Einschnitte bei Nordseequoten
2019 weniger Hering und Kabeljau – Fischereiverband reagiert mit Verständnis
Die EU-Minister haben sich auf die Fangmengen für 2019 festgelegt. Für deutsche Fischer wird es schmerzhaft.
BRÜSSEL/HAMBURG – Deutsche Nordsee-Fischer müssen im kommenden Jahr mit deutlich niedrigeren Fangmengen auskommen. Beim Hering verringere sich die erlaubte Menge um 40 Prozent auf rund 39 400 Tonnen, hieß es nach dem Treffen der EU-Fischereiminister am Mittwochmorgen in Brüssel. Beim Kabeljau steht nach den gut zweitägigen Verhandlungen ein Minus von 35 Prozent. Beim Seelachs gibt es hingegen ein leichtes Plus. Umweltschützer zeigten sich dennoch unzufrieden.
Die EU-Staaten legen jedes Jahr die sogenannten zulässigen Gesamtfangmengen für die Nordsee und den Nordost-Atlantik fest. Auf dieser Grundlage entfallen auf die einzelnen Länder anhand festgeschriebener Verteilungsschlüssel die jeweils nationalen Fangmengen. Die EU-Kommission schlägt die Quoten auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen vor. Danach gilt es, die Interessen der Fischfangindustrie gegen Naturschutzbelange abzuwägen. Die Fangquoten gelten jeweils für ein Jahr.
Die Obergrenzen gelten jeweils für einzelne Fischbestände – das heißt für eine Fischart in einem bestimmten Meeresabschnitt. Wenn das erlaubte Kontingent ausgeschöpft ist, muss das jeweilige Land den Fischfang dort vorübergehend einstellen.
2019 ist nun auch bei der Makrele ein Minus von 20 Prozent vorgesehen. Auf Deutschland entfallen dann noch rund 16 600 Tonnen. Bei der Scholle sinkt die Fangmenge um zwölf Prozent auf rund 5300 Tonnen. Beim Seelachs ist hingegen ein Plus von 16 Prozent vorgesehen – erlaubt ist dann eine Fangmenge von maximal rund 12 800 Tonnen. „Nach mehreren guten Jahren müssen die deutschen Fischer im kommenden Jahr teilweise empfindliche Kürzungen ihrer Quoten verkraften“, sagte Staatssekretär Hermann Onko Aeikens. „Diese harten Schnitte sind notwendig, damit wir auf Nachhaltigkeitskurs bleiben.“
Der Deutsche Fischereiverband reagiert mit Verständnis auf die Entscheidung. „Das sind harte Einschnitte für die deutschen Fischer, aber die waren notwendig, um das Nachhaltigkeitsziel nicht aus den Augen zu verlieren“, sagte Verbandssprecher Claus Ubl am Mittwoch.
Umweltschützer zeigten sich dagegen unzufrieden. Die Europäische Union habe sich zu dem Ziel verpflichtet, bis 2020 alle eigenen Bestände auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen, sagte Heike Vesper, Direktorin des WWF Meeresschutzprogramms. Es bleibe jedoch unklar, wie dies in nur einem Jahr noch erreicht werden solle. Die Zahl der nachhaltig befischten Bestände erhöhe sich nun von 53 auf 59 – zu wenig, bemängelte auch die Meeresschutzorganisation Oceana.
Die EU-Kommission hatte im November Quoten-Vorschläge für insgesamt 89 Bestände vorgelegt. Die 2017 erstmals eingeführte Schonfrist für den Aal in EU-Hochseegewässern soll zudem nach der Einigung der Minister 2019 weiterhin gelten. Sie beträgt drei Monate.