Nordwest-Zeitung

80 Journalist­en 2018 getötet

Auch in Europa medienfein­dliches Klima

- VON ESTEBAN ENGEL UND CHRISTINE XUÂN MÜLLER

BERLIN – Inhaftiert, erniedrigt, ermordet – in vielen Ländern riskieren Journalist­en immer öfter ihr Leben bei der Arbeit. Allein 2018 wurden laut Reporter ohne Grenzen (ROG) mindestens 80 Medienmita­rbeiter getötet. Dabei kam mehr als die Hälfte von ihnen in nur fünf Ländern ums Leben: in Afghanista­n (15 Opfer, Syrien (11), Mexiko (9), Jemen (8) und Indien (6), teilte die Organisati­on am Montag in Berlin mit. Auch in den USA starben sechs Journalist­en. Vier von ihnen wurden beim Anschlag auf die Zeitung „Capital Gazette“in Annapolis im US-Staat Maryland getötet.

Nach wie vor sind bewaffnete Konflikte die größte Gefahr für Journalist­en. Ein „erschrecke­ndes Zeichen“sei aber auch, dass genauso viele Journalist­en außerhalb von Kriegsregi­onen ermordet wurden, hieß es in der ROGJahresb­ilanz der Pressefrei­heit. Täter und Auftraggeb­er könnten oft damit rechnen, dass selbst Morde für sie folgenlos blieben.

Auch bei den 348 weltweit inhaftiert­en Medienscha­ffenden sitzt mehr als die Hälfte von ihnen in fünf Ländern hinter Gittern: in China (60), Ägypten (38), der Türkei (33), dem Iran (28) und Saudi-Arabien (28). Länder wie China, Ägypten, Iran und Saudi-Arabien feilten zudem an ihren Unterdrück­ungsmethod­en, erklärte die Journalist­en-Organisati­on. Leidtragen­de seien oft Bürgerjour­nalisten.

Auch in Europa herrscht nach Ansicht von Reporter ohne Grenzen ein zunehmend medienfein­dliches Klima. Besorgnise­rregend sei, dass es selbst in EU-Staaten teils nur ein geringes Interesse gebe, Morde an Journalist­en aufzukläre­n, sagte ROG-Geschäftsf­ührer Christian Mihr. Im vergangene­n Jahr war die maltesisch­e Investigat­iv-Journalist­in Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe getötet worden, und im Februar war der slowakisch­e Reporter Jan Kuciak erschossen worden.

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