Nordwest-Zeitung

Der Erfolg bestand im Entsetzen

NDR zeigt nächsten Mitt>och Dokumentat­ion zur Serie „Holocaust“

- VON CHRISTOPH DRIESSEN

DIE HAMBURGER Elbphilhar­monie kann jetzt auch im Museum bewundert werden: Eine rund vier Meter hohe Nachbildun­g des Konzerthau­ses ist bis zum 18. Februar im Museum für Hamburgisc­he Geschichte zu erleben. Um schon vor der Eröffnung am 11. Januar 2017 internatio­nal das Interesse für das neue Wahrzeiche­n der Hansestadt zu wecken, hatte die Hamburg Marketing GmbH ein maßstabget­reues Modell um die Welt geschickt. Es ist zugleich ein interaktiv­es Modul, denn es macht die Elbphilhar­monie in Bildern, Musik und Videos erlebbar, wie das Museum am Freitag mitteilte. KÖLN = Der Ankauf der US-Serie „Holocaust“für das deutsche Fernsehen vor 40 Jahren war überaus umstritten – das dokumentie­rt jetzt der Film „Wie ,HolocaustR ins Fernsehen kam“, der am Mittwoch (16. Januar) um 23.50 Uhr im NDR gezeigt wird. Die Serie selbst wird derzeit montags wiederholt.

„Diese Sendung ,HolocaustR war nach meiner Erinnerung die umstritten­ste Sendung, die der WDR je hatte“, sagt Petra Witting-Nöthen, die das historisch­e Archiv des Senders leitet. Der damalige WDR-Fernsehspi­elchef Günter Rohrbach bekam sogar Morddrohun­gen, auf zwei Sendemaste­n wurden Sprengstof­fanschläge verübt.

In der Politik, in der Presse und in der Bevölkerun­g – überall gab es Bedenken: Die Rechten ereiferten sich über die „Hetzserie“, die Linken lehnten das „kommerziel­le Hollywood-Melodram“aus Amerika ab. Und deutsche Filmemache­r äußerten sich abfällig über manche Kameraeins­tellung.

„Stellen Sie sich mal vor: Die ganze Welt sendet es – aber die Deutschen haben ästhetisch­e Bedenken“, sagt der heute 90 Jahre alte Rohrbach. An den meisten DDR-Bürgern ging die Serie allerdings vorbei: Sie konnten nur ARD und ZDF empfangen, nicht aber die dritten West-Programme.

Als der Vierteiler erst einmal lief, entfaltete er sofort eine enorme Wirkung. Nach WDR-Angaben hat damals fast die Hälfte der Bundesdeut­schen über 14 Jahren wenigstens einen Teil der Serie gesehen. „Es war ein gewaltiger Erfolg“, erinnert sich Rohrbach, „der Erfolg bestand aber in einem Entsetzen“.

Angesicht der erneuten, bereits laufenden Ausstrahlu­ng von „HolocaustS im Spätprogra­mm der dritten Sender WDR, SWR und NDR startete der Sachse Falko Giesner (48) vor wenigen Tagen die Online-Petition „Holocaust in die Hauptsende­zeit“. Nach seinen Angaben fordern inzwischen knapp 20000 Menschen eine nochmalige Ausstrahlu­ng zur Hauptsende­zeit in den beiden Hauptprogr­ammen.

Einer Umfrage zufolge zeigten sich nach der Ausstrahlu­ng 64 Prozent der Zuschauer erschütter­t, 22 Prozent gaben an, fast geweint zu haben. Das war für die damalige Zeit außergewöh­nlich, denn das Deutschlan­d des Jahres 1979 war den Verbrechen noch sehr nahe.

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BILD: WDR Nach Polen deportiert: Szene aus „Holocaust“mit den Darsteller­n Fritz Weaver und Rosemary Harris
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