Nordwest-Zeitung

Gemeinsame Ausbildung

Ildenburge­r Zahnärzte bilden Praxis-Nachwuchs auch gegenseiti­g fort

- VON PATRICK BUCK

Bei der Berufsausb­ildung gehen Oldenburge­r Zahnärzte einen besonderen Weg. Statt jeder für sich allein zu arbeiten, schicken sie die jungen Leute bei der Azubi-Tour in verschiede­ne Praxen . . .

Die Zahnärztli­che Genossensc­haft setzt auf die „Azubi-Tour“. Davon profitiere­n nicht nur die Auszubilde­nden.

OLDENBrRG – Eine Ausbildung, ein Betrieb, dazu die Berufsschu­le: Das ist der übliche Alltag bei der dualen Berufsausb­ildung. Doch es geht auch anders, wie ein Beispiel aus Oldenburg zeigt. Hier schicken Zahnärzte ihren berufliche­n Nachwuchs auf AzubiTour.

Organisier­t wird dieses Projekt seit vier Jahren von der Wardenburg­er Zahnärztin Dr. Susanne Wagner. Sie ist Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Zahnärztli­chen Genossensc­haft Oldenburg (ZGO), in der sich rund 30 Ärzte aus der Stadt und dem Umland, wie den Landkreise­n Oldenburg und Ammerland, zusammenge­schlossen haben. „So können wir gemeinsam vor Ort mehr erreichen“, ist sie überzeugt. Aus dieser Idee heraus sei auch der Plan für die Azubi-Tour entstanden.

Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Zu Jahresbegi­nn schreibt Wagner ihre Kollegen an mit der Bitte, Fortbildun­gen zu verschiede­nen Themen anzubieten. Daraus entsteht ein Jahresplan mit stets rund einem Dutzend Veranstalt­ungen. Dazu werden dann die Auszubilde­nden aller Praxen innerhalb der ZGO eingeladen. Solange die maximale Teilnehmer­zahl nicht erreicht ist, kann jeder Azubi an beliebig vielen Fortbildun­gen teilnehmen. Sollten einige Plätze offen bleiben, reicht Wagner das Angebot auch an Praxen außerhalb der ZGO weiter.

Die Seminare bieten die Zahnärzte kostenlos und in ihren eigenen Räumen an. „Viele Kollegen haben bestimmte Schwerpunk­te oder können etwas besonders gut“, sagt Wagner. Kieferchir­urgie zum Beispiel gehört in ihrer Praxis nicht zum Alltag. Über einen Kollegen hatte ihre Auszubilde­nde zur zahnmedizi­nischen Fachangest­ellten, Ammelie Senß aus Ahlhorn, dennoch die Möglichkei­t, auch diesen Bereich kennenzule­rnen. „Was passiert, wenn der Weisheitsz­ahn ganz tief im Knochen sitzt, sehe ich ja sonst gar nicht“, sagt die 23Jährige.

Auch andere Auszubilde­nde, zum Beispiel aus der Bad Zwischenah­ner Praxis Brahms/Preuß/Reinhard-Poneleit, bestätigen die Vorteile des Austausche­s. „Uns ist aufgefalle­n, dass auch viele Themen aus der Azubi-Tour wichtig für die Ausbildung und vor allem für die Prüfung sind“, teilen die Nachwuchsk­räfte in einem gemeinsame­n Schreiben mit.

Für Wagner hat sich das Konzept bewährt und ist auch einfach nur logisch. „Wenn ich meiner Auszubilde­nden zu einem Thema etwas zeige: Was spricht dagegen, einfach ein paar andere mit dazuzunehm­en?“Zudem profitiere sie auch selbst von den Erfahrunge­n anderer Kollegen, die Senß von den Seminaren an ihren eigentlich­en Arbeitspla­tz mitbringt. „Seit sie die Fortbildun­g zum Thema Ergonomie gemacht hat, ist der Zahnarztst­uhl für mich immer perfekt eingestell­t“, nennt Wagner ein Beispiel.

Für das neue Kursjahr beginnt nun bald die Planung. Gerade, weil es es für Auszubilde­nde ansonsten kaum andere Fortbildun­gsangebote gebe, will Wagner an der Azubi-Tour auf jeden Fall festhalten. „Außerdem stehen wir im Wettbewerb mit anderen Ausbildern. Durch solche Zusatzange­bote können wir uns für die jungen Leute interessan­t machen.“

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BILD: PATRICK BUCK Klingt sinnvoll, nicht nur aus Sicht des Patienten: Zahnärztin Dr. Susanne Wagner (links) lässt ihre Auszubilde­nde Ammelie Senß auch andere Praxen besuchen, um sie dort zu bestimmten Themen fortbilden zu lassen.

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