80 Journalisten 2018 getötet
Auch in Europa medienfeindliches Klima
BERLIN – Inhaftiert, erniedrigt, ermordet – in vielen Ländern riskieren Journalisten immer öfter ihr Leben bei der Arbeit. Allein 2018 wurden laut Reporter ohne Grenzen (ROG) mindestens 80 Medienmitarbeiter getötet. Dabei kam mehr als die Hälfte von ihnen in nur fünf Ländern ums Leben: in Afghanistan (15 Opfer, Syrien (11), Mexiko (9), Jemen (8) und Indien (6), teilte die Organisation am Montag in Berlin mit. Auch in den USA starben sechs Journalisten. Vier von ihnen wurden beim Anschlag auf die Zeitung „Capital Gazette“in Annapolis im US-Staat Maryland getötet.
Nach wie vor sind bewaffnete Konflikte die größte Gefahr für Journalisten. Ein „erschreckendes Zeichen“sei aber auch, dass genauso viele Journalisten außerhalb von Kriegsregionen ermordet wurden, hieß es in der ROGJahresbilanz der Pressefreiheit. Täter und Auftraggeber könnten oft damit rechnen, dass selbst Morde für sie folgenlos blieben.
Auch bei den 348 weltweit inhaftierten Medienschaffenden sitzt mehr als die Hälfte von ihnen in fünf Ländern hinter Gittern: in China (60), Ägypten (38), der Türkei (33), dem Iran (28) und Saudi-Arabien (28). Länder wie China, Ägypten, Iran und Saudi-Arabien feilten zudem an ihren Unterdrückungsmethoden, erklärte die Journalisten-Organisation. Leidtragende seien oft Bürgerjournalisten.
Auch in Europa herrscht nach Ansicht von Reporter ohne Grenzen ein zunehmend medienfeindliches Klima. Besorgniserregend sei, dass es selbst in EU-Staaten teils nur ein geringes Interesse gebe, Morde an Journalisten aufzuklären, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. Im vergangenen Jahr war die maltesische Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe getötet worden, und im Februar war der slowakische Reporter Jan Kuciak erschossen worden.