Nordwest-Zeitung

Oldenburge­r rettet Leben

Sören Moje ist derzeit mit der „Sea Watch 3“und 32 Flüchtling­en auf dem Mittelmeer

- EIC JECS SCHRC@G

Der Oldenburge­r Sören Moje hat mit der „Sea Watch 3“32 Menschen aus Seenot gerettet. Jetzt sucht das Schiff einen sicheren Hafen. . .

Das weitere Schicksal der Geretteten ist noch ungewiss. Moje hofft auch auf ein positives Signal aus Oldenburg.

<L2EN?U;G@1I>>EL1EE; – Er hätte Weihnachte­n und Silvester auch ganz in Ruhe zu Hause verbringen und mit der Familie feiern können. Stattdesse­n liegt Sören Moje (32) mit der „Sea Watch 3“gerade westlich von Malta in internatio­nalen Gewässern. Der Oldenburge­r ist gelernter Schiffsbet­riebstechn­iker und fährt seit seinem 18. Lebensjahr zur See. Seit Juli 2017 ist er in der zivilen Seenotrett­ung aktiv. Mit ihm auf der „Sea Watch 3“sind eine 23 Mann starke internatio­nale Besatzung sowie 32 Menschen – Männer, Frauen und kleine Kinder – die kurz vor Weihnachte­n von der „Sea Watch 3“aus Seenot gerettet wurden. Für sie sucht die Besatzung seit Tagen einen sicheren Hafen.

„Aber keine Seenot-Leitstelle fühlt sich für die Menschen verantwort­lich, seit Italien seine Häfen abgeriegel­t hat“, erklärt Moje im Telefonat mit der Ð. „Malta erklärt, nicht zuständig zu sein. Selbst die Behörden in Tripolis haben wir zu erreichen versucht. Aber dort geht keiner ans Telefon oder antwortet auf unsere E-Mails.“

Noch sei die Stimmung an Bord den Umständen entspreche­nd gut, sagt Moje. „Wir machen das Beste aus der Situation und haben am Weihnachts­abend gemeinsam mit unseren Gästen gekocht, gegessen und ein wenig gefeiert, um sie abzulenken.“Mit einem der Matrosen und einem Flüchtling sang er unter anderem den Shanty „Rolling Home“für die Geflüchtet­en und die Besatzung. „Ich bin ein begnadeter Hafensänge­r“, sagt Moje schmunzeln­d. Doch trotz gemeinsame­r Aktivitäte­n ist die Lage ernst. „Es ist schwer zu ertragen, wenn wir den Menschen erklären müssen, dass sie zwar gerettet wurden, aber jetzt nirgends an Land gehen dürfen“, sagt Moje. „Sie haben vor allem große Angst, nach Libyen zurückgebr­acht zu werden, wo ihnen Folter, Versklavun­g und Vergewalti­gung drohen.“

Moje hofft unter anderem auf ein positives Signal der Stadt Oldenburg, die sich, wie auch 32 weitere deutsche Städte, zum sicheren Hafen und damit bereit erklärt hat, aus Seenot gerettete Flüchtling­e aufzunehme­n. „Wenn zumindest ein Teil der Flüchtling­e nach Oldenburg könnte, wäre schon viel erreicht“, sagt er. „Es kann nicht sein, dass diese Menschen wochenlang auf See gefangen sind. Das ist weder mit dem Seerecht noch mit den Menschenre­chten vereinbar.“Malta würde die „Sea Watch 3“anlegen lassen, wenn die weitere Verteilung der Flüchtling­e auf das Festland gesichert ist. „Dann könnten sie dort an Land gehen und zügig weitergebr­acht werden, etwa auch nach Oldenburg“, so Moje weiter.

Wann er selbst wieder nach Oldenburg kommt, steht zurzeit noch nicht fest. „Offiziell sollten wir am 2. Januar zum Crew-Wechsel den Hafen Bonifacio auf Korsika anlaufen“, sagt Moje. „Aber der Einsatzlei­ter fragt gerade herum, wer von uns auch noch länger mitfahren kann.“

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B@=D: SEA-WATCH Shantys gegen die ?ngewisshei­t: @n einer kleinen Feier an Bord der „Sea Watch 3“singt Sören MoJe (Mitte) gemeinsam mit einem Crew-Mitglied und einem der geretteten Flüchtling­e. .

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