Nordwest-Zeitung

Die Dinosaurie­r

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

D er Aufschrei in den Chefetagen von Autobauern war geradezu quer durch Europa hörbar, als in Brüssel jetzt festgelegt wurde: Der Ausstoß des Klimagases CO2 von Neuwagen soll bis zum Jahr 2030 um 37,5 Prozent sinken.

Am lautesten dürfte in Deutschlan­d geflucht worden sein. Der Grund ist klar: Hier werden viele der größten und stärksten Autos gebaut. Wie soll man die harten EU-Ziele, vorangetri­eben von vielen Staaten ohne große Autobranch­e, denn nur schaffen? Politiker wie Wirtschaft­sminister Altmaier benutzten vorsichtig den Kommentar-Begriff „ambitionie­rt“.

Tatsächlic­h ist es so, dass speziell die deutschen Hersteller nun unter massivsten Druck geraten. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es geht hier um Deutschlan­ds Schlüsselb­ranche und Millionen Arbeitsplä­tze.

Die Konzerne stehen jetzt vor der gleichen Herausford­erung wie einst die Dinosaurie­r: Sie müssen sich in ganz kurzer Zeit an völlig neue Lebensbedi­ngungen anpassen. Da wären: die geltenden, aber gern (auch durch Betrug) umgangenen Grenzwerte bei Stickoxide­n, die künftigen Grenzwerte beim CO2, neue Antriebe und ganzheitli­che Nachhaltig­keit. Sonst droht – wie einst den Dinosaurie­rn – der Untergang.

Es fällt schwer, Mitleid zu haben. Die Konzerne haben viel zu lange wichtige Trends wie die Klimapolit­ik verschlafe­n und Aktivitäte­n von legitimen Wadenbeiße­rn wie der Deutschen Umwelthilf­e nicht ernst genommen. Man machte einfach so weiter. Die Autos wurden immer zahlreiche­r, größer und PS-stärker. Die Dinosaurie­r aber sind bekanntlic­h einst mit ihrem Größen-Trend untergegan­gen.

Die Autoindust­rie sollte es ihnen nicht nachtun. Sie muss dringend das Lenkrad herumreiße­n. Das klappt natürlich nur, wenn die Kunden, die allzu gern in wuchtigen Autos im Försterei-Stil durch die Gegend juckeln, mitziehen.

@Den Autor erreichen Sie unter zu.klampen@infoautor.de

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