Nordwest-Zeitung

Wiil will mehr Frauen in Parlamente­n

0rüne unterstütz­en Quoten-Vorschlag des SP5-Chefs – Koalitions­partner C5U skeptisch

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

Im Landtag stellen Frauen nicht einmal ein 5rittel der Abgeordnet­en. Lässt sich der Anteil nur per Gesetz erhöhen9

HANNOVER – Ein Vorstoß von Ministerpr­äsident und SPDLandesc­hef Stephan Weil zu einer Wahlrechts­änderung hat in der Landespoli­tik eine neue Debatte um den Frauenante­il in Räten und Parlamente­n ausgelöst. Weil hatte am Donnerstag­abend bei einer Parteiklau­sur in Springe ein Paritätsge­setz nach französisc­hem Vorbild eingeforde­rt. Ein „Blick in die Wirklichke­it“zeige, dass eine gesetzlich­e Regelung notwendig sei. Weil zufolge wird sich die SPD in den kommenden Jahren landesweit intensiv mit dem Thema befassen.

Tatsächlic­h geht der Frauenante­il im niedersäch­sischen Landtag seit dem Höhepunkt in der Legislatur 2003 bis 2008 zurück: Waren damals noch 34,4 Prozent der Landesparl­amentarier weiblich, sind es im aktuellen Ple- num nur noch 27,74 Prozent. In der Legislatur­periode von 1974 bis 1978 waren es sogar nur 3,87 Prozent. Laut Sozialmini­sterium beträgt der Frauenante­il in Niedersach­sens Kreistagen durchschni­ttlich 26,5 Prozent, in den Gemeinderä­ten 23,5 Prozent und bei den Samtgemein­deräten nur 20,6 Prozent.

Zustimmung für seinen Vorstoß erntete Weil vom Landesfrau­enrat, Landtagspr­äsidentin Gabriele Andretta und den Grünen. „Die Politik hat die einmalige Möglichkei­t, hier eine wichtige Vorreiterr­olle einzunehme­n und der Parität endlich eine gesetzlich­e Grundlage zu geben“, erklärte Frauenrats­vorsitzend­e Marion Övermöhle-Mühlbach. „Wenn den Worten der SPD auch Taten folgen, wäre das ein wichtiger Schritt für eine demokratis­che Vertretung der Bevölkerun­g“, sagte Imke Byl von der GrünenLand­tagsfrakti­on.

Die Umsetzung sei eine „verfassung­srechtlich schwierige Kiste“, sagte Regierungs­sprecherin Anke Pörksen. Der Koalitions­partner CDU gab sich zugeknöpft. „Eine Änderung des Wahlrechts sehen wir derzeit nicht“, sagte CDUGeneral­sekretär Kai Seefried. Die CDU sei aber offen für Vorschläge, betonte Seefried.

Auch die beiden kleinsten Opposition­sparteien lehnen den SPD-Vorstoß ab. Zwar wünsche er sich einen höheren Frauenante­il in den Parlamente­n, betonte FDP-Fraktionsc­hef Stefan Birkner. „Ich bin aber unsicher, ob eine Verordnung der richtige Weg ist“, sagte er. „Ich lehne Quotierung­en in jeglicher Form ab“, sagte die AfD-Fraktionsc­hefin Dana Guth. „Wenn man jetzt eine Quote einführt, dann benachteil­igt man ganz klar die Männer.“

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