Nordwest-Zeitung

Die letzten Schleuser

In Zukunft kein Personal nötig

- VON DANIEL SCHUMANN

Mit Helmut von Seggern und Axel Johanning endet eine Ära: Ab dem 1. Januar werden keine Abgaben mehr erhoben, die Schleuse bleibt dann unbemannt . . . . . . . . . . .

Für die Schichtlei­ter endet die Beschäftig­ung an der Schleuse zum neuen Jahr. Ab dem 1. Januar werden keine Abgaben mehr erhoben.

OLDENBURG – „Wie sagt man noch? Mit einem weinenden und einem lachenden Auge – genau so ist es“, beschreibt Helmut von Seggern seine Gefühlslag­e. Für den gelernten Tischler ist nach rund 18 Jahren als Angestellt­er des Wasserund Schifffahr­tsamts (WSA) Bremen Schluss an der Schleuse. Ebenso für seinen Kollegen Axel Johanning, der seit 1992 für das WSA Bremen tätig ist. Er hat vor 23 Jahren seine Prüfung als Schichtlei­ter absolviert. Seitdem hat er seinen Arbeitspla­tz am Kanal, direkt neben dem Niedersach­sendamm.

Viele Schichten haben die beiden zusammen verbracht. Bis 2011 waren mindestens immer zwei Kollegen vor Ort – einer für den Betrieb der Schleuse und einer für die Abgaben, die von den passierend­en Kapitänen gezahlt werden mussten. Wie viele Kollegen das über die Jahre waren, können die beiden nicht mehr genau sagen. Nach einem guten Dutzend Namen hörten sie auf zu zählen. Die Abgaben kann man sich im Übrigen als eine Art Maut für die Wasserstra­ßen vorstellen. Sie entfal- mit Beginn des neuen Jahres.

Und dementspre­chend entfallen auch die Arbeitsplä­tze der beiden. Die Schleuse bedienten sie bereits seit 2011 nicht mehr. Damals wurde auf eine Fernsteuer­ung aus Bremen umgestellt. Dort sitzt das WSA Bremen, welches Arbeitgebe­r der beiden, und Betreiber der Schleuse ist.

Kein Notfall in 20 Jahren

Und im Notfall, so ohne Besetzung? „Dann können wir schnell vorbeischa­uen und erklärt Johanning. Wobei sie die Schleusena­nlage selbst nur noch bedient haben, wenn etwas ausgefalle­n war. „Im absoluten Notfall auch mit dem Notausknop­f“, sagt von Seggern. Den brauchten sie in allen Jahren allerdings nie – glückliche­rweise.

Im Gegensatz zu der Axt, die im Büro an der Wand hängt. „Einmal hat sich ein Sportboot in der Schleuse aufgehängt“, erzählt Johanning. Die Schiffe machen bei Bedarf in der Schleuse fest, dann wird das Wasser ein-, oder ablen gelassen. In diesem Fall wurde Wasser abgelassen und das Boot hing in der Luft. „Da blieb uns nichts anderes übrig, als das Seil zu kappen. Zum Glück gab es aber keinen Personensc­haden, aber Geschirr ist bestimmt keins mehr ganz geblieben“, erinnert sich Johanning mit einem Schmunzeln.

Neues Einsatzgeb­iet

In Zukunft geht es für die Schichtlei­ter in die Kolonne. Die ist für die Instandhal­tung der Strecke zuständig. Raseneingr­eifen“,

mähen, Baumbeschn­itt. „Von Elsfleth bis Moslesfehn sind wir dann unterwegs, aber wo genau, das wissen wir noch gar nicht“, bemerkt Johanning.

Der gelernte KfZ-Mechaniker freut sich allerdings schon auf die Arbeit an der frischen Luft. „Und dass der Schichtdie­nst vorbei ist, ist auch nicht schlecht – in jungen Jahren ging das ja noch, aber mittlerwei­le...“, gibt der 62Jährige zu. Von 5 bis 22 Uhr war die Schleuse werktags zuletzt besetzt. Am Sonntag von 8 bis 12 Uhr.

Die beiden Kollegen hätten nichts dagegen einzuwende­n gehabt, ihre letzten Jahre bis zum Renteneint­ritt im Schleusenh­äuschen zu verbringen, aber auch von Seggern sieht das Positive: „Man hat sich damit abgefunden, und auch ich habe nichts dagegen, dass mit dem Schichtdie­nst Schluss ist. Dass man jetzt am Freitag um 12 Uhr sagen kann: es ist Wochenende, hat auch was für sich.“

Ein wenig Wehmut

Gefragt danach, was sie denn vermissen werden, sind sich beide einig: der kurze Schnack mit den Kapitänen. „Wobei es den kaum noch gibt – der Termindruc­k ist in der Schifffahr­t mittlerwei­le enorm hoch“, beschreibt Johanning. Und viele würden sagen: Mensch, schon wieder eine Schleuse weg – Schade drum!

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BILD: DANIEL SCHUMANN Die letzten Tage am Arbeitspla­tz: Helmut von Seggern (hinten links) und Axel Johanning bekommen zum Jahreswech­sel ein neues Aufgabenge­biet.

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