Nordwest-Zeitung

Tournee-Hoffnung genießt jeden Flug

Markus Eisenbichl­er will in Innsbruck ganz vorn lan1en

- VON ERIK ROOS

INNSBRUCK – Den plötzliche­n Tournee-Trubel meistert Markus Eisenbichl­er wie ein alter Hase. Hier ein Interview auf Englisch, dort ein paar Sätze im urigen Bayrisch, zwischendu­rch Fotos mit den Fans – der Skispringe­r der Stunde wirkt, als ob er seit Jahren an der Weltspitze unterwegs sei. Dabei wäre er einst fast im Rollstuhl gelandet und hätte das alles gar nicht erlebt. „Ich bin froh, dass ich noch hupfen kann“, sagte der 27-Jährige.

Rückblende: Im September 2012 stürzt Eisenbichl­er in Oberstdorf nach einem verpatzten Trainingss­prung kopfüber in den Hang. Der dritte Brustwirbe­l ist gebrochen, vier weitere sind angeknacks­t. „Als ich da unten lag und nichts mehr gemerkt habe, habe ich schon mal gedacht, dass es das jetzt mit dem Skispringe­n war“, sagt er später.

Seit jenem Sturz betreibt Eisenbichl­er seinen Sport mit noch mehr Akribie, genießt gleichzeit­ig aber auch jeden Wettkampf. Vielleicht rührt daher die Unbekümmer­theit, die den DSV-Adler auch abseits der Schanze zu einem echten Gewinn für das deutsche Skispringe­n macht. „Er hat immer gute Laune, immer einen coolen Spruch auf der Lippe“, sagt Richard Freitag.

Dabei war Eisenbichl­ers Weg an die Spitze kein gerad- Zweimal Zweiter: Markus Eisenbichl­er

liniger. „Er war mehr so ein Schönwette­r-Springer“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster einmal über den Urbayern. 2014/2015 etwa war Eisenbichl­er bereits in der Weltspitze angekommen, wurde in Falun WM-Zehnter, eher er im folgenden Winter seinen Stammplatz in der WeltcupMan­nschaft verlor.

Nun schickt sich Eisenbichl­er an, den ersten deutschen Triumph bei der Vierschanz­entournee seit 17 Jahren zu holen. Nach seinen zwei zweiten Plätzen liegt der der 27-Jährige vor dem dritten Springen in Innsbruck an iesem Freitag (14 Uhr/ARD un Eurosport nur 1,27 Meter hinter dem Japaner Ryoyu Kobayashi. „Ich habe eine geile Form“, sagte Eisenbichl­er.

In der Qualifikat­ion am Donnerstag erhielt Eisenbichl­er jedoch einen Dämpfer. Sein Sprung auf 116 Meter reichte nur für Platz 32. Im Wettkampf der besten 50 tritt er damit bereits im siebten von 25 K.o.-Duellen gegen den Österreich­er Philipp Aschenwald an.

An iesem Freitag (1 1 Uhr/ARD gegen Tschechien in Hannover und am Sonntag gegen Argentinie­n (14 Uhr/Livestream auf zdfsport.de) in Kiel proben Gensheimer und Co. den Ernstfall – und nicht nur der Weltklasse-Linksaußen hat richtig Bock auf den Länderspie­l-Doppelpack. „Je näher das Turnier kommt, desto heißer werden wir“, sagte Torhüter Silvio Heinevette­r.

Für Bundestrai­ner Christian Prokop kommen die beiden Spiele mit jeweils mehr als 10 000 Zuschauern gerade recht. „Diese Spiele werden zu 100 Prozent gespielt“, versichert­e Prokop am Donnerstag im Teamhotel Treudelber­g in Hamburg: „Wir wollen weiter

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AP-BILD: SCHRADER

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