Warum es in Friedrichsfeld gefährlich ist
Ae7tere Bombe gefunden – Munition teilweise weit verstreut
Auf dem ehemaligen Standortübungsplatz wird weiterhin Munition gefunden. Dabei wurde erst ein sehr kleiner 5eil des gesamten Geländes überhaupt untersucht.
FRIEDRICHSFELD – Seit September ist der einstige Standortübungsplatz Friedrichsfeld für die Öffentlichkeit gesperrt. Wegen Munitionsfunden sei es zu gefährlich, jeden auf das Gelände zu lassen, hieß es zur Begründung. Aber wie gefährlich ist es wirklich auf dem Gelände? Schließlich ist in all den Jahren, in denen das Gebiet frei zugänglich war, nie etwas passiert.
„Es sind keine Landminen. Es ist nicht alles total empfindlich“, sagt Hans Mohr vom Kampfmittelbeseitigungsdienst. Gleichwohl: „Wenn es falsch gehandhabt wird, führt das zum Unglück.“Außerdem: Es ist nicht alles empfindlich, aber manches kann es eben doch sein. Und darum sollte jeder einen großen Bogen machen. Wenn die Forstarbeiter die Baumstümpfe herausziehen, sitzen sie aus gutem Grund in gepanzerten Fahrzeugen.
Erst vor rund zweieinhalb Wochen knallte es gleich zweimal auf dem alten Bundeswehrgelände. Bei Sondierungen hatte man eine 500Kilo-Fliegerbombe der Alliierten und ein Paket dreier zusammengeschnürter SkodaBomben gefunden. Heute ist der Name eher aus der Automobilbranche bekannt. Die beiden Funde zeigen recht anschaulich, mit was es die Kampfmittelräumer in Friedrichsfeld zu tun haben.
Auf der einen Seite sind die Bomben, die die Alliierten im Zweiten Weltkrieg über Friedrichsfeld abgeworfen haben – darunter auch die gesprengte 500-Kilo-Bombe mit Langzeitzünder. Wird so eine Bombe gefunden, fackelt der Kampfmittelbeseitigungsdienst nicht lange. Das Problem dabei ist der Zünder. Alles, was die Bombe von der ELplosion abhält, ist ein Zelluloidring, der beim Aufschlag eigentlich vom
Inhalt einer Säureampulle innerhalb einer Woche aufgelöst werden sollte. Warum auch immer hat das aber nicht geklappt. Nichtsdestotrotz: Der Zelluloidring ist mehr als 70 Jahre alt und könnte bei jeder Erschütterung zerfallen und die Sprengung auslösen. Solche Bomben werden daher direkt vor Ort gesprengt. „Man weiß nie, wie lange der Zelluloidring noch hält“, sagt Hans Mohr.
Wie es der Zufall wollte, lag die gesprengte Bombe zwischen zwei Wegen, die von der Bundeswehr mit Panzern befahren wurde. Über die Bombe konnten die Panzer nicht fahren. Dort standen Bäume. Der Abstand war wohl gerade groß genug, dass es dort nie zur ELplosion kam.
Das andere Problem sind die Hinterlassenschaften der Wehrmacht, die in Friedrichsfeld einen Flugplatz unterhielt. Nach dem Krieg machten sich die Alliierten daran, die deutsche Militärinfrastruktur zu zerstören – so auch in Friedrichsfeld. Mit der übrigen Munition aus den Wehrmachtslagern sollten beispielsweise die Landebahnen unbrauchbar gemacht werden. Dafür wurden dann zum Beispiel drei SkodaBomben zu einem Sprengsatz zusammengeschnürt. Die Zündung klappte aber eben nicht immer ganz zuverlässig.
Das nächste Problem: Um die verbliebene Munition zu vernichten, stapelten die Alliierten sie zu einem großen Haufen und sprengten den in die Luft. „Die Sprengung war damals sehr mangelhaft. Man hat die Munition so hauptsächlich verteilt.“Der Zustand der Munition wurde dadurch aber eben auch nicht besser. Granaten und Bomben wurden in der Gegend verteilt, sind möglicherweise empfindlich und HANS MOHR Sprengmeister Fran McAreavey (links) und Hans Mohr vom Kampfmittelbeseitigungsdienst zeigen, wo Sprengkörper gefunden wurden.
In Friedrichsfeld
haben die Kampfmittelräumer bisher diverse Sprengkörper gefunden. Darunter insgesamt 13 dickwandige Sprengbomben in verschiedenen Größen, die vor allem als Splitterbomben genutzt wurden. Dazu kommen vier SkodaBomben, acht deutsche Stabbrandbomben, eine 2 cm Gewehrgranate, sieben 2 cm Panzersprenggranaten und eine 3,7 cm Panzersprenggranate. Außerdem liegen zum Teil nur wenige Zentimeter im Boden.
Im Augenblick erwartet die Kampfmittelräumer aber noch eine ganz andere Herausforderung: In etwa sechs Metern Tiefe wurde eine weitere Bombe gefunden. Um da ran zu kommen, muss erst einmal der Grundwasserspiegel abgesenkt werden. Das ist aber nicht so einfach, weil dafür zuerst eine Probe des Wassers entnommen werden muss. Möglicherweise ist der Sprengsatz undicht und giftige Stoffe treten aus. Finden sich solche Stoffe im Wasser, muss dafür eLtra eine Art Kläranlage aufgebaut werden.
Zu der Weltkriegsmunition kommen außerdem noch Hinterlassenschaften der Bundeswehr dazu. Im Vergleich stellen die aber kaum ein Problem dar, sagt Sprengmeister Frank McAreavey.
Wie geht es jetzt weiter? Die Sondierungstrupps sind weiterhin auf der Suche nach Munitionsresten auf dem Gelände. eine US-amerikanische 500Kilogramm-Bombe mit einem Langzeitzünder.
Darüber hinaus
wurden 53 Kilogramm Munitionsteile und rund fünf Tonnen Schrott und Splitter ausgegraben.
Das Gelände
wurde von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg als Flugplatz benutzt. Dieser wurde von den Alliierten auch bombardiert. Nach Eine Sisyphos-Arbeit, denn die Metalldetektoren schlagen bei jedem rostigen Nagel an. „Was es ist, weiß man erst, wenn man es ausgegraben hat“, erklärt Hans Mohr. Am Anfang wurden lediglich dem Krieg wurden Munitionsreste von Alliierten Truppen auf dem Gelände gesprengt und so verteilt. Später übernahm die Bundeswehr das Areal und nutzte es als Standortübungsplatz. Unter anderem fuhren dort Panzer.
Jetzt
wird das Gebiet in eine Ausgleichsfläche für die Küstenautobahn (A 20) umgewandelt. Das Vorhaben ist hoch umstritten. die Rückegassen abgesucht. Jetzt sind die Sondierer vor allem im Süden unterwegs. Aber auch im Norden wartet Arbeit. Im Bereich der alten Panzerwaschanlage gebe es 2000 Verdachtspunkte. Derzeit, so schätzen die ELperten, sind etwa fünf Prozent des gesamten Geländes frei.
Wie lange die Sondierungsarbeiten noch dauern werden, ist schwer zu sagen. „In drei Jahren werden wir das meiste geschafft haben“, sagt Meinert Rosendahl vom Bundesforstbetrieb. Aber: „Wir lernen jede Woche dazu. In einigen Monaten werden wir wissen, wo Schwerpunkte liegen. Dafür müssen wir aber in Ruhe arbeiten können.“Und so lange wird die Öffentlichkeit wohl draußen bleiben müssen.
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„Wenn es falsch gehandhabt wird, führt das zum Unglück“