Nordwest-Zeitung

Erlierer und Gewinner im Tierreich 2018

Umweltstif­tung WW6 veröffentl­icht neue Liste – 6ast 27 000 Tierarten gelten als bedroht

- VON GISELA GROSS

Uehntausen­d Arten mehr als noch vor rund zehn Jahren sind gefährdet. Das sei ein neuer Negativrek­ord, erklärte die Umweltstif­tung.

BERLIN – DiE Jinsch zerstört Lebensräum­e, vermüllt die Ozeane, wildert und sorgt für die Erwärmung des Weltklimas: Fast 27 000 Tierarten stehen zum Ende dieses Jahres als bedroht auf der Roten Liste, zehntausen­d mehr als noch vor rund zehn Jahren. „Das ist neuer Negativrek­ord und betrifft fast 30 Prozent aller untersucht­en Arten“, erklärte die Umweltstif­tung WWF (World Wide Fund For Nature) am Donnerstag zum Erscheinen ihrer neuen Liste der Gewinner und Verlierer im Tierreich 2018. Auch wenn einige Arten am Rande des Aussterben­s stehen, gibt es demnach auch Beispiele, die hoffen lassen. Eine Auswahl: → BREI'NA2LNASH'RN

Der Tod von Sudan, dem letzten Männchen seiner Unterart, sorgte im März internatio­nal für Schlagzeil­en. Weltweit bleiben nun nur noch zwei Weibchen der Nördlichen Breitmauln­ashörner übrig, die keinen Nachwuchs mehr bekommen können. Wissenscha­ftler haben aber das Ziel, der Unterart zu einer Zukunft zu verhelfen: Eizellen der Weibchen, eingefrore­ne Spermien und Leihmütter einer anderen Nashorn-Unterart sollen es möglich machen. Bis das Nashornbab­y aus dem Labor Realität wird, heißt es für die Tiere aber: Verlierer.

→ WALDRAPP

Die Vögel mit schwarzem Gefieder und langem, gebogenen Schnabel galten früher als Delikatess­e – Überjagung führte im 17. Jahrhunder­t zu ihrem Aussterben in Mitteleuro­pa. Ein von der Europäisch­en Union unterstütz­tes Projekt hat zum Ziel, den seltenen Zugvogel wieder anzusiedel­n. Bis Ende 2019 sollen wieder 120 Waldrappe zwischen nördlichem Alpenvorla­nd und Toskana ziehen. Mangels erwachsene­r Leittiere flogen erste Exemplare mit menschlich­er Navigation­shilfe vom Bodensee ins Winterquar­tier nach Italien - in Begleitung eines Leichtflug­zeugs. Gewinner. → TIGER

In Nepal geht es für die Großkatzen bergauf. Nachdem dort 2009 nur noch rund 120 Tiger lebten, seien es nun mehr als 230, teilte das Umweltmini­sterium des Landes nach sechsmonat­iger Zählung in drei Nationalpa­rks mit. Nepal gehört zu 13 Staaten, die sich 2010 auf Schutzzone­n für die Großkatzen einigten. Ziel ist es, die Zahl der wilden Tiger weltweit bis 2022 zu verdoppeln. Derzeit sind noch knapp 3900 übrig – von einst 100 000 Tigern in Asien. Nicht nicht nur Wilderer bleiben ein Problem. Schaut man nur auf Nepal: Gewinner.

→ HERING

Zwischen gefährdete­n Exoten erwartet man Bewohner der westlichen Ostsee wohl kaum. Doch der Heringsbes­tand ist dort mangels Nachwuchs eingebroch­en. Als Grund werden Veränderun­gen der Ostsee durch den Klimawande­l vermutet. Inzwischen ist die erlaubte Fangmenge um knapp die Hälfte reduziert worden – mit der Vorgabe blieben die EU-Fischereim­inister aber hinter weiterreic­henden Vorschläge­n zurück. Der Internatio­nale Rat für Meeresfors­chung (ICES) hatte sich sogar dafür ausgesproc­hen, die Heringsfis­cherei

in der westlichen Ostsee zunächst auszusetze­n. Experten zweifeln, ob sich der Bestand nun dennoch erholen kann. Verlierer. → BIENENFRES­SER

Sie sind so bunt, dass Laien sie für ausgebüxte Käfigvögel halten dürften. Doch die aus den Tropen und Subtropen stammenden Bienenfres­ser finden in Deutschlan­d zunehmend Lebensräum­e. Von 2000 Brutpaaren und verstärkte­r Zuwanderun­g aus dem Mittelmeer­raum spricht der WWF. Zu ihrer Beute zählen – anders als der Name vermuten lässt – neben Bienen auch andere Insekten. Die Präsenz der Vögel hierzuland­e geht laut der Umweltorga­nisation auf die Klimaerwär­mung zurück. Die Einstufung des WWF lautet daher: „Gewinner aus den falschen Gründen“.

→ TÜPFELBEUT­ELMARDER

Die nachtaktiv­en Einzelgäng­er mit dem gepunktete­n Fell hatten stets einen begrenzten Lebensraum in Australien. Seit sie vor rund 50 Jahren auf dem Festland ausstarben – importiert­e Feinde wie Füchse und vermutlich eine Krankheit hatten ihren Anteil –, gab es sie nur noch in Tasmanien. In einem Zucht- und Rückkehr-Projekt, an dem unter anderem der WWF beteiligt ist, wurden 2018 Tüpfelbeut­elmarder in einen australisc­hen Nationalpa­rk umgesiedel­t. Ob es gelingt, dort wieder eine Population aufzubauen? Der erste Nachwuchs bei den Tieren, die ein wenig an eine Mischung aus Maus und kleiner Katze erinnern, kam in diesem Sommer zur Welt. Gewinner.

→ AMAZONAS-FLUSSDELFI­N

Flussdelfi­ne haben es in mehreren Weltregion­en sehr schwer. Im Fall des Amazonas zeigten sich Naturschüt­zer schon länger überzeugt, dass die Tiere seltener geworden seien, verlässlic­he Daten fehlten jedoch. „Mit der Roten Liste 2018 herrscht Gewissheit: Die Delfine gelten nun offiziell als stark gefährdet“, urteilt der WWF. Gründe gibt es dafür verschiede­ne: unter anderem Fischerei, Umweltgift­e und die Regenwaldz­erstörung. Das macht die rosafarben­en Delfine zum: Verlierer.

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DPA-BILD: HEON-KYUN Ein Amazonas-Flussdelfi­n schwimmt im Rio Negro in der Nähe von Manaus in Brasilien. Die Tiere gelten laut der Roten Liste 2018 des WWF als stark gefährdet.

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