Werder trifft beständig und doch zu selten
Bremen beendet Hinrunde nach 2:3 in Leipzig auf Platz zehn
LEIPZIG/BREMEN – Fassungslos ging Werder-Trainer Florian Kohfeldt über das Spielfeld. Wieder waren seine Bremer gegen ein Spitzenteam der Fußball-Bundesliga mehr als ebenbürtig, wieder belohnte sich der Club beim 2:3 am Samstag bei RB Leipzig nicht mit einem Erfolg. „Für den Fußball, den wir spielen, haben wir zu wenig Punkte geholt“, resümierte der WerderCoach nach dem Abrutschen aus der oberen Tabellenhälfte. Das Match in Leipzig war teilweise ein Spiegelbild der ersten Halbserie.
Bereits in Dortmund (1:2) und gegen Hoffenheim
(1:1) waren die Bremer nicht das schlechtere
Team gewesen – im Gegenteil.
Doch individuelle Patzer und eine mangelnde Chancenauswertung verhinderten eine bessere Platzierung. Statt auf einem EuropaLeague-Rang zu überwintern, müssen die Bremer als Zehnter nun eine Aufholjagd starten. „Wir sind nicht effektiv genug für Europa“, stellte Mittelfeldmann Davy Klaassen fest.
Lukas Klostermann (22. Minute), Timo Werner (44.) und Bruma (87.) trafen für die Gastgeber. Aufseiten der Bremer waren Max Kruse (67.) und der eingewechselte Joshua Sargent (77.) erfolgreich.
Auch beim ChampionsLeague-Aspiranten aus Leipzig ließen die Bremer hochkarätige Möglichkeiten aus. Milot Rashica vergab im ersten Durchgang zweimal, auch zu Beginn der zweiten Hälfte und einem 0:2-Rückstand gingen die Bremer fahrlässig mit ihren Gelegenheiten um. Doch alles nur daran festzumachen, dass der Ball nicht
rein wollte, ist auch zu einfach. „Irgendwann kann man einfach auch nicht mehr vom fehlenden Glück sprechen, sondern das ist einfach fehlende Cleverness“, monierte Kapitän Kruse, der zudem vor dem 0:2 bei einem missglückten Rückpass auf Torhüter Jiri Pavlenka patzte. Fakt ist: Holte Werder aus den ersten acht Partien 17 Zähler, gab es in den folgenden neun Begegnungen
nur noch fünf Punkte dazu. „Die ersten acht Spiele waren gut, die neun Spiele danach sind nicht mehr unser Anspruch“, kritisierte Klaassen.
Das Saisonziel internationaler Wettbewerb bleibt dennoch bestehen. Vor allem die Art und Weise, wie Werder in den vergangenen drei Spielen gegen drei Spitzenclubs auftrat, macht Hoffnung. „Wir
haben zu wenig Punkte geholt. Das ist enttäuschend, aber wir müssen die Kirche auch im Dorf lassen“, erklärte Kruse: „Wenn ich nicht positiv gestimmt wäre, könnte ich gleich aufhören. Ich glaube zu 100 Prozent an unser Team. Wir werden jetzt ein paar Tage Pause einlegen, etwas entspannen und dann mit Vollgas wieder angreifen.“
In der Wintervorbereitung im Trainingslager in Südafrika muss daher vom 3. bis zum 12. Januar vor allem am Torabschluss gearbeitet werden. Kruse und Maximilian Eggestein sind mit jeweils nur vier Treffern die beiden torgefährlichsten Bremer im Kader.
Eiskalt vor dem gegnerischen Tor ist derzeit nur der erst 18-jährige Sargent. Elf Minuten nach seiner Einwechslung gelang dem US-Amerikaner in Leipzig sein zweiter Bundesliga-Treffer. Der Nachwuchsstürmer ist einer der Bremer Hoffnungsträger für mehr Tore. Bei aller Bremer Abschlussschwäche überrascht indes eine Statistik: Werder ist das einzige Bundesligateam, das in jedem der 17 Hinrundenspiele mindestens einmal traf.