Nordwest-Zeitung

Flucht nach vorn

- VON OLIVER SCHULZ

E s scheint in der Tat noch immer Menschen zu geben, die sich über einen Besuch von Donald Trump freuen. Im Irak stationier­te US-Soldaten ließen sich sogar mit ihm fotografie­ren; wobei es keine Rolle spielt, ob der Präsident Wertschätz­ung für sie empfindet oder nur auf schöne, an die Heimat adressiert­e Weihnachts­bilder aus ist.

Eigentlich hatte Trump über die Festtage Erholung im eigenen Golfclub in Florida geplant. Doch wegen des Streits mit den erstarkten Demokraten um das neue Budgetgese­tz sind die Regierungs­geschäfte in Washington weitgehend lahmgelegt.

Bislang war dem Egomanen im Weißen Haus der Besuch bei seinen Soldaten nicht wichtig. Die Vereinigte­n Staaten könnten nicht weiter der Weltpolizi­st sein. Dass seine Truppen in Ländern aktiv sind, von denen die meisten US-Amerikaner noch nicht mal gehört hätten, wie Trump behauptet, mag allerdings vor allem an der vom Präsidente­n zelebriert­en Ignoranz in der Außenpolit­ik liegen.

Statt also die Zeit daheim mit renitenten Opposition­ellen zu verbringen, hat der Oberbefehl­shaber der Streitkräf­te die Flucht nach vorn angetreten. Auf den US-Stützpunkt­en ist Trumps Welt noch in Ordnung: dankbare Angestellt­e und gewaltsam ausgetrage­ne Konflikte.

@Den Autor erreichen Sie unter SchulzO@infoautor.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany