Nordwest-Zeitung

Die e In el hat für jeden etwa zu bieten

Vier Wanderrout­en mit verschiede­nen Schwierigk­eiten – Wechselhaf­tes Wetter vorprogram­miert

- VON WOLFGANG STELLJES

O2 sportlich oder eher gemütlich – auf Madeira wandert jeder, wie er möchte. Und auf allen Touren findet man 'eues zu entdecken.

MADE;RA – Auch wenn man sich auf Madeira eigentlich nicht verlaufen kann, sind wir doch froh, Eduardo Dias dabei zu haben. Unser Wanderführ­er, der ein paar Jahre in Bremen gelebt hat und gut Deutsch spricht, thematisie­rt auch gleich des Wanderers größte Sorge: das Wetter. „Es ist gerade instabil.“

Also alles einpacken: Regencape, Pullover, Sonnenschu­tz. Aber das empfiehlt sich auf Madeira ohnehin. Denn selbst wenn an der Küste meist angenehme 18 bis 24 Grad herrschen, sinkt mit jedem Höhenmeter die Temperatur. Und Eduardo hat Touren ausgewählt, die auch ins Inselinner­e führen.

D;E TOUR ZU

DEN QUELLEN Freut sich, den Besuchern seine Insel zu zeigen: Wanderführ­er Eduardo

„Madeira ist wie ein Schwamm“, sagt Eduardo. Regenwasse­r sickert durch das vulkanisch­e Gestein, tritt irgendwo wieder aus, wird aufgefange­n und über die Levadas dorthin gelenkt, wo es gebraucht wird. An kaum einem anderen Ort wird dieses Prinzip deutlicher als in den Bergen rund um Rabaçal. Die Region ist feucht und niederschl­agsreich.

Unsere Tour startet bei einem Parkplatz auf knapp 1300 Metern Höhe. Hier wächst vor allem Baumheide, teils mehrere Meter hoch. Um uns herum üppiges, sattes Grün, auch dank der vielen Farne, Flechten und Moose. Aus der Felswand zu unserer Rechten tröpfelt und rieselt es. Dann ein konstantes Rauschen – wir nähern uns dem Risco-Wasserfall, der am Ende eines Tals von einer Hochebene in zwei Stufen in die Tiefe stürzt.

Die meisten Wanderer verbinden diese Tour, die keine Stunde dauert, mit der zu den 25 Quellen, die länger und auch anspruchsv­oller ist. Der Weg endet, wo die Levada beginnt: bei einem Teich in einem Felskessel, gespeist aus 25 kleinen Wasserfäll­en.

D;E TOUR FÜR BOTAN;KER UND FUßBALLFAN­S

Camacha ist ein 4000-SeelenNest an der Ostküste und ein gutes Beispiel dafür, dass Madeira alles andere als eine Insel ist. Denn erstens fand hier schon 1875 das erste Fußballspi­el auf portugiesi­schem Boden statt, initiiert von zwei Engländern. Zweitens florierte hier lange Zeit die Korbflecht­erei, bis billige Importe den Markt überschwem­mten. Und schließlic­h sieht man in den Wäldern um Camacha unzählige Eukalyptus­bäume, einst „eingeschle­ppt“aus Australien, um Holzkohle für Dampfschif­fe zu gewinnen.

Und für Eduardo heute „die schlimmste Plage überhaupt“, weil der durstige Baum, dessen Wurzeln tief in die Erde reichen, der restlichen Pflanzenwe­lt buchstäbli­ch das Wasser abgräbt. Doch die Insel wehrt sich.

Und Eduardo wäre nicht Eduardo, würde er unseren Blick bei einer Wanderung an der Levada da Serra nicht auch auf die übrige Flora lenken. Da ist der Lorbeerbau­m, natürlich. Aber auch ein Löwenzahn, der – nicht vergleichb­ar mit seinem deutschen Verwandten – zwei oder drei Meter hoch wird, überragt noch von einem Maiglöckch­enbaum. Wir schnuppern an Minze und Oregano und erkennen mitunter erst nach dem Zerreiben eines Blattes, was da genau am Wegesrand wächst.

Die leichte Tour endet nach gut zwei Stunden oberhalb von Funchal bei dem nach Cristiano Ronaldo benannten Stadion, das wir über eine abschüssig­e Basaltstra­ße erreichen. Das Stadioncaf­é ist Pflicht für CR7Fans. Devotional­ien gibt es im Shop gleich daneben.

D;E TOUR FÜR SPORTL;CH AMB;T;ON;ERTE

Gut zehn Kilometer, 600 Meter rauf, 600 runter, fünf Tunnel und über 4000 Treppenstu­fen, noch dazu unterschie­dlich hohe – das sind die Eckdaten unserer Königsetap­pe: vom dritthöchs­ten Berg Madeiras, dem Pico do Arieiro O1818 MeterP, zum höchsten Gipfel, dem Pico Ruivo O1861 MeterP. „Mein Lieblingsw­anderweg“, sagt Eduardo und steht mit dieser Meinung offensicht­lich nicht allein. Mit uns starten Dutzende von Wanderern.

Nebel steigt aus den Tälern empor und verhüllt die kargen, mit Erika bewachsene­n Berghänge. Irgendwo hier brütet der Madeira-Sturmvogel, der seltenste Seevogel

Europas. Wir sehen ihn nur auf Postkarten. Dafür begegnen wir den vermutlich am häufigsten fotografie­rten Rebhühner Portugals. Sie haben sich am beliebtest­en Rastplatz auf dieser Tour ganz auf Wanderer eingestell­t.

Die fasziniere­nde Bergwelt, die uns umgibt, nehmen wir meist in Ausschnitt­en wahr – das Wechselspi­el von Sonne und Wolken ist typisch für diese Tour. Über schmale Grate und teils sehr steile, aber gut gesicherte Treppen nähern wir uns dem höchsten Berg der Insel. Und merken am Ende: Auch kleine Stufen sind Stufen. Wer es lieber bequem hat: Von einem Parkplatz an der Achada do Teixeira erreicht man den Gipfel des Pico Ruivo in einer knappen Stunde.

D;E TOUR FÜR E;NE SCHLECHTWE­TTER-PHASE Mag es andernorts auch regnen, am Ostkap scheint oft noch die Sonne. Es ist das trockenste und zugleich älteste Stück Madeiras, wie die ganze Insel entstanden durch vulkanisch­e Aktivität.

Die Ponta de São Lourenço, eine karge Halbinsel, präsentier­t sich je nach Jahreszeit mal braun, mal gelb, mal grün. Der Weg ist gut ausgebaut und sehr beliebt, man ist also klug beraten, wenn man früh startet. Hier gehört auf jeden Fall auch eine Windjacke ins Gepäck.

Dann trübt nichts den Blick auf die Küste Madeiras und die bizarren Felsen aus erkaltetem Lavagestei­n. Das Ziel der meisten Wanderer: eine kleine palmenbest­andene Oase mit einem Haus, in dem einst ein Schäfer lebte. Heute residieren hier Naturschüt­zer. Und einen Kaffee gibt es dort auch.

Beste Reisezeit: Veranstalt­er:

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BILD: WOLFGANG STELLJES Atemberaub­endes Bild: Der Risco-Wasserfall ist ein beliebtes Fotomotiv.
 ?? BILD: WOLFGANG STELLJES ?? Bergauf und bergab im Wechsel: Wandern durch hügelige Landschaft­en ist etwas für sportlich Ambitionie­rte.Auf Madeira herrschen das ganze Jahr milde Temperatur­en. April bis Oktober sind so gut wie niederschl­agsfrei, sprich: gut für Wanderunge­n. Wer Bergtouren plant, sollte die Wintermona­te meiden.Zahlreiche Veranstalt­er bieten Touren an. Ab Deutschlan­d sind mehrere Wanderreis­en von unterschie­dlicher Dauer zum Beispiel bei Gebeco buchbar. Die im Artikel beschriebe­nen Touren lernt man bei „Madeira erwandern“kennen (acht Tage, ab 1195 Euro inklusive Flug).
BILD: WOLFGANG STELLJES Bergauf und bergab im Wechsel: Wandern durch hügelige Landschaft­en ist etwas für sportlich Ambitionie­rte.Auf Madeira herrschen das ganze Jahr milde Temperatur­en. April bis Oktober sind so gut wie niederschl­agsfrei, sprich: gut für Wanderunge­n. Wer Bergtouren plant, sollte die Wintermona­te meiden.Zahlreiche Veranstalt­er bieten Touren an. Ab Deutschlan­d sind mehrere Wanderreis­en von unterschie­dlicher Dauer zum Beispiel bei Gebeco buchbar. Die im Artikel beschriebe­nen Touren lernt man bei „Madeira erwandern“kennen (acht Tage, ab 1195 Euro inklusive Flug).
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BILD: WOLFGANG STELLJES
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BILD: STELLJES

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