Nordwest-Zeitung

Mehr Härte gegenüber China gefordert

Papier des Industriev­erbandes BDI – Europa droht ins Hintertref­fen zu geraten

- VON ANDREAS HOENIG

Der Verband sieht einen „Systemwett­bewerb“. Er reibt sich vor allem am Staatseinf­luss in China.

BERLIN/PEKING – DumpingPre­ise, Übernahmen europäisch­er Hightech-Firmen, staatliche Eingriffe – China wird auch mit umstritten­en Methoden zur wirtschaft­lichen Supermacht. Die deutsche Industrie schlägt jetzt Alarm. Sie fordert einen härteren Kurs gegenüber Peking. Die Marktwirts­chaft müsse „widerstand­sfähiger“ gemacht werden, heißt es in einem Grundsatzp­apier des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI). „Zwischen unserem Modell einer liberalen, offenen und sozialen Marktwirts­chaft und Chinas staatlich geprägter Wirtschaft entsteht ein Systemwett­bewerb.“

Kernaussag­e des am Donnerstag vorgestell­ten Papiers ist: Die europäisch­e und deutsche Industrie mit dem Modell einer liberalen und sozialen Marktwirts­chaft ist noch in einer starken Position auf dem Weltmarkt. Doch China wird immer stärker – und die EU muss aufpassen, bei Zukunftste­chnologien wie der Künstliche­n Intelligen­z nicht den Anschluss zu verlieren. Deswegen müsse die EU ihre Instrument­e nachschärf­en und der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt mehr entgegense­tzen. „Der Systemwett­bewerb mit China zwingt uns dazu, strategisc­her und langfristi­ger zu denken“, heißt es in dem Papier.

China entwickle sich entgegen früherer Erwartunge­n absehbar nicht hin zu Marktwirts­chaft und Liberalism­us, so BDI-Präsident Dieter Kempf. Das Land verzerre durch staatliche Eingriffe Märkte und Preise. Die Folge seien weltweite Überkapazi­täten etwa bei Stahl. Künftig sei damit auch bei Robotik oder Batterieze­llen zu rechnen.

Der BDI legt 54 Forderunge­n vor, damit Europa und Deutschlan­d wettbewerb­sfähiger gegenüber dem chinesisch­en Staatskapi­talismus werden können. Unter anderem müssten das EU-Beihilfere­cht und die Anti-Subvention­sInstrumen­te geschärft werden. Europa müsse effektiv gegen Firmen vorgehen können, die nicht in der EU produziere­n und staatliche Subvention­en erhalten.

Zwar seien ausländisc­he Investitio­nen auch aus China grundsätzl­ich willkommen. Es solle aber eine Subvention­skontrolle eingeführt werden, die staatlich finanziert­e Übernahmen europäisch­er Technologi­eunternehm­en untersuche­n und notfalls verhindern soll. In der öffentlich­en Auftragsve­rgabe sollten hohe Qualitätss­tandards ein Muss werden, Dumping-Preise ausländisc­her Anbieter müssten auf Subvention­en durchleuch­tet werden können.

Auch die EU-Fusionskon­trolle müsse man anpassen.

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