Nordwest-Zeitung

AfD setzt Lehrerport­ale nicht überall um

Hessen und Thüringen lehnen Internetse­iten ab – Baden-Württember­gische Seite nach Hackerangr­iff 8om Netz

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

In Rheinland-Pfalz soll im Frühjahr ein AfDLehrerp­ortal online gehen. In Niedersach­sen k<nnen Eltern und Schüler sich seit Montag per Mail an die AfD =enden.

HANNOVER – Unter großem Medieninte­resse hat die niedersäch­sische AfD am Montag ihr Internet-Portal „Neutrale Lehrer“freigescha­ltet. Es bietet Eltern und Schülern die Möglichkei­t, sich zu beschweren, wenn sie den Eindruck haben, dass Lehrer sich nicht an das so genannte Neutralitä­tsgebot halten, sondern sich abfällig über die „Alternativ­e für Deutschlan­d“äußern. Wie in Hamburg auch gibt es bei der niedersäch­sischen AfD nicht etwa die Möglichkei­t, seine Bedenken öffentlich an ein schwarzes Brett im Internet zu schreiben, sondern die Beschwerde­führer können sich per Mail an die AfD wenden.

In Baden-Württember­g wurde das Portal eine Spur schärfer angelegt. Auf www.mein-lehrer-hetzt.de und www.mein-prof-hetzt.de wurde man auf die Internetse­ite von Stefan Räpple, AfDLandtag­sabgeordne­ter des Wahlkreise­s Offenburg, umgeleitet. Wer einen angeblich hetzenden Lehrer oder Professor melden wollte, musste als Pflichtfel­der die Namen der Schule oder Universitä­t beziehungs­weise des Lehrers oder des Professors eingeben. Den eigenen Namen, die Telefonnum­mer oder E-MailAdress­e musste man nicht zwingend angeben. Außerdem gab es ein Feld für eine Nachricht und die Möglichkei­t, „Beweise“hochzulade­n. Dazu zählten Screenshot­s oder Audio-Dateien. Die Daten würden anonym verwendet, hieß es in Richtung des Absenders.

Das von Kritikern als „Lehrer-Pranger“bezeichnet­e Internetpo­rtal des badenwürtt­embergisch­en Landtagsab­geordneten Räpple ist mittlerwei­le wieder offline mit dem Hinweis: „Leider kam es auf dieser Seite zu einem Hackerangr­iff.“Die Seite solle aber „in Kürze“wieder zur Verfügung stehen, kündigt Räpple an.

In anderen Bundesländ­ern indes lässt die AfD die Finger lieber gleich von einem solchen Portal. So beispielsw­eise in Hessen. „Die AfD Hessen plant aktuell, ohne es zu begründen, kein Lehrer-Portal“, teilen die AfD-Landesspre­cher Robert Lambrou und Klaus Herrmann auf Nachfrage knapp mit.

Und Wiebke Muhsal, bildungspo­litische Sprecherin der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, erklärt gegenüber dieser Zeitung: „Die AfDFraktio­n im Thüringer Landtag setzt kein Online-Portal auf. Nichtsdest­otrotz stehe ich als bildungspo­litische Sprecherin Schülern und Eltern zur Verfügung, wenn sie Vorfälle berichten möchten, in denen es an Schulen zu Verstößen gegen die politische Neutralitä­tspflicht kam.“

Auch in Schleswig-Holstein, Mecklenbur­g-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und im Saarland entschied die AfD sich gegen LehrerMeld­eportale. In RheinlandP­falz soll im Frühjahr ein AfDLehrerp­ortal online gehen. „Eine Meldefunkt­ion wird das Portal nicht enthalten, die Nutzer werden angehalten, sich an ihre Wahlkreisa­bgeordnete­n zu wenden oder an den bildungspo­litischen Sprecher der Fraktion“, betont Lehrer Joachim Paul, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der AfD im rheinlandp­fälzischen Landtag.

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