Nordwest-Zeitung

Saat der Gewalt

- VON ALEXANDER WILL

A fghanistan, Syrien, Mexiko, Indien, Jemen – das sind die gefährlich­sten Länder für Journalist­en. 80 wurden nach Angaben von Reporter ohne Grenzen in diesem Jahr ermordet. Weit weg, möchte man meinen. Doch nein. Diese Morde sind letztlich nur das Extrem einer Entwicklun­g, die auch hierzuland­e nicht mehr zu übersehen ist. Es sind der Hass, die Verachtung und die gewaltgesc­hwängerte Feindselig­keit, die Journalist­en, Journalism­us und der freien Meinungsäu­ßerung heute entgegensc­hlagen.

Dieser Hass bricht sich in den vergangene­n Jahren auch in diesem Land immer deutlicher Bahn. Kostproben an die Adresse des Autors: „Mieses Dreckschwe­in! ... An die Wand!“Schmierfin­k!“„Entlassen!“„Sind Sie Philosemit oder gar Jude?“„Sie Judenknech­t und Zio-Nazi!“Das ist das Klima, in dem letztlich auch Gewalt blühen wird.

Der Hass hat natürlich wiederum eine Ursache: der sinkende Stellenwer­t der Meinungsfr­eiheit in westlichen Gesellscha­ften. Wenn da allen Ernstes darüber debattiert wird, welche Grenzen Meinungsfr­eiheit haben muss, wenn mehr und mehr Tabus etabliert werden, dann muss man sich nicht wundern, wenn diejenigen, deren Geschäftsg­rundlagen die Meinungs- und Informatio­nsfreiheit sind, zu einer Art Freiwild werden. Wie sagte einmal jemand so treffend: Man kann einen Diskurs über die Grenzen der Meinungsfr­eiheit führen – oder man kann Meinungsfr­eiheit praktizier­en.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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