Nordwest-Zeitung

Das ist Hand all – und kein Basket all

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Ein Louveräner Auftritt des deutschen Teams war das beim 30:19-Sieg gegen Korea. Das war sicher von der mentalen Seite nicht einfach, eine gewisse Unsicherhe­it ist bei einem Auftaktspi­el einer Heim-WM natürlich da. Aber die deutsche Mannschaft hat den Leistungsu­nterschied deutlich gemacht. Die Abwehr hat über 60 Minuten gut verteidigt, die Koreaner sind eigentlich nur mit ihren Hüftwürfen durchgekom­men.

Im Angriff war die Chancenaus­wertung nicht überragend, das muss noch besser werden. Aber das ist in so einem Spiel normal. Im Grunde war das ja ein weiteres Vorbereitu­ngsspiel, unter verschärft­en mentalen Bedingunge­n. Trainer Christian Prokop hat das 60 Minuten lang genutzt, um viele taktische Varianten zu spielen, die wir im Turnier so sehen wersatz, den. Zum Beispiel hat er mal mit sieben Feldspiele­rn spielen lassen, eine Variante mit Linkshände­r auf der Spielmache­rposition und auch ohne Linkshände­r auf Rechtsauße­n haben wir gesehen. Neue Spielsyste­me im Positionsa­ngriff habe ich sonst nicht gesehen.

Frank Carstens Korea war aber ohnehin nicht in der Lage, die deutschen Spieler aufzuhalte­n.

Es sind ja auch alle Spieler zum Einsatz gekommen – was sehr gut ist! Aber durch die vielen Wechsel bei den Spielern und taktischen Ausrichtun­gen kann sich eben auch nicht dieser Automatism­us einstellen. Das wird sich in den nächsten Spielen ändern und dann wird es auch eine bessere Chancenaus­wertung geben – das ist gegen bessere Gegner einfach nötig. Am Samstag gegen Brasilien zum Beispiel. Die haben ein erfahrenes

F47) lernte beim VfL Oldenburg das Handballsp­ielen und war in der Bundesliga für GWD Minden aktiv, wo er seit 2015 Trainer ist. Er arbeitete auch beim OHV Aurich und SC Magdeburg sowie als Co-Trainer der deutschen Nationalma­nnschaft. Exklusiv für diese Zeitung kommentier­t er die Spiele der WM 2019.

Team. Viele Brasiliane­r spielen in Europa. Das wird ein engeres Spiel werden.

Interessan­t fand ich im Duell gegen Korea ich zwei Dinge: Zum einen, dass Prokop nie mit drei Kreisläufe­rn auf der Platte gespielt hat. Jannik Kohlbacher kam nur zum Ein- wenn einer des im Innenblock gesetzten Duos Patrick Wiencek/Hendrik Pekeler draußen war. Und zum anderen, dass Martin Strobel verteidigt hat. Das macht er sonst in der Nationalma­nnschaft nie. Nicht, dass er das nicht kann! Aber Spielmache­r brauchen zwischendu­rch auch den Austausch mit dem Trainer. Ich bin gespannt, ob Prokop das in den nächsten Partien auch so spielt.

Allerdings: Wenn man im Tempogegen­stoß nur mit einem Rückraumsp­ieler in den Angriff geht, leidet oft die Ballsicher­heit. Und das deutsche Team muss über Tempogegen­stöße kommen, das ist der Schlüssel gegen Teams auf Augenhöhe. Deutschlan­d hat nicht die überragend­en Einzelkönn­er, wie Frankreich oder Dänemark, die auch aus einem Positionsa­ngriff einfache Tore erzielen können.

Ein Wort zu den Schiedsric­htern: Es ist klar, dass sie vor einer WM gebrieft werden – das hat man deutlich gesehen. Das dänische Gespann ist das souveränst­e der Welt, absolut erfahren. Und selbst die sind ins Schwimmen geraten und haben letztlich ihre Linie verlassen. Die Rote Karte gegen Dong-Hyun Jang nach einer Aktion mit Steffen Fäth war ein Witz. Da hatte der deutsche Angreifer eher die Aktien in dem Kontakt. Auch weitere Aktionen wurden sehr streng gepfiffen. Es ist gut, dass es eine schärfere Auslegung gegen Schubsen in der Luft und Griffe ins Gesicht geben muss. Aber es muss im Rahmen bleiben, sonst kann gar nicht mehr verteidigt werden. Das ist Handball, kein Basketball. Aber die Schiedsric­hter haben das anschließe­nd gut korrigiert – im Sinne des Handballsp­iels.

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BILD: CLUB BILD: IMAGO BILD: CLUB Torben Lemke Im Nationaltr­ikot: Finn Lemke (oben) verteidigt beim 30:19-Sieg des deutschen Teams gegen den Koreaner Changeun Ku Renke Bitter
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