Brandserie mit Millionenschaden aufgeklärt
Polizei ermittelt 20 und 21 Jahre alte Essener – 30 Taten allein im Oldenburger Münsterland
Die Tatverdächtigen steckten vor allem Felder und leerstehende Gebäude an. Beim Löschen der Brände sahen die beiden aus der Ferne zu.
OLDENBURGER MÜNSTERLAND – Eine Serie von mehr als 30 Brandstiftungen im Oldenburger Münsterland hat die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta nach mehrwöchigen intensiven Ermittlungen aufgeklärt. Der Gesamtschaden liegt allein im Bereich der Gebäude bei rund einer Million Euro, teilte die Polizei am Freitag mit.
Dringend tatverdächtig sind zwei Männer aus Essen (Kreis Cloppenburg), die heute 20 und 21 Jahre alt sind. Der ältere Tatverdächtige wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Oldenburg in Untersuchungshaft genommen. Bei dem jüngeren ergaben sich keine Gründe für die Beantragung eines Haftbefehls.
Die Brandorte lagen in den Gemeinden Essen und Cappeln (beide Kreis Cloppenburg), Bakum und Dinklage (beide Kreis Vechta) sowie in der Stadt Quakenbrück (Kreis Osnabrück). Aufgeklärt werden konnten unter anderem der Brand einer Scheune in der alten Molkerei Lastrup, einer Bushaltestelle in Essen sowie des Autohofs „Cloppenburger Land“an der B 213 im Juni 2017.
In der seit Jahren stillgelegten Raststätte war im März 2015 ein 32-jähriger Cloppenburger aufgefunden worden, der sich dort das Leben genommen hatte. Gefunden hatten den Mann wohl „Urban Explorer“, die sogenannte Lost Places („verlorene Orte“) aufsuchen.
Dadurch offenbar animiert, verschafften sich auch die Tatverdächtigen aus Essen mehrfach unberechtigt Zutritt zum Gebäude. Schließlich legten sie dort einen Brand am 8. Juni 2017.
Ein knappes Jahr später setzten sie die Serie fort. Im Mai 2018 drangen die beiden in ein unbewohntes Gehöft in Quakenbrück ein. Durch das entzündete Stroh in der Remise griffen die Flammen auf das Hauptgebäude über. Auch im benachbarten Wohnhaus hatte das Duo einige Monate später herumgestöbert, bevor es hier Mobiliar zerstörte und in Brand setzte.
An den ersten beiden Wochenenden im Juli 2018 wurden die Feuerwehren zu Flächenbränden in Dinklage, Essen, Cappeln und Bakum gerufen. Zudem wurde am 7. Juli in Cappeln eine Fachwerkscheune und in Bakum ein Heuerhaus in Brand gesetzt. Am 8. Juli steckten die Tatverdächtigen nachmittags in Essen, Zum Tannengarten, gleich drei Felder und am Bunner Damm ein Lager mit 360 Rundballen an. In den Abendstunden verlagerten sie die Brandlegungen in den Cappelner Raum. Am 13. Juli brannte ein Strohlager in Essen, Up’n Felde. Auch in diesemFallkehrtendieVerdächtigen zum Brandort zurück, um bei den Löscharbeiten zuzusehen.
Dieses Verhalten hatten beide bereits zuvor häufig an den Tag gelegt und waren deshalb in den Fokus der Ermittlungen geraten. Täglich war der 21-Jährige auf der Suche nach geeigneten Objekten, Strohlagern und Stoppelfeldern. An einer stillgelegten Waschstraße mit Gastronomiegewerbe in Holdorf setzten die Verdächtigen im September ihre Taten fort. Mehrfach verschafften sie sich Zugang über einen Mauerdurchbruch und randalierten, so dass erhebliche Vandalismusschäden verursacht wurden. Auch diese Taten endeten mit Bränden im Restaurant und an den Waschbürsten.
Dem 20-Jährigen war ein zurückgelassener Pkw auf dem Gelände der Ex-Polizeiwache an der A 1 bei Dötlingen aufgefallen. Dieser sollte zwecks Herumfahren entwendet werden. Da hierbei die Alarmanlage ausgelöst wurde, demolierten die Tatverdächtigen mit einem Vorschlaghammer den Wagen und legten einen Brand im Motorraum.
Schlussendlich wurde infolge eines Missgeschicks ein verwaistes Wohnhaus in Essen-Addrup von den Flammen verschont. Hier brachen beide mehrfach ein und entwendeten aus einem aufgeflexten Tresor das bei Durchsuchungen sichergestellte Diebesgut wie Munition und Silberbesteck.