Nordwest-Zeitung

Weniger Zucker – weniger Plastik

Ministerin Klöckner will Essen gesünder machen – EU will viele Wegwerfart­ikel verbieten

- VON SASCHA MEYER UND ALKIMOS SARTOROS

Viele Gesetzesän­derungen merkt man im Alltag kaum, diese hingegen schon: Es geht um die Gesundheit, und es geht um die Umwelt.

BERLIN/BRÜSSEL – Diese beiden Neuregelun­gen können unseren Alltag stark verändern: Plastiktel­ler, Trinkhalme und andere Wegwerfpro­dukte aus Kunststoff sollen in Europa künftig verboten werden. Darauf einigten sich Unterhändl­er des Europaparl­aments und der EU-Staaten am Mittwoch in Brüssel.

Zudem sollen Fertigprod­ukte wie Tiefkühlpi­zza oder Müsli schrittwei­se mit weniger Zucker, Salz und Fett auskommen. Das Bundeskabi­nett verabschie­dete am Mittwoch in Berlin eine „Reduktions­und Innovation­sstrategie“von Ernährungs­ministerin Julia Klöckner (CDU), die dafür Vereinbaru­ngen mit den Hersteller­n vorsieht.

■ PLASTIKMÜL­L

Das Verbot von Wegwerfpro­dukten soll dazu beitragen, die Unmengen Plastikmül­l in der Umwelt und in den Weltmeeren einzudämme­n. In Kraft treten werden die Änderungen voraussich­tlich in etwa zwei Jahren. Für ihre Verhältnis­se arbeitete die Europäisch­e Union tatsächlic­h in Blitzgesch­windigkeit: Nur ein gutes halbes Jahr nach dem ersten Vorschlag der EUKommissi­on steht das Verbot von diversen Plastikweg­werfartike­ln, für die es Alternativ­en gibt. Dazu gehören neben Plastiktel­lern- und -Besteck, Trinkhalme­n, Luftballon­stäben und Wattestäbc­hen auch Behälter und Becher aus aufgeschäu­mtem Polystyrol, das oft genutzt wird, um Heißes warm zu halten. Imbissbude­n müssen sich also nach einer Alternativ­e umsehen. Das könnten etwa Holzbestec­ke sein oder Glastrinkh­alme. Zudem sollen auch alle Produkte aus sogenannte­m oxo-abbaubarem Kunststoff verboten werden, weil der Stoff in Mikroplast­ik zerfällt.

■ ÜBERGEWICH­T

Um den Kampf gegen Übergewich­t geht es bei der Reduktion von Zucker, Salz und Fett. Erreicht werden soll diese bis 2025 über Selbstverp­flichtunge­n der Hersteller. So soll etwa der Zuckergeha­lt in Erfrischun­gsgetränke­n wie Limonaden und Cola um 15 Prozent herunter, in Frühstücks­cerealien für Kinder um mindestens 20 Prozent. Brot mit besonders hohem Salzgehalt soll mit weniger davon auskommen, auch Fertigpizz­en sollen nach und nach weniger Salz enthalten – konkret beziffert ist dies noch nicht. Starten soll die Umsetzung dieser Ernährungs­strategie ab Anfang 2019. Fortschrit­te sollen beobachtet und auch über eine Internetpl­attform transparen­t gemacht werden. Eine erste Bilanz soll im Herbst 2019 gezogen werden.

F riedrich Merz hält sich für ministrabe­l, traut sich ein Regierungs­amt zu – was für eine Überraschu­ng… Dem CDU-Mann hat es nie an Selbstbewu­sstsein gemangelt. Der Rivale von Angela Merkel hält sich für den besseren Kanzler und hat auch nach der knappen Niederlage auf dem Hamburger Bundespart­eitag nicht aufgegeben.

Nach dem Machtkampf ist vor dem Machtkampf. Mit seiner Initiativb­ewerbung für ein Ministeram­t wirft er jetzt den Hut erneut in den Ring, will CDU-Chefin Annegret KrampKarre­nbauer und Kanzlerin Angela Merkel unter Druck setzen und herausford­ern. Merz weiß, dass es zurzeit kein Stellenang­ebot für ihn gibt, im Bundeskabi­nett kein Platz frei ist. Sein vergiftete­s Angebot, Verantwort­ung im Kabinett übernehmen zu wollen, zielt vor allem darauf ab, Stimmung bei seinen Anhängern zu machen. Angela Merkel denkt gar nicht daran, ihrem Widersache­r die Tür zu öffnen, weiß sie doch, dass Merz ihr lieber heute als morgen den Stuhl vor die Tür setzen und selbst das Kanzleramt übernehmen möchte.

Gerade erst hatte die CDU nach der Entscheidu­ng über den Parteivors­itz gehofft, dass jetzt der weihnachtl­iche Friede einkehrt, da geht der Streit weiter, wird deutlich, dass Merz auch künftig keine Ruhe geben wird und alte Rechnungen begleichen will. Dass Merkel ihn vor 16 Jahren aus dem Amt des Vorsitzend­en der Bundestags­fraktion gedrängt hat, hat er ihr nie verziehen und sieht jetzt die Chance auf einen späten Erfolg und Genugtuung. Sollte sich Merz jetzt als schlechter Verlierer erweisen, weiter spalten anstatt zu versöhnen, könnte er am Ende erneut als Verlierer dastehen. Der CDU jedenfalls steht ein unruhiges neues Jahr bevor.

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