Drehscheibe der Hochsee-Schifffahrt liegt in Schweizer Alpen
–esiozer der „MSC Zoe“hat die zweitgrößte Container-Reederei der Welt – Eigner weitab vom Meer in Genf
GERE9BREMERHAVEN – ich mHhtainer-Riese verliert auf dem Weg nach Bremerhaven in stürmischer See in der Nordsee 291 der Stahlbehälter. Die Seefahrer-Nation Niederlande ist bei der Ortung und Bergung schnell und souverän im Einsatz. Der Eigner der „MSC Zoe“, Besitzer der zweitgrößten Container-Reederei der Welt, sitzt aber in Genf. Ein Hochsee-Spezialist am Alpenrand?
Ein Standort mit MeeresFlair ist die Schweizer Stadt mit ihrem See und den Ausflugsdampfern wahrlich nicht. Hier gibt es statt Wellenbrechern Alpen-Panorama. Die Küsten sind weit weg: Es sind gut 800 Kilometer bis vor die Küste der Niederlande.
Dennoch ist Genf eine der Drehscheiben der internationalen Hochsee-Schifffahrt. Dort tummeln sich neben dem „Zoe“-Eigner – der Mediterranean Shipping Company (MSC) und Nummer zwei nach der dänischen MøllerMaersk-Gruppe – einige der weltgrößten Rohstoffhändler, der führende Warenprüfkon- zern SGS sowie jede Menge Schiffsbroker, Frachtmakler, spezialisierte Anwälte, Banker und Investoren.
Dass der MSC-Gründer in den 1970er Jahren in Genf startete, hat vor allem mit der Liebe zu tun. Kapitän Gianluigi Aponte stammt aus ärmlichen Verhältnissen und arbeitete sich bis zum Kapitän hoch. Bis er die reiche Genfer Bankierstochter Raffaela kennenlernte. Ihre Familie akzeptierte den Kapitän, später holte sie ihn in die Bank.
Heute ist MSC mit 510 Containerschiffen auf den Weltmeeren unterwegs und hat 70 000 Mitarbeiter in 155 Ländern, wie Sprecher Giles Broom sagt. Die „Zoe“wurde in Hamburg getauft, von der damals vierjährigen Enkelin Apontes namens Zoe.
MSC ist ein Familienbetrieb. Der Gründer sei als „Comandante“bekannt, heißt es. Heute leitet sein Sohn Diego die Geschäfte, Tochter Alexa ist Finanzchefin, und Schwiegersohn Pierfrancesco Vago leitet die Anfang der 1990er Jahre gestartete Kreuzfahrtsparte, die ebenso heute zu den größten der Welt gehört. Zahlen gibt es nicht. Das USMagazin „Forbes“schätzt Apontes Vermögen auf 7,5 Milliarden Dollar.
„Diese Stadt hat eine lange Tradition, Akteure im internationalen Handel anzuziehen“, erklärt Broom. „Genf atmet Welthandel.“
Historisch war die rohstoffarme Schweiz schon im 18. Jahrhundert auf Handel spezialisiert. Nach den Weltkriegen schätzten Firmen das unversehrt gebliebene neutrale Land als Standort, etwa auch für Geschäfte zwischen Ost und West. Heute nennen Unternehmen ein gutes Umfeld mit attraktiven Steuern, großen und kleinen Banken, den internationalen Organisationen wie der Welthandelsorganisation und vielsprachigen Spezialisten als wichtige Standortfaktoren.
Die Schweiz spielt mit ihrer kommerziellen Handelsflotte in der ersten Liga: Nach Volumen lag sie 2016 weltweit auf Platz 11, so die Swiss Trading and Shipping Association (STSA), Verband der Reeder. Die Flotte ist größer als die Norwegens, Frankreichs oder der Niederlande.