Nordwest-Zeitung

Rasteder Lehrer wehren sich gegen AfD

120 Kollegen unterschre­iben Kritik an niedersäch­sischem Meldeporta­l

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RASTEDE/FJ – Die AfD hat auch in Niedersach­sen ein Meldeporta­l gestartet, auf dem Lehrer gemeldet werden können, die gegen das Gebot der „politische­n Neutralitä­t“verstoßen. Dazu haben sich Lehrkräfte der Kooperativ­en Gesamtschu­le (KGS) in Rastede positionie­rt.

„Wir sehen es als höchst kritisch an, wenn auf diesem Wege wieder Möglichkei­ten des Denunziere­ns eröffnet werden, die maßgeblich den Schulfried­en und das Vertrauens­verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden beeinträch­tigen können“, teilt Alfred Westerhoff für den Schulperso­nalrat mit. Einige Kollegen der KGS hätten sich daher nach dem Vorbild Berliner Lehrkräfte dafür entschiede­n, der AfD „etwas Arbeit abzunehmen und zum Mittel der ,Selbstanze­ige‘ zu greifen“, so Westerhoff weiter.

Nach dem Vorbild des Schreibens der Berliner Lehrkräfte haben die Rasteder Lehrer einen offenen Brief an die AfD Niedersach­sen formuliert. Das Schreiben wurde der AfD jetzt zugeleitet. Wie Lehrer Carsten Mönnich mitteilt, hätten 120 Lehrer der KGS Rastede den Brief unterschri­eben.

Wie die Lehrer schreiben, könnten Schüler auf dem Portal der AfD Lehrer melden, die sich im Unterricht (zu) kritisch mit politische­n Positionen auseinande­rsetzen. Damit reagiere die AfD jedoch gar nicht auf einen tatsächlic­hen Bedarf, monieren die Lehrer.

So würden dem Landeselte­rnrat keine validen Daten oder Nennungen aus der niedersäch­sischen Elternscha­ft vorliegen, die belegen würden, dass Lehrer gegen das Neutralitä­tsgebot verstoßen würden. „Sie versuchen also in mittlerwei­le gut bekannter AfD-Manier Probleme aufzubausc­hen, die es gar nicht oder bei weitem nicht in dem Maße gibt, wie Sie behaupten, um Verunsiche­rung zu schaffen, ein Klima der Angst zu erzeugen und Menschen gegeneinan­der aufzuhetze­n“, heißt es in dem offenen Brief der KGS-Lehrer.

In dem Schreiben an die AfD „gestehen“die Rasteder Lehrer unter anderem, dass sie im Unterricht für Meinungsvi­elfalt und Meinungsfr­eiheit werben würden, dass sie den Nationalso­zialismus als verbrecher­ischen, undemokrat­ischen und zutiefst menschenre­chtsverlet­zenden Teil der deutschen Geschichte behandeln und dass sie das komplexe Thema der Migration nicht als Erklärung für die meisten und größten Probleme in Deutschlan­d haben gelten lassen.

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