Nordwest-Zeitung

Finanzmini­ster will Forschung beflügeln

Reinhold Hilbers fordert steuerlich­e Begünstigu­ng für Investitio­nen

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

Der CDU-Politiker ist auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der angeschlag­enen NordLB. Im Januar will er einen Zukunftspl­an für die Landesbank präsentier­en.

FRAGE: Herr Hilbers, die Steuereinn­ahmen in Niedersach­sen sprudeln, zusätzlich floss die VW-Bußgeld-Milliarde in die Staatskass­e- Wann können die Bürger mit spürbaren Steuererle­ichterunge­n rechnen?

REINHOLD HILBERS: Wir entlasten die Familien in Niedersach­sen beispielsw­eise durch den Wegfall der Kita-Gebühren. Allein die Beitragsfr­eiheit in den Kindergärt­en bindet 1,5 Milliarden Euro. Das ist ein enormer Kraftakt. Aber er ist es wert. Damit entlasten wir die Mitte der Gesellscha­ft, die Doppelverd­iener, die hohe Kindergart­enbeiträge gezahlt haben.

FRAGE: .n der /rage ging es um Steuererle­ichterunge­nHILBERS: Hier haben der Bund und die Länder ein Entlastung­spaket für Familien geschnürt: Der steuerlich­e Kinderfrei­betrag wird angepasst – er soll von 7428 auf 7620 Euro und dann weiter auf 7812 Euro erhöht werden. Zudem soll der Grundfreib­etrag der Steuerzahl­er von 9000 auf 9168 Euro und 9408 Euro steigen, auch der Höchstbetr­ag für den Abzug von Unterhalts­leistungen soll leicht steigen. Auch das Kindergeld steigt ab

Juli um zehn Euro pro Kind im Monat. Zudem ist eine Rückzahlun­g von Effekten der „kalten Progressio­n“, die Einkommens­zuwächse wegen inflations­bedingt steigender Preise zum Teil auffrisst, beschlosse­n. Schließlic­h wird der Solidaritä­tsbeitrag für den überwiegen­den Anteil der Bevölkerun­g abgeschaff­t. Ich vertrete allerdings die Meinung, dass er ganz abgeschaff­t gehört. Ich halte auch eine Unternehme­nssteuerre­form für notwendig, damit die Unternehme­n bessere Wettbewerb­sbedingung­en haben. Forschungs- und Entwicklun­gsinvestit­ionen von Unternehme­n sollten stärker steuerlich gefördert werden. FRAGE: Wissenscha­ftsministe­r B0örn 1hümler bekam kürzlich vom Steuerzahl­erbund die zweifelhaf­te Auszeichnu­ng 2/ass ohne Boden3 verliehen, weil er dem Museum für die Schöninger Speere bei Helmstedt finanziell unter die Arme greift- Das unter Besuchersc­hwund leidende 4aläon geht an das Amt für Denkmalpfl­ege und Minister 1hümler, der 566 666 7uro 0ährlich aus der öffentlich­en 8asse ins Museum buttert 9 das dürfte .hnen doch gar nicht gefallen, oder? HILBERS: Diese Entscheidu­ng liegt in der Ressorthoh­eit des Wissenscha­ftsministe­rs. Ihm obliegt die Entscheidu­ng, wie die ihm zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt werden. Im Übrigen ist die Einrichtun­g vorhanden, daher braucht es dafür eine Lösung. FRAGE: Und dann hat das Land mit der Marienburg in 4attensen bei Hannover 0a künftig wohl auch noch ein marodes Schloss durchzusch­leppen--

HILBERS: Das Land wird die Marienburg nicht kaufen, dürfte es auch gar nicht. Hier gibt es keine Verbindung zum Landeshaus­halt. Wenn der Bund aber 13,5 Millionen Euro für die Sanierung des Schlosses und des Schlossber­ges geben sollte, dann werden wir versuchen, die notwendige Gegenfinan­zierung in derselben Höhe wie in anderen Fällen auch in den nächsten Jahren bereitzust­ellen. So verfahren wir grundsätzl­ich bei der Förderung von kulturelle­n Projekten.

FRAGE: Mit der unter faulen Schiffskre­diten leidenden Norddeutsc­hen Landesbank :NordLB; nehmen Sie ein dickes 4roblem mit ins neue <ahr- Wann wollen Sie eine Lösung präsentier­en?

HILBERS: Im Moment haben wir Angebote von potenziell­en Investoren. Auf der Basis verhandeln wir. Allerdings müssen alle Angebote noch nachgearbe­itet und offene Punkte geklärt werden. Ich bin zuversicht­lich, dass wir im Januar eine Lösung bekommen.

FRAGE: Zie könnte die Zukunft der Bank aussehen? HILBERS: Die NordLB ist mit Ausnahme der Schiffskre­dite in allen Bereichen profitabel. Sie hat in den vergangene­n Jahren einige Milliarden Euro Risikovors­orge im Schiffskre­ditbereich verarbeite­n können, weil sie eine hohe Ertragskra­ft in anderen Geschäftsb­ereichen aufweist. Für die NordLB wollen wir eine auf Dauer tragfähige Lösung erreichen. Daraufhin prüfen wir die Angebote ab. Letztlich soll die Bank so aufgestell­t werden, dass sie in der Lage ist, sich künftig Eigenkapit­al auch über die Finanzmärk­te einzuholen. Sollte ein privater Investor einsteigen, werden wir die Rechtsform der NordLB ändern müssen. Ich bin auch weiter offen für eine öffentlich-rechtliche Lösung, allerdings müssten sich dafür alle Beteiligte­n ein Stück weit bewegen.

FRAGE: Wünschen Sie sich angesichts solcher Sorgenkind­er wie die NordLB manchmal, Sie hätten doch besser das Sozialress­ort übernommen, für das der CDU-Spitzenkan­didat Bernd Althusmann Sie in seinem Schattenka­binett ursprüngli­ch vorgesehen hatte? HILBERS: Nein, ich fühle mich im Finanzmini­sterium sehr gut aufgehoben. Finanzpoli­tik ist spannend und ermöglicht mir viele Möglichkei­ten, die Zukunft unseres Landes mitzugesta­lten. Natürlich stellt einen dieses Ressort vor Herausford­erungen, aber das gilt ja letztlich für jedes Haus.

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