LNG: Rückschlag für Brunsbüttel
Absage von Netzagentur – Auch Leitung in Ostfriesland gestrichen
BONN/BRUNSBÜTTEL/WILHELMSHAVEN/LEER – Im Rennen um das erste Flüssiggasterminal in Deutschland hat Wilhelmshavens Mitbewerber Brunsbüttel einen Rückschlag erlitten. Grund: Die Bundesnetzagentur hat jetzt die Anbindungsleitung für das geplante LNG-Terminal aus dem Netzentwicklungsplan (NEP) 2018-2028 gestrichen.
Bei der Anbindung handelt es sich um eine 50 Kilometer lange Leitung von Brunsbüttel nach Heilingen (SchleswigHolstein), die der Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie Deutschland bauen will. Gasunie beziffert die Kosten auf rund 80 Millionen Euro für die Leitung sowie weitere sieben Millionen Euro für eine GasDruckregelund Messanlage.
Die Bundesnetzagentur argumentierte nun, dass das Projekt als reine Anbindungsleitung nicht Teil der Netzplanung sein könne. Die Kosten für die Leitung müssten die Projektplaner des Flüssiggasterminals also selbst tragen.
Nach Ansicht des Bundestagsabgeordneten und SPDGeneralsekretärs Lars Klingbeil ist Brunsbüttel im Rennen um das Terminal für LNG (Liquefied Natural Gas) damit außen vor. Die Entscheidung dürfte nun zwischen Wilhelmshaven und Stade fallen, wo es ebenfalls konkrete Planungen für ein Terminal gibt.
Allerdings kündigten die Projektplaner in Brunsbüttel, ein Joint Venture aus Gasunie, dem Tanklagerunternehmen Oiltanking und Vopak aus Rotterdam, Rechtsmittel an. „Wir werden Rechtsbeschwerde gegen die Entscheidung einlegen und die daraus folgenden rechtlichen Schritte einleiten“, teilte das Konsortium gegenüber dem Branchenportal „Energate“mit. Denn die Entscheidung der Netzagentur sei nicht nur für die Wirtschaftlichkeit des Projekts in Brunsbüttel schwerwiegend, sondern generell für die Zukunft von LNG-Vorhaben in Deutschland.
Neben der Leitung in Brunsbüttel strich die Netzagentur noch sechs weitere von ursprünglich 159 Maßnahmen aus dem Netzentwicklungsplan. Zu den betroffenen Projekten gehört auch eine geplante Gasleitung von Bunde/Landschaftspolder nach Leer/Mooräcker. Im Zuge der Umstellung von niederkalorischem L-Gas auf hochkalorisches H-Gas hatte die EWE-Tochter GTG Nord eine 19 Kilometer lange Leitung in Ostfriesland geplant. Die Inbetriebnahme des 33Millionen–Euro-Projekts war ursprünglich für Ende 2023 geplant. Die Netzagentur strich das Projekt jetzt aber aus dem NEP, weil aus ihrer Sicht mögliche Alternativen nicht hinreichend geprüft worden seien.