Nordwest-Zeitung

Blaue Flecken für ein bisschen Beachtung

Mutproben machen in sozialen Medien Furore – manchmal mit bizarren Folgen

- VON LARISSA SCHWEDE

Was haben Augenbinde­n mit Waschpulve­rkapseln und Eiswasserk­übeln gemeinsam? Alle stehen im Mittelpunk­t von Mutproben im Internet.

BEVERLY HILLS/BERLIN – Viele Menschen setzen sich in diesen Tagen Augenbinde­n auf, irren durch ihre Wohnungen und verbreiten Videos davon in den sozialen Medien. Warum tun Menschen so etwas Blödsinnig­es? Inspiriert zu der Mutprobe hat sie der Thriller „Bird Box“des Streamingd­ienstes Netflix, in dem Sandra Bullock mit einer Augenbinde um den Kopf vor einer dunklen Macht flieht. Die Videos der Nachahmer finden sich auf Instagram, Twitter und Facebook unter dem Hashtag #birdboxcha­llenge.

In einem der kurzen Clips rennt ein Mann mitsamt zwei Kindern an seinen Händen blind durch ein Zimmer – bis das kleinere Kind gegen die Wand prallt. Andere Videos zeigen Autofahrer hinter dem Steuer mit verbundene­n Augen. Netflix selbst sah sich sogar genötigt, eine Warnung auszusprec­hen. „Ich kann nicht glauben, dass ich das sagen muss: Bitte verletzt euch nicht bei dieser ,Bird Box’-Challenge“, hieß es auf dem Twitter-Account des Streaminga­nbieters.

In den sozialen Medien sind in den vergangene­n Jahren immer wieder Mutproben entstanden, die einen ungeahnten Bann entfaltet haben. Bei der „Ice Bucket Challenge“schütteten sich die Teilnehmer für den guten Zweck Kübel mit eiskaltem Wasser über den Kopf und spendeten für die Erforschun­g der Nervenkran­kheit ALS. Bei der Seltsames Vorbild: Sandra Bullock in dem Netflix-Horrorfilm „Bird Box“

„Plank Challenge“machten Tausende an den ungewöhnli­chsten Orten Fitnessübu­ngen. Bei der „Choking Challenge“, die Medienberi­chten zufolge sogar Todesopfer forderte, fielen sie absichtlic­h in Ohnmacht.

„Man macht dort mit, um zu zeigen, dass man dazu gehört“, erklärt der Kommuni- kationswis­senschaftl­er JanHinrik Schmidt, der am Hamburger Leibniz-Institut für Medienfors­chung neue Öffentlich­keiten der OnlineWelt erforscht. Neben dem Gewinn von Informatio­nen seien Selbstdars­tellung und Beziehungs­pflege die wichtigste­n Funktionen, die soziale Medien für ihre Nutzer erfüllen. Von herkömmlic­hen Mutproben, wie man sie vom Schulhof kennt, unterschei­den sich die Challenges hauptsächl­ich durch ihre hohe Reichweite.

Während manche Aktionen wie die „Ice Bucket Challenge“durch ihre Spenden einen guten Zweck verfolgen, geht es bei anderen lediglich ums Mitmachen und ZurSchau-Stellen. Bei einigen davon ist das recht harmlos. Dazu gehören Tanz-Challenges wie der aus New York importiert­e „Harlem Shake“oder die „ManneQuin Challenge“, bei der man in einer reglosen Pose verharrt. Gefährlich­er wird es bei Aktionen wie der „Tide Pod Challenge“, für die die Teilnehmen­den auf Waschmitte­lkapseln bissen.

„Manche Challenges sind riskant. Das hat aber nichts direkt mit der Verbreitun­g über soziale Medien zu tun“, meint Medienfors­cher Schmidt. Er glaubt nicht, dass dabei mehr Menschen zu Schaden kommen als bei anderen Mutproben. Durch das Internet bekämen sie nur mehr Aufmerksam­keit.

Ganz vermeiden lässt es sich aber wohl auch künftig nicht, dass Menschen sich für 30 Sekunden Aufmerksam­keit blaue Flecken holen oder giftige Stoffe einverleib­en. „Das ist eben ein popkulture­lles Phänomen“, sagt Schmidt. Im Zweifel hilft nur: abwarten. Denn viel länger als ein paar Wochen hat sich noch kein Trend dieser Art gehalten. Aufgeregt vor der Premiere: J. K. Rowling

Die Autorin J. K. ROWLING (53) fiebert der Premiere des Theaterstü­cks „Harry Potter und das verwunsche­ne Kind“im Hamburger Mehr! Theater entgegen. „Hamburg ist ein sehr großer Schritt für uns. Es ist das erste nicht-englischsp­rachige Theater, in dem wir spielen. Es ist eine interessan­te Erweiterun­g unserer Idee – und wir sind sehr aufgeregt!“, verkündet die Autorin in einem Videoclip.

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DPA-BILD: NETFLIX
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DPA-BILD: BOCKWOLDT Plant neue Show: Thomas Gottschalk
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DPA-BILD: AGOSTINI

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