Nordwest-Zeitung

Missstand

- VON MARKUS SIEVERS, BÜRO BERLIN

E s klingt nach einer rundum erfreulich­en Nachricht passend zur Weihnachts­zeit: Die Zahl der Mädchen und Jungen, für die der deutsche Staat Kindergeld auszahlt, steigt auf einen Rekordwert. Das freilich hat nur bedingt mit steigenden Geburtenra­ten zu tun. Auch die wachsende Gruppe der Arbeitskrä­fte aus andern EU-Ländern und die Zunahme an anerkannte­n Flüchtling­e erklären die Steigerung nicht komplett.

Eine Rolle spielt der Missbrauch der Familienfö­rderung, der längst zum Thema erbitterte­r politische­r Auseinande­rsetzungen geworden ist. Probleme bereiten Familien vorwiegend aus Osteuropa, die für auffallend viele Kinder die Leistung beantragen. Häufig sind die Dokumente lückenhaft oder gefälscht, so dass viel dafür spricht, dass diese Familien nur nach Deutschlan­d gekommen sind, um öffentlich­e Förderunge­n wie das Kindergeld zu beziehen.

Das ist zweifelsoh­ne ein Missstand, der allerdings nicht für politische Hetze missbrauch­t werden sollte. Denn gegen diesen Betrug gehen die Behörden vor. Nicht immer mit Erfolg, aber das ist beim Kampf gegen Steuerbetr­ug bekanntlic­h auch nicht anders. Jedenfalls hat die Politik reagiert und die Kontrollen deutlich verschärft.

Etwas anderes und davon strikt zu unterschei­den ist, dass Rumänen und Bulgaren vollkommen legal für ihre in ihren Heimatländ­ern lebenden Nachwuchs das deutsche Kindergeld beziehen, obwohl die Lebenshalt­ungskosten in Sofia oder Bukarest viel niedriger sind. Es liegt nahe, die Zahlungen in diesen Fällen an das übliche Niveau vor Ort anzupassen und entspreche­nd zu senken. Allerdings kann dies nicht im nationalen Alleingang geschehen, sondern nur im Rahmen einer europäisch­en Vereinbaru­ng. Eine Lösung in der EU braucht zwar Zeit, steht dafür aber auf sicherer rechtliche­r Grundlage. @Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany