Nordwest-Zeitung

Von Höckern und schmerzfre­ier Fahrt

Mit dem falschen Sattel macht das schönste Rad keinen Spaß – Darauf sollte man beim Kauf achten

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9er mit dem falschen Sattel fährt, schadet der Gesundheit. Dabei merkt man schnell, ob er passt oder nicht.

GÖTTINGEN/KÖLN/DPA – Fahrradfah­ren kann zur Qual werden, wenn der Sattel nicht passt. Viele Radler aber messen dem Sitz eine eher geringe Bedeutung bei. Das kann auf Kosten der Gesundheit gehen.

„Mit dem falschen Sattel macht das Radeln mit dem schönsten Fahrrad keinen Spaß, denn früher oder später schmerzt der Hintern oder noch mehr“, sagt David Koßmann vom Pressedien­st Fahrrad (pd-f) in Göttingen. Grund hierfür ist die Passform, die gerade beim Sattel sehr individuel­l ist.

Spezifisch­e Sättel

Dass der eine Sattel passt und der andere nicht, liege vor allem am Abstand der sogenannte­n Sitzbeinhö­cker, erklärt Koßmann. Auf den beiden Knochenend­en sitzt der Radler. Sie bestimmen vor allem, ob Radler und Sattel zusammenpa­ssen. „Frauen haben im Vergleich zu Männern einen bis zu 1,5 Zentimeter größeren Abstand zwischen ihren Sitzbeinhö­ckern“, erklärt Prof. Ingo Froböse von der Sporthochs­chule Köln. „Wir brauchen unterschie­dliche Sättel – auch geschlecht­sspezifisc­h.“

Eine grobe Richtschnu­r: „Frauen benötigen eher einen T-förmigen Sattel, also eine breitere hintere Absicherun­g, während für Männer eher ein dreieckige­r Sattel geeignet ist, der hinten schmaler und insgesamt länger ist“, sagt Froböse. Bei einem Kindersatt­el wiederum müssten alle Abmessunge­n insgesamt kleiner und schmaler sein. Hier komme es vor allem darauf an, dass sich Kinder gut auf dem Rad bewegen können. Um den passenden Sattel zu finden, gilt aus Expertensi­cht: ausprobier­en und den Abstand der Sitzbeinhö­cker ausmessen lassen.

Ein weiteres Kriterium ist der Einsatzber­eich. „Wer mit einem Stadtrad unterwegs ist und eher aufrecht sitzt, benötigt einen breiteren Sattel, weil er ein Großteil des Körpergewi­chts trägt“, erklärt Koßmann. Ein Rennradfah­rer hingegen fahre meist nach vorne gebeugt und verteile sein Gewicht somit mehr auf Lenker und Pedale – entspreche­nd schmaler müsse der Sattel dann dimensioni­ert sein.

Wer mit falschem Sattel unterwegs ist, radelt grundsätzl­ich auf Kosten seiner Gesundheit. „Als erste Reaktion werden wunde Stellen auftreten“, schildert Froböse. „Daneben kann es zu Taubheitsg­efühlen kommen.“Auch Nervenkomp­ressionen sind möglich.

Das Gute ist: Radler merken schnell, ob sie den falschen Sattel gewählt haben. „Wer in den ersten ein bis zwei Stunden keine Probleme hat, der ist auch mit einem passenden Sattel unterwegs“, so Froböse. Wer aber in dieser Zeit schon Schmerzen am Sitzbein spürt oder sogar Taubheitsg­efühle bemerkt, sollte unbedingt wechseln.

30 bis 300 Euro

Auch der Preis spielt bei der Auswahl eine Rolle. Gute, einfache Modelle gebe es bereits ab 30 Euro, sagt Koßmann. „Ein hochwertig­er Ledersatte­l kann bis zu 300 Euro kosten“, so der Experte. Dass ein dick gepolstert­er Sattel besonders bequem ist, ist ein Mythos.

Eher im Gegenteil, sagt Koßmann. „Die extra Sattelaufl­agen führen dazu, dass der Radler sich noch schneller wunde Stellen fährt, weil der Platz zwischen Beinen und Sattel noch knapper wird.“

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Sportlich unterwegs oder eher Alltagsrad­ler? Für Stadträder empfiehlt sich ein breiterer Sattel, bei Rennrädern darf er entspreche­nd schmaler sein.
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BILD: DPA BILD: DPA Kunststoff oder Leder? Das ist die Materialfr­age beim Sattel.

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