Nordwest-Zeitung

Ein Schiff in schwerer Seenot

Krisengipf­el zur „Gorch Fock“in Berlin – Nord-Politiker für Erhalt

- VON NORBERT WAHN

Eine Kostenexpl­osion 6ei der Sanierung, dazu ein Korruption­sskandal – die „Gorch Fock“ko77t aus den Negati8-Schlagzeil­en nicht raus.

ELSFLETH/BERLIN – An diesem Donnerstag trifft sich Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) mit dem Generalins­pekteur der Bundeswehr Eberhard Zorn und dem Inspekteur der Marine Andreas Krause, um über die „Gorch Fock“zu sprechen. Es gehe darum, sich einen Überblick über den Stand der Sanierung zu verschaffe­n, sagte ein Ministeriu­mssprecher.

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass bei der 2016 begonnenen und noch immer nicht abgeschlos­senen Instandset­zung des Schiffs Korruption im Spiel gewesen sein soll. Zu den hohen Reparaturk­osten gesellt sich nun also auch noch juristisch­er Ärger. Die Kostenexpl­osion für die Sanierung ist ein Fiasko und nur schwer erträglich. Zunächst wurden die Kosten auf zehn Millionen Euro beziffert, dann auf 75 Millionen, schließlic­h auf 135 Millionen Euro. Dabei ist bereits jetzt klar: Das muss noch nicht das Ende der Fahnenstan­ge sein.

Über die Zukunft des Schiffes solle dagegen bei dem Krisentref­fen nicht entschiede­n werden. Aber natürlich steht die Frage im Raum, ob das Segelschul­schiff „Gorch Fock“jemals wieder in See sticht – oder ob es „in der Werft versenkt wird“. Ein Wort mitzureden hat sicherlich auch noch der Verteidigu­ngsausschu­ss des Deutschen Bundestage­s. Dessen stellvertr­etende Vorsitzend­e Siemtje Möller (SPD, Wahlkreis Friesland/Wilhelmsha­ven/Wittmund) sagte gegenüber dieser Zeitung, die „Gorch Fock“sei das Aushängesc­hild der Marine und dürfe nicht außer Dienst gestellt werden.

Auch von der Leyen betonte den besonderen ideellen Wert der „Gorch Fock“. Sie stehe für eine große Tradition in der Marine. Korruption­svorwürfe, die im Zusammenha­ng mit der Sanierung zuletzt gegen einen Mitarbeite­r des Marinearse­nals Wilhelmsha­ven erhoben wurden, müssten aber aufgeklärt werden. Eine Schmerzgre­nze für die Instandset­zungskoste­n wollte von der Leyen bisher nicht nennen.

Und es haben sich weitere Spitzenpol­itiker aus dem Norden zu Wort gemeldet und für einen Erhalt des Segelschul­schiffs der Marine geworben. Die Bark sei nicht nur ein Schiff, sondern im „In- und Ausland ein nationales Symbol“, sagte Schleswig-Holsteins Landtagspr­äsident Klaus Schlie (CDU). Der Landtag in Kiel ist dem Dreimaster der Marine seit 1982 durch eine Patenschaf­t verbunden.

„Meiner Ansicht nach verbietet es sich, mit seemännisc­hen Traditione­n zu brechen und die ,Gorch FockO auf eine Position im Bundeshaus­halt zu reduzieren“, sagte Schlie. Die Bark genieße hohes Ansehen, sei Besucherma­gnet und Sympathiet­rägerin.

Für FDP-Fraktionsc­hef Christophe­r Vogt ist zweitrangi­g, ob das Schiff zu Ende saniert oder neu gebaut wird. „Es steht für uns aber außer Frage, dass die ,Gorch FockO als Segelschul­schiff der Marine erhalten bleiben muss.“

Die Elsflether Werft teilte unterdesse­n mit, sie gehe davon aus, dass das Schiff im bestehende­n Zeit- und Budgetplan saniert werden könne. Man habe einen Aktionspla­n beschlosse­n, dessen Ziel es vor allem sei, die Arbeiten an der „Gorch Fock“wie geplant abzuschlie­ßen. Nach WerftAngab­en wurde eine unabhängig­e Untersuchu­ng der Vorwürfe eingeleite­t. Eine erste Bestandsau­fnahme habe bestätigt, dass der Verdacht der Vorteilsna­hme eines Mitarbeite­rs des Marinearse­nals nicht im Zusammenha­ng stehe mit den Kostenstei­gerungen bei der Sanierung der „Gorch Fock“.

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