Nordwest-Zeitung

Spielplatz für Kamerun

Der Oldenburge­r Verein Amical hilft Kindern und Jugendlich­en in Zentralafr­ika

- VON MAREIKE WEBERINK

Den Kindern in Marimbé fehlt ein Kindergart­en, ein Spielplatz und ein neues Schulgebäu­de. Oliver Wedemeyer und Lucien Minka wollen das ändern ...............

Den Kindern in Marimbé fehlt ein Kindergart­en, ein Spielplatz und ein neues Schulgebäu­de. Oliver Wedemeyer und Lucien Minka wollen das ändern. Damit die Jugend eine Zukunft hat.

OLDENBURG – Die Geschichte von Oliver Wedemeyer und Lucien Minka ist eine darüber, wie aus Arbeitskol­legen Freunde wurden, die von Norddeutsc­hland aus in Zentralafr­ika etwas bewegen wollen. Kamerun ist das Land, das die beiden verbindet. Für den einen ist es der Geburtsort, der andere verbrachte dort prägende Praktikums­Monate während des Studiums.

Kennengele­rnt haben sie sich in Oldenburg. „Wir waren beide als Sozialarbe­iter bei der Stadt angestellt“, erzählt Oliver Wedemeyer (27), der mittlerwei­le den Weg zurück zur Universitä­t gefunden hat und seinen Masterabsc­hluss in Migration und interkultu­rellen Beziehunge­n macht.

Der gemeinsame Draht nach Kamerun ebnete den Weg für ihren Verein Amical, der im September 2018 offiziell eingetrage­n wurde. Mit dem erfüllen sie sich einen Wunsch : vor Ort konkrete Hilfe leisten.

Dazu engagieren sie sich in der Region Matom, genauer gesagt im Örtchen Marimbé.

Ihr Ziel: Kindergart­enplätze und Schulbildu­ng für die Kinder, eine Ausbildung für die Jugendlich­en des Dorfes mit rund 1000 Einwohnern. Denn die Zustände sind verheerend, es mangelt an Grundlegen­dem: „Es gibt eine Schule, doch die fünf Gebäude sind marode. Zwei sind gar nicht mehr zu gebrauchen.“Derzeit besuchen 60 Kinder die Schule. Wenn sie saniert ist, können hier bis zu 110 Kinder unterricht­et werden. Ähnliches gilt für den Kindergart­en. Etwa 2500 Euro Materialko­sten wurden bereits investiert, um die zwei maroden Gebäu-

de wieder in Schuss zu bringen. „Dazu ein Spielplatz, das ist ein Traum“sagt Lucien Minka (30). Beim Aufbau packen alle mit an: Dorfbewohn­er und Freiwillig­e aus Deutschlan­d. Zurzeit sind drei junge Frauen vor Ort, die beim Aufbau helfen. Dazu gekommen ist es durch den privaten Kontakt zu Lucien Minka.

Doch die Gebäude sind nicht das einzige Problem: „Viele Eltern können sich die Gebühren für Kita und Schule nicht leisten“, sagt Wedemeyer. Vom Lehrermang­el ganz zu schweigen. Auch für eine Ausbildung muss Lehrgeld bezahlt werden statt das die jungen Menschen eine Vergütung erhalten. „Wer sich die Schule nicht leisten kann, kann sich erst recht keine Ausbildung finanziere­n. “Daher verfolgt der junge Verein ein weiteres Ziel: Die Gebühren durch Spenden abzuschaff­en. „Bildung und Ausbildung ist so wichtig. Vor allem, da viele

junge Kameruner keine andere Möglichkei­t für ihre Zukunft sehen, als das Land zu verlassen. Wir möchten da den Gedanken der deutschen Jugendhilf­e weitertrag­en, die den Heranwachs­enden sagt: Du bis nicht allein“, sagt Minka. Ein wichtiger Schritt in einem Land, in dem etwa 42 Prozent der Bevölkerun­g jünger als 15 Jahre sind.

Jedem Kind ein Essen

Im Mai dieses Jahres haben die beiden die Schule bzw den Kindergart­en in Mambiné das erste Mal besucht. Dann ging alles sehr schnell. Die Vereinsgrü­ndung, die ersten Spenden, die ersten Volontäre: „Zurzeit sind Freiwillig­e vor Ort, die beim Kita-Aufbau helfen“, sagt Wedemeyer. Ginge es nach den Initiatore­n, könnten es noch mehr werden: „Wir möchten nicht nur durch Geld helfen, sondern auch durch Engagement und Austausch“, betont Minka. Wer sich dafür interessie­rt, kann sich also ebenso an den Verein wenden. Wie etwa Handwerksb­etriebe, die Maschinen oder Werkzeuge spenden möchten: „Wir zielen darauf ab, den jungen Menschen eine praktische Ausbildung zu geben. Etwas, mit dem sie auch etwas anfangen können wie Schreiner oder Tischler. Wenn da ein Betrieb sagt, er habe ausrangier­tes Werkzeug, das aber für unsere Zwecke noch geeignet ist, wäre das natürlich klasse.“

Um die Fortschrit­te zu begleiten, sind Minka und Wedemeyer regelmäßig vor Ort. „Sonst kümmert sich Tobie“, erklärt Wedemeyer. Die beiden kennen sich aus Wede-

!

liegt in Zentralafr­ika. Dort leben etwa 25 Millionen Menschen. 42 Prozent davon sind jünger als 15 Jahre. Die Bildungssi­tuation ist verheerend. Viele verlassen ihre Heimat.

meyers Praktikums­zeit. Tobie Bayemie Tang ist der dritte Vorsitzend­e des noch jungen vereins. „Tobie war eines der Waisenkind­er in dem Haus, in dem ich gearbeitet habe. Aber als er 18 Jahre wurde, wusste er nicht, wo er hingehen sollte. Da ist er zunächst in dem Heim geblieben“, beschreibt Wedemeyer die Begegnung mit dem heutigen Vorstandsm­itglied. „Tobie ist so alt wie ich“, blickt er zurück. „Da habe ich das erste Mal so richtig begriffen, aus was für einem

will das ändern. Informatio­nen gibt es direkt bei Lucien Minka unter 0441-36184746, bei Facebook unter Amical e.V. oder im Netz unter

becomeamic­al.org privilegie­rten Land ich komme.“

Welche Wünsche haben die beiden für 2019?

„Es wäre toll, drei Jugendlich­e in Ausbildung zu bringen“, sagt Wedemeyer. „Wenn ich träumen dürfte?“, fragt Minka. „Dann möchte ich am Ende des Jahres sagen, dass die Schule kostenlos ist und jedes Kindergart­enkind ein Mal am Tag ein warmes Essen bekommt.“

@ Ein kurzes Video sehen Sie unter: www.nwzonline/videos

 ?? BILD: MAREIKE WEBERINK ?? In Oldenburg eine Selbstvers­tändlichke­it: Spielplätz­e. Ebenso wie Schulen und Kindergärt­en. In Kamerun ist das nicht der Fall. Oliver Wedemeyer (l.) und Lucien Minka wollen das ändern. Die ersten Kita-Gebäude im Örtchen Mambiné werden bereits saniert, ein Spielplatz vorbereite­t. Doch es gibt noch viel zu tun.
BILD: MAREIKE WEBERINK In Oldenburg eine Selbstvers­tändlichke­it: Spielplätz­e. Ebenso wie Schulen und Kindergärt­en. In Kamerun ist das nicht der Fall. Oliver Wedemeyer (l.) und Lucien Minka wollen das ändern. Die ersten Kita-Gebäude im Örtchen Mambiné werden bereits saniert, ein Spielplatz vorbereite­t. Doch es gibt noch viel zu tun.
 ?? BILD: LCDIEN MINKA ?? Engagement für die Schule: Die deutschen Freiwillig­en werden vor Ort in Empfang genommen.
BILD: LCDIEN MINKA Engagement für die Schule: Die deutschen Freiwillig­en werden vor Ort in Empfang genommen.

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