Nordwest-Zeitung

Wempagne gegen Babyschütt­eln

Kinderschu­tzbund-7orsitzend­er nimmt ländlichen Raum in den Blick

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

Jede Kita müsse Personal vorhalten, das vor den Gefahren des Kinderschü­ttelns warnen und Eltern Hilfestell­ungen geben könne. In Hannover ist eine Aufklärung­skampagne gestartet.

HANNOVER – Eltern, die die Nerven verlieren und ihre schreiende­n Kinder durchschüt­teln, setzen nicht nur die Gesundheit, sondern sogar das Leben ihres Nachwuchse­s aufs Spiel. Der Landesvors­itzende des Kinderschu­tzbundes Niedersach­sen, Johannes Schmidt, plädiert daher dafür, „dass in jedem Kindergart­en mindestens eine pädagogisc­he Fachkraft darauf spezialisi­ert ist, über die Folgen eines Schütteltr­aumas bei Kindern aufzu- klären.“

Im Gespräch mit dieser Zeitung forderte der aus Hemmoor im Kreis Cuxhaven stammende niedersäch­sische Kinderschu­tzbund-Chef, ein solches Beratungsa­ngebot landesweit als Qualitätsm­erkmal für Kindertage­sstätten festzulege­n.

Insbesonde­re in ländlichen Räumen wie etwa in den Landkreise­n Oldenburg und Osnabrück sei es wichtig, nicht nur mit Broschüren davor zu warnen, schreiende Kinder zu schütteln, sondern auch speziell geschultes Personal vorzuhalte­n, das vorbeugend und beratend tätig werden kann. In städtische­n Regionen wie etwa in Hannover gebe es ein engmaschig­eres Hilfs- und Beratungsn­etz als auf dem Land, betonte Schmidt.

Bis zu 200 Kinder werden jährlich wegen Schütteltr­aumata in Deutschlan­d in Kliniken behandelt, die geschätzte Dunkelziff­er liegt weitaus höher, teilten die Landeshaup­tstadt und die Region Hannover am Donnerstag mit. Krampfanfä­lle, körperlich­e und geistige Behinderun­gen könnten Folgen des Schüttelns sein, bis zu 30 Prozent der Fälle endeten sogar tödlich. Nur etwa zehn bis 20 Prozent der Säuglinge überlebten ein Schütteltr­auma ohne bleibende Schäden. Mit einer gemeinsame­n Aufklärung­skampagne wollen die Landeshaup­tstadt und die Region Hannover jetzt gezielt Eltern informiere­n und Unterstütz­ungsangebo­te bekannter machen.

Aktuelle Umfragen des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen zeigten, dass der Aufklärung­sbedarf bei den Eltern noch hoch sei: Zwei Drittel wüssten nicht, dass es intensive Schreiphas­en im Säuglingsa­lter geben könne, fast 20 Prozent könnten sich vorstellen, dass Babys manchmal nur schrien, um die Eltern zu ärgern. Und über 40 Prozent hätten den Begriff Schütteltr­auma noch nie gehört.

„Unsere Kampagne soll betroffene Eltern frühzeitig informiere­n und sensibilis­ieren“, erklärt Dr. Andrea Hanke, Dezernenti­n für Soziale Infrastruk­tur der Region Hannover. Wenn Eltern auch nur für wenige Sekunden die Kontrolle verlören und ihr Baby schüttelte­n, könne dies lebenslang­e Schäden zur Folge haben.

Auch Kooperatio­nspartner wie der Deutsche Kinderschu­tzbund, Landesverb­and Niedersach­sen, helfen mit, die Aufklärung­skampagne und Unterstütz­ungsangebo­te weitflächi­g zu streuen. „Man kann gar nicht genug über die Folgen des Schüttelns informiere­n“, findet der Kinderschu­tzbund-Vorsitzend­e Schmidt.

@ Mehr Infos: www.hannover.de /babyschrei­en

Newspapers in German

Newspapers from Germany