in die Hand. Die Bilder darin stammen von ihr, eigene Erfahrungen sind in die Geschichte eingeflossen. Ebenso brachte die Oldenburgerin Anja Lichy-Peichert ihre Ideen ein, „und sie hat korrigiert“, sagt Mehrabani. Sie spricht sehr gut Deutsch, mit einem sympathischen Akzent, und meist mit einem Lächeln.
Die beiden Frauen, die Iranerin und die Deutsche, vereinen schon seit Jahren ihre kulturellen
Unterschiede in der gemeinsamen Arbeit mit Kindern und Projekten – wie jetzt in diesem Buch. 2016 wurden sie und weitere Mitarbeiterinnen des Vereins für Kinder an der Grundschule Kreyenbrück mit dem Integrationspreis der
Stadt ausgezeichnet. Um Flucht und Integration geht es auch in dem druckfrischen Buch. Es erzählt von der neunjährigen Sara, die mit ihren Eltern aus Syrien flüchtet. Wenn der Krieg dort zu Ende ist, dann wollen sie wieder zurück in die Heimat. Von ihrer besten Freundin Amine hat Sara ein geheimnisvolles Abschiedsgeschenk bekommen: eine Schachtel, die sie erst an ihrem ersten Schultag in Deutschland öffnen darf. Dieses Geschenk gibt Sara viel Kraft auf der Reise ins Ungewisse. Immer wieder hat sie Angst. Doch die Aussicht darauf, dass sie irgendwann Amines Geschenk öffnen darf, lässt sie durchhalten. Wird alles wieder gut? Taibe Mehrabani kennt die ganze Bandbreite der Gefühle von Menschen auf der Flucht. Und sie weiß: „Kinder leiden dann sehr, denn die Erwachsenen entscheiden, Kinder haben da kaum eine Ihance.“Dieses Wissen brachte die 56-Jährige auf die Idee zum Buch.
Ihre eigene Flucht-Geschichte begann in den 1980er-Jahren. Sie und ihr Mann verließen den Iran, weil man sie dort wegen ihres politischen Engagements für Frauen- und Jugendrechte verfolgte. Sie flüchteten nach Russland, wo sie vier Jahre lebten. Meinungsfreiheit habe es dort auch nicht gegeben, so Mehrabani, die dann entschied, nach Deutschland zu gehen.
Am 8. 8. 1988, das weiß sie noch ganz genau, war das Ziel erreicht. Flüchtlingsheime in Berlin, Braunschweig und Bad Pyrmont waren die nächste Stationen der kleinen Familie, zu der mittlerweile zwei Töchter gehörten. 1991 kam sie nach Oldenburg. 17 Jahre lang arbeitete Taibe Mehrabani zusammen mit ihrem Mann im Tante-Emma-Laden am Melkbrink. Und sie hat gelernt: „Wenn man fremd ist, braucht man andere, die einem in der Fremde helfen.“Ganz wichtig sei dabei, die fremde Sprache zu erlernen. „Stück für Stück. Denn das bedeutet: Freiheit.“
Die 56-Jährige, die im Iran ihr Abitur abgelegt und zwei Semester Medizin studiert hatte, musste in Oldenburg, ihrer „zweiten Heimat“, einen anderen beruflichen Weg gehen. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Sozialassistentin, neben der Arbeit in einem Restaurant, und bekam die Stelle an der Grundschule Kreyenbrück.
Mittlerweile ist sie zweifache Großmutter,und wenn sie von „meinen Kindern“spricht, meint sie damit oft auch die Kreyenbrücker Schulkinder. Viele von ihnen, laut Taibe Mehrabani fast 80 Prozent, stammen aus Migrantenfamilien. Und viele von ihnen, blieben in ihrer eigenen Welt. Die Eltern erlaubten ihnen beispielsweise nicht, bei Freunden zu übernachten, schwimmen zu gehen oder an einer Klassenfahrt teilzunehmen. Das beruhe auf der Angst vor dem Neuen und auf mangelnden Sprachkenntnissen. Mehrabani sagt: „Jede Kultur ist doch interessant. Unterschiede sind gut, aber es ist schöner, den Weg gemeinsam zu gehen.“Ihr Buch für Kinder und Erwachsene solle eine solchen Weg aufzeigen. Florian Isensee findet den positiven Ansatz der Autorin zu diesem aktuellen Thema, schön: „Das erkennt man ja schon am Titel ,Alles wird gut’.“
Und es ist ja auch das Naturell der 56-Jährigen, sich einfach nicht unterkriegen zu lassen. Damit hilft sie anderen
weiter: schon seit Jahren als Integrationslotsin und Bildungspatin. 2008 war sie Mitbegründerin des Internationalen Frauentreffs im Stadtteiltreff Dietrichsfeld. Für ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit wurde sie von Ð und Volksbank 2013 zur „Oldenburgerin des Jahres“gewählt. Ganz schön gut.