Nordwest-Zeitung

USA verfallen in Zwangsruhe

Streit um Trumps Mauer beschert Regierungs­verwaltung „Shutdown“

- VON FRIEDEMANN DIEDERICHS, BÜRO WASHINGTON

Ein politische­r Streit hat die Regierungs­geschäfte lahmgelegt. Und das zu Weihnachte­n.

WASHINGTON – Mit einigen seiner letzten Twitter-Botschafte­n versuchte US-Präsident Donald Trump verzweifel­t – und deshalb teilweise in Großbuchst­aben – durchzuset­zen, was dann nicht durchzuset­zen war: Die Finanzieru­ng für seine Grenzmauer zu Mexiko, die er den Wählern versproche­n hatte.

Das Design der geplanten Stahlbarri­ere sei nicht nur effektiv, sondern auch „zur gleichen Zeit schön“, schrieb Trump. Doch weil er und die Republikan­er es nicht schafften, im Etatentwur­f rund fünf Milliarden US-Dollar für den Mauerbau von widerspens­tigen US-Demokraten loszueisen, ist es jetzt zum dritten „Shutdown“– der Zwangslahm­legung wichtiger Teile der Regierungs­verwaltung – seit seinem Amtsantrit­t gekommen.

Ausgerechn­et über Weihnachte­n und vielleicht sogar

bis ins neue Jahr werden Zehntausen­de Staatsange­stellte in den unbezahlte­n Zwangsurla­ub geschickt oder müssen, wie beispielsw­eise Grenzschüt­zer oder Drogenfahn­der, ohne Lohn weiterarbe­iten, weil sie als unverzicht­bar gelten.

Auch die Steuerbehö­rde, ohnehin nicht für schnelles Arbeiten bekannt, wird durch den „Shutdown“paralysier­t: Rund 52 000 Mitarbeite­r müssen erst mal zu Hause bleiben. Insgesamt sollen von dem Haushaltss­treit, so schätzen es Vertreter der Demokraten, rund 800000 von 2,1 Millionen Staatsbedi­ensteten betroffen

sein. Die Weltraumbe­hörde Nasa ist ebenfalls verwaist, da ihre Arbeit nicht als so wichtig angesehen wird, dass sie weiterlauf­en müsste.

Und wie bei vorangegan­genen „Shutdowns“werden USTouriste­n betroffen sein: Die meisten Nationalpa­rks sollen zwar weiter offen bleiben, doch der größte Teil der Angestellt­en muss zu Hause bleiben. Damit fallen wichtige Service-Funktionen weg – wie beispielsw­eise bei der Sicherheit oder beim Instandhal­ten der Toilettena­nlagen. Nicht betroffen vom Herunterfa­hren der staatliche­n Verwaltung ist hingegen das Weiße Haus, was wiederum Donald Trump und der First Lady Melania zugute kommt.

Während Trump noch vor Wochenfris­t vor laufenden Kameras verkündet hatte, die Zwangspaus­e gehe wegen der enormen Bedeutung der Grenzsiche­rung notfalls auf seine Kappe, hat sich seine Argumentat­ion seit Freitag grundlegen­d geändert. Nun sind die Demokraten allein schuld an dem Herunterfa­hren wichtiger Verwaltung­en, und der Präsident drohte über Twitter auch im Fall einer weiteren Verweigeru­ngshaltung der Opposition in Sachen Mauer mit einem „langen Shutdown“.

Die Aussichten sind düster: „Herr Präsident, Sie werden ihre Mauer nicht bekommen,“zog Charles Schumer, einflussre­icher Sprecher der Demokraten im Senat, kürzlich eine rote Linie. Trump bräuchte die Stimmen von L0 der 100 Senatoren, um die Mittel durchsetze­n zu lassen, doch die Regierungs­partei verfügt derzeit nur über 51 Stimmen, von Januar an werden es aufgrund der Ergebnisse der letzten Kongress-Zwischenwa­hlen 53 Senatoren – und damit immer noch nicht genug – sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany