Nordwest-Zeitung

Katastroph­e lässt schnell an 2004 denken

Viele Tote bei Tsunami in Ostasien – Nach ersten Erkenntnis­se keine deutschen Opfer

- VON ISMIRA TISNADIBRA­TA, MARC KALPIDIS UND ANGELIKA ENGLER

8nd wieder ist Indonesien betroffen. An Stränden auf Sumatra und Java reißen die Fluten mit, was ihnen in den Weg kommt.

JAKARTA – Eine Tsunami-Katastroph­e in Indonesien hat nach offizielle­n Angaben weit über 200 Menschen das Leben gekostet und schwere Schäden angerichte­t. Wie der indonesisc­he Katastroph­enschutz am Sonntag weiter mitteilte, wurden außerdem fast 1000 Menschen verletzt, als Flutwellen Küstengebi­ete zu beiden Seiten der als Sundastraß­e bekannten Meerenge zwischen den Inseln Sumatra und Java erfassten.

Deutsche seien nach bisherigen Erkenntnis­sen nicht betroffen, twitterte das Auswärtige Amt in Berlin. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel sprachen dem indonesisc­hen Präsidente­n Joko Widodo und den Betroffene­n ihr Beileid aus.

Die Flutwellen waren mitten in der Urlaubssai­son über beliebte Touristens­trände auf den beiden durch die Meerenge getrennten Inseln hereingebr­ochen. Schon an Weihnachte­n 2004 hatte ein verheerend­er Tsunami neben anderen östlichen Anrainerst­aaten des Indischen Ozeans auch Indonesien getroffen – alleine dort kamen damals mehr als 160000 Menschen ums Leben, insgesamt waren etwa 230000 Todesopfer zu beklagen.

Vor knapp drei Monaten wurde die bei Urlaubern beliebte indonesisc­he Insel Sulawesi von einem schweren Erdbeben und einem dadurch ausgelöste­n Tsunami heimgesuch­t, der mehr als 2200 Menschen das Leben kostete. Damals machte sich unter vielen Indonesier­n Verbitteru­ng breit über die aus ihrer Sicht zu langsame Reaktion der indonesisc­hen Behörden auf die Katastroph­e.

Die Behörden befürchtet­en am Sonntag, dass die Zahlen der Toten nach diesem neuerliche­n Tsunami noch steigen könnten. Laut der Indonesisc­hen Agentur für Geophysik war die Ursache des Tsunamis vermutlich ein Ausbruch des in der Meeresenge liegenden Vulkans Anak Krakatau, der wiederum einen Unterwasse­r-Erdrutsch zur Folge hatte. Demnach ereignete sich die Eruption am Samstagabe­nd um 21.03 Uhr (Ortszeit), 24 Minuten später sei der Tsunami auf Land getroffen.

Der Anak Krakatau (übersetzt: Kind von Krakatau) ist ein Vulkan, der in der SundaMeere­nge etwa 50 Kilometer von der Provinz Banten im Westen Javas entfernt liegt. Banten gehört zu den am heftigsten getroffene­n Gegenden.

Der Anak Krakatau entstand durch einen Ausbruch des Krakatau, der 1883 einen der heftigsten Ausbrüche überhaupt mit geschätzte­n 36 000 Toten verursacht hatte. Seit 1927 ist der Anak Krakatau selbst vulkanisch aktiv. Er ragt etwa 338 Meter aus der Wasserober­fläche, wie Daten der Agentur für Geophysik belegen. Seit Langem habe er eine tödliche Gefahr für das Hauptland dargestell­t, heißt es. So gab es 2016 und 2017 Ausbrüche, und seit Juni habe er erhöhte Aktivität gezeigt.

Indonesien liegt auf dem Pazifische­n Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die Einwohner sind Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausb­rüche keine neue Erfahrung. Der Inselstaat hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt.

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BILD: DPA Menschen inspiziere­n die Trümmer eines Autos, das von einem Tsunami weggefegt wurde. Die Katastroph­e auf den indonesisc­hen Inseln Sumatra und Java hat bislang mehr als 200 Menschen das Leben gekostet.

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