Neue Trainerin will eine faire Chance
Imke Wübbenhorst nimmt beim kriselnden Männer-Oberligisten BV Cloppenburg Arbeit auf
Mit Schubladendenken kann die 30-jährige Lehrerin nichts anfangen. Sie legt viel Engagement an den Tag.
CLOPPENBURG – Imke Wübbenhorst ist im Stress. Doch dies hat nichts mit dem allgemeinen Trubel vor den Weihnachtstagen zu tun. Es liegt eher an ihrer neuen Aufgabe als Trainerin des abstiegsbedrohten Fußball-Oberligisten BV Cloppenburg. Seitdem der Club ihre Verpflichtung am Freitagabend bekanntgab, steht ihr Handy nicht mehr still. Schließlich ist es auch in Zeiten von Gleichberechtigung und Emanzipation etwas Besonderes, wenn eine Frau in der Männerdomäne Fußball eine Herrenmannschaft trainiert. Eine Frau, als Trainerin im höherklassigen Herrenfußball, geht das gut?
Wübbenhorst hat diese
Frage in den vergangenen 48 Stunden häufig gehört. Sie möchte einfach nur eine faire Chance bekommen. Sie sieht sich jedoch nicht in der Rolle einer Pionierin in Sachen Trainerin einer Männermannschaft auf diesem Niveau: „Das Thema prallt an mir ab. Ich möchte, dass ich nach der sportlichen Leistung beurteilt werde, und nicht danach, ob ich eine Frau oder
ein Mann bin.“Respekt habe sie vor der Aufgabe, aber auch da gehe es ihr nicht darum, dass sie als Frau eine Herrenmannschaft coacht. „Der Respekt ist da, aber das liegt daran, dass wir nur noch zwölf Spiele haben, um die Klasse zu halten. Das wird ein hartes Stück Arbeit“, sagt die 30-Jährige.
Zwar ist der BV Cloppenburg Tabellenletzter, doch Wübbenhorst ist überzeugt davon, dass der Klassenerhalt möglich ist. „Viele in meinem Umfeld haben meine neue Aufgabe als ein Himmelfahrtskommando beschrieben und mich gefragt, warum ich mir so etwas antue“, erzählt die studierte Sportpädagogin. Aber davon lässt sie sich nicht in ihrem Engagement und Feuereifer bremsen.
Im Gegenteil, sie ist überzeugt von der Mannschaft. „Die Truppe will ja, und sie hat auch Potenzial. Darum versuchen wir alles, die Klasse noch zu halten“, gibt sich Wübbenhorst kämpferisch. Dass die Spieler sie nicht ernst nehmen könnten, daran verschwendet sie keinen Gedanken. „Ich werde mit der Autorität keine Probleme haben. Ich bin Lehrerin“, sagt Wübbenhorst, die sich auch als Ziel gesetzt hat, die Ausbildung zur Fußball-Lehrerin zu absolvieren.
Am Sonntag führte Wübbenhorst viele Gespräche. Morgens traf sie sich mit Kristian Westerveld, dem Routinier der BVC-Mannschaft. Er sagte ihr seine volle Unterstützung zu. Am Abend saß sie mit dem Spielerrat zusammen. Die Signale aus der Mannschaft sind positiv.
Klar sei es eine neue Situation für die Mannschaft, aber Wübbenhorst werde mit der vollen Akzeptanz angenommen, versicherte BVC-Spieler Leon Neldner. „Wir sind als Mannschaft gewillt, in der Rückrunde noch etwas zu erreichen. Und das schaffen wir nur zusammen“, so Neldner weiter.
Mit der Verpflichtung von Wübbenhorst – zuvor war Olaf Blancke zu Atlas Delmenhorst gewechselt – schlug der BVC zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn dank der internen Lösung (Wübbenhorst trainierte zuletzt die BVC-Frauen) spart der Club auch Geld ein.