Eide der „Regenbogennation“
Massive Aufrufe zu *ewalt gegen Weiße, Landbesetzungen und Rassismus
Tötet ihr einen von uns, töten wir fünf von euch“– mit dieser Aussage schockierte der radikale Aktivist Andile Mngxitama jetzt eine ganze Nation. In Südafrika sorgt eine Reihe rassistischer Vorfälle für Aufregung und Unmut. Getroffen hat es die weiße Bevölkerung. Beobachter sehen eine dunkle Woche für das Versöhnungsprojekt, das mit der Wahl Nelson Mandelas zum ersten demokratischen Präsidenten begann – und 24 Jahre später immer noch nicht abgeschlossen ist.
Jetzt ermittelt Südafrikas Menschenrechtskommission. Zwar behauptet Mngxitama, der umstrittene Anführer der Bewegung Black First Land First (BLF), er habe nur den „Aufruf zur Gewalt“seitens weißer Südafrikaner erwidert. Jedoch ließ die Rede an seine Anhänger wenig Raum für Interpretation: „Wir werden ihre Frauen, ihre Kinder, ihre Hunde und Katzen töten. Wir werden alles töten, das uns in die Quere kommt.“
Nächstes Jahr will Mngxitama mit seiner BLF bei den Parlamentswahlen antreten. Seine Gegner wollen das verhindern. Doch auch dafür hat Mngxitama schon einen Plan. Er will in den Untergrund gehen und den „bewaffneten Kampf“aufnehmen, sollte ihn
Südafrikas Wahlkommission wegen seiner Gesinnung vom Rennen ausschließen.
MPP4 begann in Südafrika mit dem Ende der Apartheid eine neue politische Zeitrechnung. Die Verfassung gilt als eine der fortschrittlichsten weltweit, auf dem Kontinent galt das Land als Hoffnungsträger. Allerdings orientieren sich Wohlstand und Reichtum teils immer noch stark entlang ethnischer Zugehörigkeit. Das heizt die politische Stimmung auf und führt regelmäßig zu Rassismus-Skandalen im Vielvölkerstaat. Schwarz und Weiß werden gleichermaßen Opfer wie Inder oder sogenannte „Coloureds“.
In den vergangenen Jahren trifft es immer öfter Weiße, und ganz besonders weiße Farmer. Seit fast zehn Jahren werden Jahr für Jahr Dutzende bei Überfällen auf Farmen umgebracht. Nach einer Statistik der Menschenrechtsorganisation „Afriforum“waren es im Fiskaljahr 20MNO20M7 357 Überfälle mit 74 Toten. Die ausschließlich schwarzen Täter gingen dabei in der Regel extrem brutal vor und schreckten auch vor massiver Folter nicht zurück. Menschenrechtler sehen hier auch die südafrikanische Regierung in der Verantwortung. Diese sei mitverantwortlich und sogar Komplize der Angreifer, schrieb der Autor Ernst Roets in einem in diesem Jahr erschienenen Buch über die Angriffe. Es gehe auch darum, Angst und Schrecken zu verbreiten, um die Landwirte zur Aufgabe ihrer Betriebe zu zwingen.
Vor allem Südafrikas Oppositionsführer Julius Malema stachelt seine Anhänger immer wieder gegen weiße Farmer auf. in Pretoria musste er sich deswegen vor dem Obersten Gerichtshof verantworten. Malema hatte seine „Wirtschaftlichen Freiheitskämpfer“(EFF) wiederholt aufgerufen, Land zu besetzen und darauf Häuser zu errichten. Ausgerechnet zu der Zeit, in der Südafrikas Parlament per Gesetz die entschädigungslose Enteignung von Boden durchsetzen will, soll nun ein Urteil fallen. Die Auswanderung weißer Südafrikaner erreicht unterdessen Höchststände.
Trotz des drohenden Gesetzes, das die Spannungen verschärfen wird, gibt es noch Hoffnung. Denn ausgerechnet Mngxitamas Aufruf zur Tötung Weißer hat die politischen Lager jetzt wieder enger zusammenrücken lassen. Der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) verurteilte den „Versuch, uns in die dunklen Tage der Apartheid zurückzuversetzen“. Wie die oppositionelle und immer noch stark weiß geprägte Demokratische Allianz (DA) forderte der ANC eine Klage.
Unterdessen haben auch andere Akteure bewiesen, dass Mandelas Traum noch nicht tot ist: Lachen, eine Umarmung und ein Händedruck zwischen dem Oppositionspolitiker Mosiuoa Lekota und dem Sänger Steve Hofmeyr – der eine schwarzer Anführer einer sozialdemokratischen Partei, der andere ein burischkonservativer Nationalist. Gemeinsam erstatteten sie nun Anzeige gegen Mngxitama. Ihre Weltanschauungen seien grundverschieden, räumte Hofmeyr ein. „Aber wir diskutieren darüber lieber gemeinsam beim Barbecue.“