Syrisches Gambit
D ie Syrien-Entscheidung Donald Trumps ist nicht irrational. Der Rückzug der 2000 US-Soldaten ist vielmehr die logische Fortsetzung der amerikanischen Syrienpolitik. Darüber hinaus wirft der Vorgang auch ein bezeichnendes Licht auf die außenpolitische Impotenz Deutschlands.
Die Amerikaner verfolgten in Syrien schon immer begrenzte, bescheidene Ziele. Es ging vor allem um die Ausschaltung des Islamischen Staates als Bedrohung für die USA im eigenen Land, und es ging um die Eindämmung des Iran. Ersteres sieht Trump als erreicht an, was wohl auch zutrifft. Zweiteres erledigen für die Amerikaner die Türkei und Israel – dafür braucht es keine eigenen Truppen mehr. Deren Rückzug hilft Trump zudem innenpolitisch. Seine Klientel sieht das militärische Engagement im Vorderen Orient äußerst kritisch. Folgerichtig stellte Trump nun klar, die USA seien nicht „der Nahost-Polizist“.
Der Abzug der Amerikaner deutet auf eine Einigung mit der Türkei hin. Ankara seinerseits ist dabei, seine Interessen und Einflusssphären in Syrien mit Damaskus, Moskau und Teheran abzugrenzen. Irans Präsident Ruhani war nicht zufällig eben erst in der Türkei. Das alles geht auf Kosten der Kurden. Sie verlieren ihre Schutzmacht und dürften zwischen Ankara und dem Damaskus-Moskau-Teheran-Block zerrieben werden. Wieder sind sie die Betrogenen, wie schon seit mehr als 100 Jahren. An der Seitenlinie nörgelt unterdessen der deutsche Außenminister (SPD) über den Abzug und die damit verbundenen Gefahren. Die Verteidigungsministerin (CDU) sekundiert. Das ist natürlich Heuchelei reinster Sorte: Wenn Deutschland die Sache wirklich so wichtig wäre, könnte die Groko ja einen Antrag im Bundestag einbringen, die US-Truppen durch 2000 Mann Bundeswehr zu ersetzen. Das wird sie natürlich nicht tun – aus gutem Grund.
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