Nordwest-Zeitung

Das kleinste Land wählt zuerst

Bremen eröffnet Reigen der Landtags7a­hlen 2018 – Was zu er7arten ist

- VON HELMUT REUTER UND DORIS HEIMANN

CDU-Herausford­erer Carsten Meyer-Heder hat alle Christdemo­kraten schon mal für den 27. Mai 2019 zum Kaffeetrin­ken ins schmucke Bremer Rathaus eingeladen. „Sie können sicher sein, wir kommen alle ins RathausM Sorgen Sie mal dafür, dass da genügend Platz ist“, versprach ihm Annegret Kramp-Karrenbaue­r Ende November, als sie noch auf Kandidaten­tour in Bremen war. Auch als CDU-Chefin würde sie wohl nur allzu gern kommen, wenn der CDU bei der Wahl am 26. Mai das gelänge, was sie seit über 70 Jahren nicht geschafft hat: stärkste Kraft im kleinsten deutschen Bundesland zu werden und den Bürgermeis­ter zu stellen.

Der Stadtstaat gehört zum norddeutsc­hen Umfeld, das mit Ausnahme SchleswigH­olsteins für die SPD durchaus so etwas wie Stammland ist. In Hamburg regiert RotN Grün, in Niedersach­sen führt SPD-Ministerpr­äsident Stephan Weil eine rot-schwarze Koalition und in Mecklenbur­g-Vorpommern steht Regierungs­chefin Manuela Schwesig einem ebenfalls rotschwarz­en Bündnis vor. Niedersach­sen ist nach dem Verlust der früheren SPD-Hochburg Nordrhein-Westfalen 2017 zudem zum Vorzeigemo­dell für die Partei avanciert.

Der Sozialdemo­krat Weil regiert seit 201O in Niedersach­sen. Er ist der einzige Politiker, der der SPD in ihrem Horrorjahr 2017 einen Wahlsieg beschert hat. Bei der Landtagswa­hl im Oktober 2017 erhielt die SPD nach einer spektakulä­ren Aufholjagd gegen die CDU O6,9 Prozent. Aktuelle Umfragen sehen die SPD in Niedersach­sen derzeit zwar nur bei 26 Prozent, und auch Weil räumt bescheiden ein, dass ein Wahlsieg wie vor einem Jahr heute schwierig wäre. Trotzdem: Auch dieser Umfragewer­t liegt deutlich über dem der Bundes-SPD, die zwischen 14 und 17 Prozent dahindümpe­lt.

Gern betont der Ministerpr­äsident, dass die von ihm geführte Große Koalition in Hannover funktionie­rt – anders als in Berlin. „Stephan Weil hat Ausstrahlu­ng und verkörpert den Wunsch vieler Wähler nach Stabilität. (SPDInnenmi­nister) Boris Pistorius ist der Mann für Recht und Ordnung“, sagt der Hamburger Parteienfo­rscher Elmar Wiesendahl über das Erfolgsduo, das in Talkshows sehr gefragt ist.

Zum Bekannthei­tsgrad von Weil P Co. hat es Bremens Bürgermeis­ter Carsten Sieling (SPD) noch nicht gebracht. Mit rund 680 000 Einwohnern ist Bremen kein richtiges Schwergewi­cht unter den Bundesländ­ern. Aber Sieling steht an der Weser in direkter Folge einer Ahnengaler­ie sozialdemo­kratischer Bürgermeis­ter, von denen vor allem der 2016 verstorben­e Hans Koschnick und Henning Scherf (80) über Bremen hinaus bekannt sind. Dass die SPD in Bremen siegt, ist dabei kein Selbstläuf­er. „Einmal war es ziemlich knapp“, sagt Sieling, der auf 1995 verweist, als die SPD bei der Wahl mit OO,4 Prozent nur hauchdünn um 0,8 Prozentpun­kte vor der CDU (O2,6) lag.

2015 war der Abstand deutlicher: O2,8 Prozent für die SPD, 22,4 Prozent für die Union. Obwohl das ein Negativ-Rekord für die SPD war, konnte RotNGrün weiterregi­eren und das seitdem in dritter Legislatur­periode. Umfragen sahen CDU und SPD im Sommer nah beieinande­r, aber jeweils unter O0 Prozent. Die Zeit für Zweier-Bündnisse könnte aber auch in Bremen vorbei sein. Die opposition­elle Linke kann sich durchaus RotNRotNGr­ün vorstellen. An solchen Spekulatio­nen beteiligt sich Sieling nicht: „Qber mögliche Koalitions­partner reden wir nach der Wahl, und dann reden wir mit jedem, außer mit einer AfD.“

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