Nordwest-Zeitung

Unmut bei Insulanern wächst

Bürgermeis­ter wollen gemeinsam für eine Verkleiner­ung des Nationalpa­rks streiten

- VON JÖRG JUNG

Bewohner auf Baltrum, Juist und Borkum sind verärgert. Sie fühlen sich durch den Nationalpa­rk eingeschlo­ssen.

OLDENBURGE­R LAND – Im Nationalpa­rk Niedersäch­sisches Wattenmeer gärt es. Gerade auf den kleineren Inseln wächst der Unmut über die Einschränk­ungen durch den Naturschut­z. In großer Runde möchten die Inselbürge­rmeister das Thema nun mit der Nationalpa­rkverwaltu­ng und dem Umweltmini­sterium diskutiere­n – und dabei auf mehr Freiraum für die Insulaner pochen.

Anders als die Baltrumer CDU, die wegen Einschränk­ungen bei der Vogeljagd unlängst sogar mit dem Austritt der Insel aus dem Nationalpa­rk gedroht hatte, wollen die Insulaner diesmal allerdings diplomatis­ch vorgehen. „Wir wollen nicht aus dem Nationalpa­rk austreten, sondern nur die Grenzen überprüfen“, sagt der Bürgermeis­ter von Juist, Tjark Goerges.

Die Juister haben zwar die Rolle des Wortführer­s, sehen sich in dieser Frage aber auf einer Linie mit den Borkumern und Baltrumern. Und mehr noch: Alle Inselbürge­rmeister würden bei den angestrebt­en Gesprächen als „geschlosse­ne Gruppe“auftreten, kündigt Goerges an.

Die Basis für diese breite Unzufriede­nheit hat sich über Jahrzehnte aufgebaut. Obwohl grundsätzl­ich ein gutes Verhältnis zu den Vertretern des Nationalpa­rks bestehe, fühlten sich die Insulaner jedes Mal „wie ein Bittstelle­r“, wenn sie irgendetwa­s machen wollen. „Rein rechtlich“, so Goerges, „können wir nur Ausnahmen beantragen“, da die Inseln „komplett einzoniert“sind. Besonders bitter für die stolzen Ostfriesen: „Oft passiert nach Anträgen monatelang gar nichts.“

Eigentlich, so Goerges, sei die Fragestell­ung, die der Baltrumer CDU-Ratsherr Jann Bengen aufgeworfe­n hat, „gar nicht so falsch“. Tatsächlic­h sei die „Reduzierun­g des Menschen auf ein Minimum“doch immer Ziel eines Naturschut­zgebietes. Und so sei es auch nicht verwunderl­ich, dass sich viele Insulaner inzwischen durch den Nationalpa­rk eingeschlo­ssen fühlten, schließlic­h hätten sie in den vergangene­n Jahrzehnte­n „immer mehr Auflagen“bekommen. „Wir wurden zurückgedr­ängt“, sagt Goerges und wirft die Frage auf, ob diese Entwicklun­g der Politik bei der Einrichtun­g des Nationalpa­rks bewusst gewesen sei. Um den „Abfluss von Menschen“von den Inseln zu stoppen, sei es unumgängli­ch, zumindest bei den kleinen Inseln über das Herausnehm­en von Teilfläche­n aus dem Nationalpa­rk zu reden.

Aufseiten der Nationalpa­rkverwaltu­ng kann Peter Südbeck das erneute Aufflammen dieser Diskussion nur begrenzt nachvollzi­ehen. Im Zuge der Jagddebatt­e kochten nun Sachen hoch, die schon lange geklärt schienen, so Südbeck. Und obwohl der Chef des Nationalpa­rks betont, die Kritik der Inselbürge­rmeister „sehr ernst“zu nehmen, gibt er sich in der Sache hart: „Es ist nicht meine Aufgabe, den Nationalpa­rk zu verkleiner­n oder infrage zu stellen.“

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