Gemeinsame Ausbildung
Ildenburger Zahnärzte bilden Praxis-Nachwuchs auch gegenseitig fort
Bei der Berufsausbildung gehen Oldenburger Zahnärzte einen besonderen Weg. Statt jeder für sich allein zu arbeiten, schicken sie die jungen Leute bei der Azubi-Tour in verschiedene Praxen . . .
Die Zahnärztliche Genossenschaft setzt auf die „Azubi-Tour“. Davon profitieren nicht nur die Auszubildenden.
OLDENBrRG – Eine Ausbildung, ein Betrieb, dazu die Berufsschule: Das ist der übliche Alltag bei der dualen Berufsausbildung. Doch es geht auch anders, wie ein Beispiel aus Oldenburg zeigt. Hier schicken Zahnärzte ihren beruflichen Nachwuchs auf AzubiTour.
Organisiert wird dieses Projekt seit vier Jahren von der Wardenburger Zahnärztin Dr. Susanne Wagner. Sie ist Aufsichtsratsvorsitzende der Zahnärztlichen Genossenschaft Oldenburg (ZGO), in der sich rund 30 Ärzte aus der Stadt und dem Umland, wie den Landkreisen Oldenburg und Ammerland, zusammengeschlossen haben. „So können wir gemeinsam vor Ort mehr erreichen“, ist sie überzeugt. Aus dieser Idee heraus sei auch der Plan für die Azubi-Tour entstanden.
Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Zu Jahresbeginn schreibt Wagner ihre Kollegen an mit der Bitte, Fortbildungen zu verschiedenen Themen anzubieten. Daraus entsteht ein Jahresplan mit stets rund einem Dutzend Veranstaltungen. Dazu werden dann die Auszubildenden aller Praxen innerhalb der ZGO eingeladen. Solange die maximale Teilnehmerzahl nicht erreicht ist, kann jeder Azubi an beliebig vielen Fortbildungen teilnehmen. Sollten einige Plätze offen bleiben, reicht Wagner das Angebot auch an Praxen außerhalb der ZGO weiter.
Die Seminare bieten die Zahnärzte kostenlos und in ihren eigenen Räumen an. „Viele Kollegen haben bestimmte Schwerpunkte oder können etwas besonders gut“, sagt Wagner. Kieferchirurgie zum Beispiel gehört in ihrer Praxis nicht zum Alltag. Über einen Kollegen hatte ihre Auszubildende zur zahnmedizinischen Fachangestellten, Ammelie Senß aus Ahlhorn, dennoch die Möglichkeit, auch diesen Bereich kennenzulernen. „Was passiert, wenn der Weisheitszahn ganz tief im Knochen sitzt, sehe ich ja sonst gar nicht“, sagt die 23Jährige.
Auch andere Auszubildende, zum Beispiel aus der Bad Zwischenahner Praxis Brahms/Preuß/Reinhard-Poneleit, bestätigen die Vorteile des Austausches. „Uns ist aufgefallen, dass auch viele Themen aus der Azubi-Tour wichtig für die Ausbildung und vor allem für die Prüfung sind“, teilen die Nachwuchskräfte in einem gemeinsamen Schreiben mit.
Für Wagner hat sich das Konzept bewährt und ist auch einfach nur logisch. „Wenn ich meiner Auszubildenden zu einem Thema etwas zeige: Was spricht dagegen, einfach ein paar andere mit dazuzunehmen?“Zudem profitiere sie auch selbst von den Erfahrungen anderer Kollegen, die Senß von den Seminaren an ihren eigentlichen Arbeitsplatz mitbringt. „Seit sie die Fortbildung zum Thema Ergonomie gemacht hat, ist der Zahnarztstuhl für mich immer perfekt eingestellt“, nennt Wagner ein Beispiel.
Für das neue Kursjahr beginnt nun bald die Planung. Gerade, weil es es für Auszubildende ansonsten kaum andere Fortbildungsangebote gebe, will Wagner an der Azubi-Tour auf jeden Fall festhalten. „Außerdem stehen wir im Wettbewerb mit anderen Ausbildern. Durch solche Zusatzangebote können wir uns für die jungen Leute interessant machen.“