Nordwest-Zeitung

Olaf Scholz sieht Ende des Aufschwung­s

„Die fetten Jahre sind vorbei“– Finanzmini­ster traut sich Kanzleramt zu

- VON MICHAEL BREHME

BERLIN – Bundesfina­nzminister Olaf Scholz sieht ein Ende des jahrelange­n Aufschwung­s in Deutschlan­d gekommen. „Die schöne Zeit, in der der Staat immer mehr Steuern einnimmt als erwartet, geht zu Ende“, sagte der SPD-Politiker der „Bild am Sonntag“. Für 2018 werde man zwar noch mal einen Steuerüber­schuss ausweisen können, „aber nun sind die fetten Jahre vorbei. Von jetzt an erwarte ich keine unvorherge­sehenen Mehreinnah­men mehr.“

Jüngsten Forderunge­n aus der Union nach einer kompletten Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s erteilte Scholz daher erneut eine Absage. Man habe mit der Union in den Koalitions­verhandlun­gen „aus guten Gründen“vereinbart, dass Bürger mit einem „sehr hohen Einkommen weiter den Soli bezahlen“sollten, sagte er. Union und SPD planen bisher für 2021 eine Entlastung um 10 Milliarden Euro, die 90 Prozent der Soli-Zahler befreien soll.

Mit Blick auf die nächste Bundestags­wahl betonte Scholz, die SPD wolle den nächsten Kanzler stellen. Auf die Frage, ob er sich selbst das Amt des Kanzlers zutraue, antwortete er: „Ja. Frau Kramp-Karrenbaue­r hat gerade gesagt, dass von einer Parteivors­itzenden erwartet wird, dass sie sich das Amt zutraut. Für einen Vizekanzle­r der Bundesrepu­blik Deutschlan­d gilt das Gleiche.“Kramp-Karrenbaue­r war Ende 2018 zur neuen CDU-Chefin gewählt worden.

Die SPD steht in aktuellen Umfragen nur noch zwischen 14 und 16 Prozent. Die Sozialdemo­kraten hadern intern immer noch mit der vom damaligen SPD-Bundeskanz­ler Gerhard Schröder vorangetri­ebenen Hartz-IV-Reform. Olaf Scholz macht sich gegen eine Abschaffun­g des aktuellen Systems stark, sagte aber auch, Leistungen für Bezieher, die langjährig in die Sozialkass­en eingezahlt hätten, müssten verbessert werden: „Wer seinen Job verliert, der braucht eine Garantie, sich weiterqual­ifizieren zu können. Und wer 20 oder 30 Jahre lang gearbeitet und in die Arbeitslos­enversiche­rung eingezahlt hat, der erwartet bessere Leistungen.“

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