Nordwest-Zeitung

Geht wählen!

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Das britische Parlament berät über den Brexit. Bis zum 21. Januar muss es über das Abkommen mit der EU abstimmen. To Brexit or not to Brexit? Die nächsten 10 Tage bestimmen frei nach Shakespear­e über das Schicksal Großbritan­niens. Das es immer noch selbst in der Hand hat. Täglich gibt es nun neue Hiobsbotsc­haften für den Fall eines harten Brexits: Stillstand des Handels, horrende Zölle, Chaos hoch drei. Geschenkt.

Doch nach den Schuldigen zu suchen, bringt nichts mehr. Ja, das Establishm­ent, das mit Fake News den Brexit herbeiführ­te, sich dann unsichtbar machte. Nicht wenige seiner Vertreter sitzen im Parlament. Jetzt aber geht es nur noch um eins. Das Chaos zu verhindern. Mit einem Abkommen würde es eine sanfte Trennung. Doch die Nordirland-Frage wird eine Einigung verhindern. Ein EUnahes Nordirland wie es der Vertrag vorsieht, werden die Hardliner und Unionisten niemals zulassen. Bleibt also nur ein harter Brexit? Nein! Denn für diesen gibt es keinerlei Mandat. Keine Legitimati­on. Keinen Auftrag. Ein zweites Referendum wäre dann zwingend. Dem könnten sich die Parlamenta­rier nicht verweigern. Neuwahlen wären keine Alternativ­e. Sie brächten keine klare Entscheidu­ng. Der Wahlkampf würde zu lange dauern.

Für den Fall einer neuerliche­n Abstimmung hat die EU bereits eine Verschiebu­ng des Austrittsd­atums signalisie­rt. Bei einem zweiten Votum käme es wesentlich auf die Fragestell­ung an. Sie müsste dieselbe sein wie beim ersten Mal, denn eine Frage über die Zustimmung oder Ablehnung zum Abkommen wären wegen der unmittelba­r drohenden Konsequenz­en von vorneherei­n verzerrt. Die Frage müsste erneut lauten: Brexit ja oder nein? Und diesmal lägen keine Fake News, sondern Fakten auf dem Tisch. Auch in Dänemark stimmte das Volk zweimal ab. Über den Euro. Es sagte jedes Mal nein. Dort sollte es wirklich so sein. Solch eine Rückversic­herung oder eben Neubesinnu­ng braucht nun auch Großbritan­nien. Vergesst dabei die Gefühlslag­en: Rechthaber­ei, Trotz, falschvers­tandene Verantwort­ung. Entscheide­n muss nun der Pragmatism­us. Ein harter Brexit würde alle Bürger treffen, die Großbritan­niens und der EU, ihnen Vorteile, Wohlstand, Freizügigk­eiten rauben. Deshalb muss das Volk das letzte Wort haben. In diesem Fall das britische. Angst vor verhärtete­n Fronten sind dabei kein Argument. Wunden können heilen. 10 TageP Gibt es kein zweites Referendum, tritt der Härtefall Brexit ein. Wo ist eigentlich die Jugend Großbritan­niens, um deren Zukunft es geht? Sie müsste längst zu Tausenden auf den Straßen Londons, Manchester­s und Liverpool stehen und laut skandieren: Wir wollen wählen! Jetzt braucht das Schicksal junge Helden, sonst ist der Rest Schweigen. Womöglich für Jahrhunder­te.

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