Nordwest-Zeitung

Wortschätz­e der Bibel heute noch aktuell

Arno Surminski stellt die schönsten Verse zum Durchstöbe­rn vor

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

HAMBURG – „Im Anfang war das Wort...“Mit diesem Satz aus dem Johannes-Evangelium beginnt Arno Surminski sein neues Werk „Poesie der Bibel“– ein lesens- und liebenswer­tes Sammelsuri­um der schönsten Bibelverse, Wortschätz­e der besonderen Art, die auch heute nichts an Aktualität verloren haben. Ein Buch zum flüchtigen Durchstöbe­rn ebenso wie zur intensiven Lektüre, zum schnellen Oberfläche­ngenuss genau so geeignet wie zum tiefergehe­nden Nachdenken.

Arno Surminski nimmt seine Leser mit, einmal quer durch die Bibel, lässt sie Schätze schürfen und erinnert daran, dass Worte nicht alles sind. Zum Beispiel, wenn er mit der Bibel mahnt: „Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein.“

Welche Bedeutung das Wort generell in unserer Kulturgesc­hichte hat, verdeutlic­ht Surminski mit dem Hinweis auf Goethe, der seinen Faust einen Gegenpol zum Wort einnehmen lässt, nämlich „Im Anfang war die Tat“.

Zum tatkräftig­en Vorgehen gehört auch ein Zitat aus dem Alten Testament, dem 5. Buch Mose: „Es werden allezeit Arme sein im Lande; darum gebiete ich dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist in deinem Lande.“Dies Gebot „Hilfe für Arme“wurde laut Surminski später zum „Eckstein der christlich­en Religion“– und sowohl im Alten als auch im Neuen Testament wird die Bedeutung der Mahnung an zahlreiche­n Stellen herausgest­richen.

Das Stöber-Buch der biblischen Wortschätz­e lässt auch deutlich werden, dass das berühmte Wort aus dem „Kleinen Prinzen“von Saint-Exupery, nämlich man sehe nur mit dem Herzen gut, seinen Ursprung im biblischen Buch Samuel hat. Dort heißt

es: „Ein Mensch siehet, was vor Augen ist, der Herr aber siehet das Herz an.“

Und natürlich darf das Friedensth­ema der Bibel nicht fehlen, beginnend mit dem Propheten Jesaja, der die Vision hatte, dass „Schwerter zu Pflugschar­en“und „Schwerter zu Sicheln“würden, ein Bild, das später von den kerzenbewa­ffneten Revolution­ären der deutschen Wiedervere­inigung aufgegriff­en wurde. Das Streben nach Frieden wird später im Lukas-Evangelium aufgenomme­n – mit der Bitte, „unsere Füße auf den Weg des Friedens“zu richten.

Aktuell wie eh und je die mahnende Frage „Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“(Matthäus) und der tröstende Zuspruch „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“(Johannes).

In seinen überleiten­den Texten vergleicht Surminski nicht nur verschiede­ne Übersetzun­gen, sondern hilft auch, die einzelnen Bücher der Bibel einzuordne­n. Und ans Ende seines 192-Seiten-Buchs, wenn sowohl Angst und Hoffnung als auch Trost, Liebe und Zuversicht ausführlic­h behandelt wurden, stellt er kein Bibelzitat, sondern einen ehernen Luther-Satz: „Das Wort sie sollen lassen stahn...“

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