Nordwest-Zeitung

Alltag kehrt in erste christlich-muslimisch­e Kita ein

Viel Zuspruch für Pro:ekt ;Abrahams Kinder< in Gifhorn – Nachfragen aus ganz 5eutschlan­d

- VON CHRISTIAN BRAHMANN

GIFHORN – Fünf Monate nach der Eröffnung der Zwei-Religionen-Kita in Gifhorn ziehen die Initiatore­n eine erste positive Bilanz. „Der Start ist super verlaufen“, sagte die Leiterin, Linda Minkus.

Nach dem aufsehener­regenden Beginn im August, über den bundesweit berichtet wurde, sei nun allmählich

der Alltag eingekehrt. In der Kita werden 15 Kinder aus christlich­en, muslimisch­en und konfession­slosen Familien betreut.

Hinter dem Projekt „Abrahams Kinder“stehen die muslimisch­e Ditib-Moschee in Gifhorn, die katholisch­e St. Altfrid-Gemeinde und die evangelisc­he Dachstiftu­ng Diakonie. „Diese Zusammense­tzung der verschiede­nen Träger ist aber das einzig wirklich Besondere, ansonsten sind wir eine ganz normale Kita“, meint Minkus, die zuvor in einer katholisch­en Einrichtun­g arbeitete.

In der Kindertage­sstätte herrsche eine tolle Atmosphäre, was nach Auffassung der Leiterin vor allem daran liegt, dass sich viele Eltern in das Projekt einbringen. „Ich möchte, dass meine Tochter früh mit anderen Religionen in Berührung kommt“, hatte Sophie Fritsche bei der Eröffnungs­feier im Sommer ihre Entscheidu­ng begründet, ihre Tochter anzumelden. Auch Ali Akdeniz hatte gesagt, sich viel von der interrelig­iösen Einrichtun­g zu verspreche­n.

Das Erntedankf­est im Herbst war für die Kita-Leiterin ein erster Höhepunkt. „Die Früchte dafür hatten die Kinder selbst von den Obstbäumen im Garten gepflückt“, berichtete Minkus. „Es gibt Anfragen aus ganz Deutschlan­d, auch von potenziell­en Nachahmern.“Auch aus einem Besuch von Ministerpr­äsident Stephan Weil und Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (beide SPD) habe sie viel Unterstütz­ung

Minkus will aber nicht verheimlic­hen, dass es weiterhin Kritik an dem Projekt gibt und berichtet von der „ein oder anderen Mail“die beim Trägerkomi­tee eingegange­n ist. Innerhalb Gifhorns waren im vergangene­n Jahr in unregelmäß­igen Abständen immer wieder Flyer ausgelegt worden, die sich offensicht­lich gegen die Kita richteten. „Schauen Sie hin, wem Sie mitgenomme­n. ihre Kinder anvertraue­n“, war darauf unter anderem zu lesen.

Kultusmini­ster Tonne zeigte sich entsetzt und verurteilt­e die anonymen Flugblätte­r. Auch Gifhorns Bürgermeis­ter Matthias Nerlich (CDU) stellte sich in öffentlich­en Statements hinter das Projekt. Die Stadt sei froh, dass mit dieser Einrichtun­g der Dialog der unterschie­dlichen Religionen gefördert werde, sagte die Stadträtin Kerstin Meyer.

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DPA-BILD: DITTRICH Gemeinsame­s Interesse: Baran (links) und Hira bestaunen gespannt einen Brummkreis­el in der Gifhorner Kita.

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