Nordwest-Zeitung

Spektakel am Himmel muss sein

|b diesem Freitag darf offiziell wieder Feuerwerk verkauft werden – Vorsicht beim Gebrauch

- VON ALEXANDRA STOBER UND NATALIE SKRZYPCZAK

Der Countdown zum Jahreswech­sel läuft. Von illegalen Knallern sollte man tunlichst die Finger lassen.

BERLIN/WARSCHAU – An diesem Freitag dürfen offiziell Feuerwerks­körper verkauft werden. Die ersten Raketen stehen also zum Zünden bereit. Aber wie funktionie­ren sie technisch? Und was ist das Problem bei ungeprüfte­n Böllern? Ein paar Erklärunge­n:

Wodurch fliegt ? eine Silvesterr­akete

Für den Antrieb ist eine bekannte chemische Reaktion zuständig: die Verbrennun­g. Die Zündschnur setzt den Treibsatz in Brand, der meist aus einigen Gramm Schwarzpul­ver besteht. Darin enthalten sind Kohle und Schwefel als Brennstoff­e. Der Hauptbesta­ndteil ist Kaliumnitr­at, was den erforderli­chen Sauerstoff für die Verbrennun­g liefert. Bei dieser entstehen Brenngase, die mit hoher Geschwindi­gkeit strömen. Die Rakete ist so konstruier­t, dass sich die Gase nur nach unten ausdehnen können. Jetzt kommt Physik ins Spiel: Auf die Rakete wirkt dann eine gleich große Kraft in die entgegenge­setzte Richtung – also nach oben. Und deshalb zischt sie los in den Nachthimme­l.

Warum ist der ? Holzstab so wichtig

Der Holzstab sorgt für die richtige Balance. „Damit die Rakete senkrecht in den Himmel steigt, muss der Schwerpunk­t beim Treibsatz liegen“, erklärt Walter Wagner, Chemie-Didaktiker der Universitä­t Bayreuth. Am unteren Ende also. Deshalb sei es gefährlich, eine Rakete mit halb abgebroche­nem Holzstab zu zünden.

Wie kommen die Effekte ? am Himmel zustande

Ein paar Sekunden nach dem Start zündet der Effektsatz an der Spitze der Silvesterr­akete. Dieser enthält in der Regel Metallsalz­e. Sie werden verteilt und verbrennen bei großer Hitze in verschiede­nen Farben, je nach Metall. Mit Magnesium erhält man etwa weißliche Blitz-Effekte, so Wagner. Die entstehend­en Gase, aber auch kleine feste Partikel landen in der Luft, weshalb die Belastung mit Feinstaub extrem ansteigt. Sie sei am ersten Tag des neuen Jahres vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht, so das Umweltbund­esamt.

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Wie funktionie­rt ein Böller Grundsätzl­ich nach dem gleichen Prinzip wie der Antrieb einer Rakete. Auch hier wird in der Regel eine kleine Menge Schwarzpul­ver verbrannt. Der Unterschie­d zur Rakete: Die entstehend­en Brenngase werden durch viele fest gewickelte Papierschi­chten aufgehalte­n. Deshalb steigt der Druck im Innern des Böllers – bis er sich mit einem Knall entlädt.

Warum sind illegale ? Böller gefährlich

Die ungeprüfte­n Böller erfüllen nicht die vorgeschri­ebenen Sicherheit­skriterien. Sie können beispielsw­eise vorzeitig explodiere­n. Außerdem sind sie im Gegensatz zu normalen Knallern oft anders zusammenge­setzt: Sie enthalten Blitz-Knallkörpe­r statt Schwarzpul­ver, die sie stärker und lauter knallen lassen. „Oft entsteht bei der Explosion ein enormer Schlag“, so Christian Lohrer von der Bundesanst­alt für Materialfo­rschung, die in Deutschlan­d für die Prüfung von Feuerwerks­körpern zuständig ist. Schwere Verletzung­en wie ein Tinnitus im Ohr sowie Verbrennun­gen von Händen oder Gesicht können die Folge sein. Sogar Finger können von der Explosion abgerissen werden.

Warum heißen illegale ? Böller oft Polenbölle­r

Der Name mag aus Zeiten stammen, in denen die Vorschrift­en für Feuerwerks­körper länderspez­ifisch waren. Inzwischen müssen Böller in Polen und Deutschlan­d die gleichen EU-Anforderun­gen erfüllen. Die in Polen zuständige Prüfbehörd­e warnt ebenso wie das Bundesamt für Materialfo­rschung vor den nicht zertifizie­rten Böllern. Allerdings werden illegale Kracher häufig in Polen, aber auch in Tschechien, Österreich, Italien oder China hergestell­t. Oft gibt es sie an der deutschpol­nischen Grenze zu kaufen. Das hat wohl zur Verbreitun­g ihres Namens beigetrage­n.

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DPA-BILD: MIRGELER Feuer frei: Ab diesem Freitag dürfen offiziell wieder Raketen und Böller im Handel verkauft werden.

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