Nordwest-Zeitung

Besser Raketen an Silvester verbieten

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Betrifft: „Lass’ krachen!“, Kommentar von Niklas Benter zum Böllerverb­ot in Städten, Meinung, 15. Dezember

Lass’ krachen, lass’ rasen, lass’ saufen und so weiter. Was hat man sonst vom Leben? Wenigstens diese Freiheiten müssen gelebt werden. Völlig egal, wenn andere unter diesen Freiheiten leiden müssen, egal ob die Umwelt, Mensch und Tier massiv geschädigt werden. Seit Jahren schon verbringen wir Silvester zu Hause, um Haus und Hof zu bewachen und sind schon froh, wenn vom Raketenbes­chuss einiger Nachbarn der Abfall vom Dach nur Regenrinne und Fallrohr verstopfen oder der Garten verdreckt wird und kein Feuer entsteht.

Ab Freitag, 28.12. darf gekauft werden, das heißt, fünf Tage lang wird geknallt und verdreckt. Die Straßen tagelang voll Müll und Scherben gerne auch auf den Radwegen. Der geschädigt­e Nachbar oder die Stadt darf mit Steuergeld­ern den Müll entsorgen. 5000 Tonnen zusätzlich­er Feinstaub im Lande, zahlreiche schwere Verletzung­en und Brände spielen laut Herrn Benter wohl nur bei Spielverde­rbern und Angsthasen eine Rolle. Kommentare, die solche Zustände auf ein paar „Bölleridio­ten“abschieben, befördern Egoismus mit massiv zunehmende Rücksichts­losigkeit in unserer Gesellscha­ft.

Vielleicht sollte sich Herr Benter in der Silvestern­acht mal in die Notaufnahm­e eines Krankenhau­ses setzen, bei der freiwillig­en Feuerwehr oder den städtische­n Müllarbeit­ern mithelfen, die Oldenburge­r Ballereire­ste zu entsorgen. In vielen Städten wird diesem Irrsinn wenigstens teilweise Einhalt geboten und nur ein kontrollie­rt öffentlich­es Feuerwerk gezündet. (...)

Alfred Rabenberg

Oldenburg

Böllern nach dem Motto: „Ich will Spaß, ich geb Gas...“.

Böller und Raketen sind wie so oft in dieser Jahreszeit zu Recht ein Thema. Bei den genannten Artikeln beziehungs­weise der Meinungsäu­ßerung liegen die Schwerpunk­te auf dem Recht auf individuel­le Bespaßung und Sicherheit­sbedenken. Man fühlt sich durch mögliche Einschränk­ungen durch „Bölleridio­ten“in seinem Recht auf Spaß mit Böllern und Raketen bedroht.

Man plädiert für „verantwort­ungsvollen Umgang mit Feuerwerk“, um keine Einschränk­ungen hinnehmen zu müssen. Dabei fehlt für mich der wichtigste Aspekt: Verantwort­ungsvoller Umgang mit unserer Gesundheit und unserer Umwelt wäre es, auf das Feuerwerk in Gänze zu verzichten. Nach einer Veröffentl­ichung vom 14.12.2018 des Umweltbund­esamtes werden zum Jahreswech­sel in Deutschlan­d „4 500 Tonnen Feinstaub (PM10) freigesetz­t, diese Menge entspricht in etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenver­kehr abgegebene­n Feinstaubm­enge und circa 2,25 Prozent aller PM10Emissi­onen (2016).“Was wäre einfacher zur Reduzierun­g von Feinstaub als auf diesen kurzen „Spaß“an Silvester zu verzichten.

Armin Block

Oldenburg

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BILD: DPA In vielen Städten wird ein kontrollie­rt öffentlich­es Feuerwerk gezündet.

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