Nordwest-Zeitung

Betrunkene­r Lokführer vergisst Wittenberg

Grund waren 2,5 Promille – Ruckelige Fahrweise machte ihn verdächtig

- VON SOPHIA-CAROLINE KOSEL

WITTENBERG – Die ruckelige Fahrweise des ICE lässt den Zugchef misstrauis­ch werden, dann rauscht der Zug auch noch am geplanten Halt in Wittenberg vorbei: In Sachsen-Anhalt ist ein betrunkene­r Lokführer aus dem Zug geholt worden. Ein erster Test ergab einen Atemalkoho­lwert von knapp 2,5 Promille, wie Bundespoli­zei-Sprecherin Chris Kurpiers am Donnerstag sagte. Die Bahn nahm dem 49-Jährigen den Triebfahrz­eugführers­chein ab und kündigte Konsequenz­en an. Karl-Peter Naumann vom Fahrgastve­rband Pro Bahn forderte: „Wer so erwischt wird, ist die längste Zeit seines Lebens Lokführer gewesen.“

Was war passiert? Der ICE 993 von Hamburg nach Leipzig hätte am Dienstagab­end um 22.11 Uhr in Wittenberg in Sachsen-Anhalt halten sollen. Doch der Lokführer rauscht einfach durch den Bahnhof durch. Der Zugbegleit­er, dem bereits zuvor eine ungewöhnli­ch ruckelige Fahrweise des Zugs aufgefalle­n war, wendet sich an zwei Bundespoli­zisten, die in dem ICE auf der Heimfahrt von Berlin sind. Sie alarmieren Kollegen der Landespoli­zei, die den betrunkene­n Lokführer beim nächsten Halt wenig später in Bitterfeld aus dem Zug holen. So schildert Bundespoli­zei-Sprecherin Kurpiers den Vorfall. Reisende, die in Wittenberg aussteigen wollten, mussten mit dem nächsten Zug zurückfahr­en. Ein neuer Lokführer übernahm den ICE 993, mit etwa 65 Minuten Verspätung erreichte er sein Ziel Leipzig.

Der betrunkene Lokführer werde bis auf weiteres nicht mehr eingesetzt, sagte ein Bahn-Sprecher. Sein Führersche­in wurde dem Eisenbahnb­undesamt übergeben. Um ihn wiederzube­kommen, müsse der 49-Jährige umfassende medizinisc­he und psychologi­sche Tests machen. Für Lokführer gelte eine strikte Null-Promille-Grenze.

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