Unmut bei Insulanern wächst
Bürgermeister wollen gemeinsam für eine Verkleinerung des Nationalparks streiten
Bewohner auf Baltrum, Juist und Borkum sind verärgert. Sie fühlen sich durch den Nationalpark eingeschlossen.
OLDENBURGER LAND – Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gärt es. Gerade auf den kleineren Inseln wächst der Unmut über die Einschränkungen durch den Naturschutz. In großer Runde möchten die Inselbürgermeister das Thema nun mit der Nationalparkverwaltung und dem Umweltministerium diskutieren – und dabei auf mehr Freiraum für die Insulaner pochen.
Anders als die Baltrumer CDU, die wegen Einschränkungen bei der Vogeljagd unlängst sogar mit dem Austritt der Insel aus dem Nationalpark gedroht hatte, wollen die Insulaner diesmal allerdings diplomatisch vorgehen. „Wir wollen nicht aus dem Nationalpark austreten, sondern nur die Grenzen überprüfen“, sagt der Bürgermeister von Juist, Tjark Goerges.
Die Juister haben zwar die Rolle des Wortführers, sehen sich in dieser Frage aber auf einer Linie mit den Borkumern und Baltrumern. Und mehr noch: Alle Inselbürgermeister würden bei den angestrebten Gesprächen als „geschlossene Gruppe“auftreten, kündigt Goerges an.
Die Basis für diese breite Unzufriedenheit hat sich über Jahrzehnte aufgebaut. Obwohl grundsätzlich ein gutes Verhältnis zu den Vertretern des Nationalparks bestehe, fühlten sich die Insulaner jedes Mal „wie ein Bittsteller“, wenn sie irgendetwas machen wollen. „Rein rechtlich“, so Goerges, „können wir nur Ausnahmen beantragen“, da die Inseln „komplett einzoniert“sind. Besonders bitter für die stolzen Ostfriesen: „Oft passiert nach Anträgen monatelang gar nichts.“
Eigentlich, so Goerges, sei die Fragestellung, die der Baltrumer CDU-Ratsherr Jann Bengen aufgeworfen hat, „gar nicht so falsch“. Tatsächlich sei die „Reduzierung des Menschen auf ein Minimum“doch immer Ziel eines Naturschutzgebietes. Und so sei es auch nicht verwunderlich, dass sich viele Insulaner inzwischen durch den Nationalpark eingeschlossen fühlten, schließlich hätten sie in den vergangenen Jahrzehnten „immer mehr Auflagen“bekommen. „Wir wurden zurückgedrängt“, sagt Goerges und wirft die Frage auf, ob diese Entwicklung der Politik bei der Einrichtung des Nationalparks bewusst gewesen sei. Um den „Abfluss von Menschen“von den Inseln zu stoppen, sei es unumgänglich, zumindest bei den kleinen Inseln über das Herausnehmen von Teilflächen aus dem Nationalpark zu reden.
Aufseiten der Nationalparkverwaltung kann Peter Südbeck das erneute Aufflammen dieser Diskussion nur begrenzt nachvollziehen. Im Zuge der Jagddebatte kochten nun Sachen hoch, die schon lange geklärt schienen, so Südbeck. Und obwohl der Chef des Nationalparks betont, die Kritik der Inselbürgermeister „sehr ernst“zu nehmen, gibt er sich in der Sache hart: „Es ist nicht meine Aufgabe, den Nationalpark zu verkleinern oder infrage zu stellen.“